Muttental – Bergbaugeschichte auf Schritt und Tritt

Fast 300 Loks und Waggons präsentiert das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Fast 300 Loks und Waggons präsentiert das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Neun Kilometer Bergbaugeschichte auf Schritt und Tritt. Denkmal an Denkmal. Dazwischen herrlichste Wälder und weite Wiesen mit Blick auf die blaue Ruhr. Schmale Wege, die an plätschernden Bächlein entlang führen. Eine verträumte Burgruine, Einsamkeit, dann wieder Cafés, ein Grubenrad, mit dem man Runden drehen kann, und frisch geräucherte Forellen ab Teich – was verlangt der Wanderer mehr?

Im Wittener Muttental lässt sich auf den Spuren alter Zeche viel Spannendes entdecken. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Im Wittener Muttental lässt sich auf den Spuren alter Zeche viel Spannendes entdecken. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Kaum vorstellbar, dass in dem stillen Seitental der Ruhr in Witten einst über 60 Kleinzechen in Betrieb waren. Über 30 Stationen – Stollenmundlöcher, Betriebsgebäude und Fördergerüste – dokumentieren die Entwicklungsstufen des Steinkohlenbergbaus, säumen den neun Kilometer langen Bergbau-Rundweg Muttental und laden dabei zu einer Zeitreise durch 450 Jahre Ruhrgebietsbergbau ein.

Historische Grubenbahn

Tatsächlich ist die Tour voller kleiner und großer Blickfänge sowie Sehenswürdigkeiten. Wer sich vom Parkplatz Nachtigallstraße auf Schusters Rappen auf den Bergbau-Rundweg begibt, stößt dann schon nach gut 100 Metern auf das erste Zeugnis der Bergbaugeschichte: hier befindet sich der frühere Eingang zum Südflügel des Stollens Braunschweig. Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Gelände des Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia.

Das technische Museum auf dem Gelände der 1892 still gelegten Zeche präsentiert seit dem Jahre 2002 eine Reihe von Schienenfahrzeugen, die im Bergbau eingesetzt wurden. Die stattliche Sammlung zählt mehr als 200 Waggons und auch 90 Lokomotiven, die von der Arbeitsgemeinschaft Muttentalbahn liebevoll restauriert und instand gesetzt werden. Regelmäßig werden auch Ausflugsfahrten angeboten.

Arbeitbedingungen unter Tage hautnahe erleben

Malerisch zeigt sich das Muttental - wie hier an der Zeche Hermann - entlang des Bergbaurundwegs. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Malerisch zeigt sich das Muttental – wie hier an der Zeche Hermann – entlang des Bergbaurundwegs. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Weiter geht es dann unterhalb von Schloss Steinhausen zur rund anderthalb Kilometer entfernten, ehemaligen Zeche Nachtigall. Als Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur informiert das einstige Bergwerk über die Entwicklung des Bergbaus im Ruhrtal. Höhepunkt des Besuches ist ein Gang durch den Nachtigallstollen, wo Museumsgäste – ausgerüstet mit Fahrmantel, Helm und Lampe – zu einem echten Steinkohleflöz vorstoßen. Sie erleben dabei die Arbeitsbedingungen im Kohlebergbau vergangener Tage.

Über die Muttentalstraße geht es schließlich weiter auf den eigentlichen Bergbau-Rundweg. Erste Station ist der Zugang zum einstigen Steinbruch Dünkelberg, während an der Kreuzung mit der Berghauser Straße eine Skulptur mit einem Bergmann, der eine Grubenlampe trägt, in den Blick fällt. Auf der rechten Seite liegen nun einige Forellenteiche, an denen man auch frisch geräucherte Forellen erstehen kann.

Kurz darauf sind dann der Eingang zum Stollen Turteltaube und das schmucke Bethaus der Bergleute erreicht. Letzteres wurde im Jahre 1830 errichtet und ist das einzige seiner Art im gesamten Ruhrgebiet. Im Untergeschoss wird eine kleine Ausstellung über Arbeit und Leben der Kumpel vor der Zeit des maschinellen Kohleabbaus gezeigt. Im Obergeschoss befindet sich auch ein kleines Café, das während der Öffnungszeiten des Bethauses Würstchen, Kuchen und Eis feilbietet.

Bergbauaustellung „Vom Altertum bis zur Neuzeit“

Ein besonderes Kleinod: das Bethaus der Bergleute. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein besonderes Kleinod: das Bethaus der Bergleute. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der Rundweg führt nun bergan in ein malerisches Waldstück zum ehemaligen Areal der Zeche Hermann. Hier ist bei freiem Eintritt die Bergbauaustellung „Vom Altertum bis zur Neuzeit“ zu sehen. Die Freiluftausstellung präsentiert zahlreiche Bergbau-Gerätschaften. Ein kleiner Spaß bietet sich für alle, die mal Lust haben, auf einem Grubenrad auf Schienen ein paar Runden zu drehen.

Spaß für Groß und Klein: eine Tour mit dem Grubenfahrrad. (Foto Ulrike Katrin Peters)
Spaß für Groß und Klein: eine Tour mit dem Grubenfahrrad. (Foto Ulrike Katrin Peters)

Etwa nach einem Drittel der Rundstrecke wartet ein weiterer Blickfang: eine alte Haspelanlage. Knapp 200 Meter weiter ist die einstige Verladeanlage der Zeche Jupiter erreicht. Vorbei am Nachbau eines historischen Kohlenwagens geht es nun zum Stollen Fortuna, zur ehemaligen Halde des Schachtes Juno und zu den letzten noch erhaltenen Teilen der Zeche Renate. An einem Wanderparkplatz wartet dann ein historischer Dreibaum. Und nur einen Steinwurf entfernt erinnert auf einem Plateau ein Gedenkstein an jene Bergleute, die im Muttental verunglückten.

Vorbei an den Göpelschächten Moses und Wilhelm, dem ehemaligen Gelände der Zeche Orion und dem Eingang zum Stollen Reiger führt der Bergbau-Rundweg zu einem weiteren sehenswerten Höhepunkt, der allerdings nichts mit dem Kohleabbau zu tun hat: die Ruine Hardenstein. Die Reste der einst stolzen Burg liegen frei zugänglich inmitten des Naturschutzgebietes Hardenstein, nur einen Steinwurf vom Ruhrufer entfernt. Die Geschichte des Anwesens, das vornehmlich als Herrenhaus diente und weniger zur Verteidigung, geht zurück bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts.

Göpelschächte und Burgruine

Eine historische Besonderheit: die Verladeanlage der ehemaligen Zeche Jupiter. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Eine historische Besonderheit: die Verladeanlage der ehemaligen Zeche Jupiter. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Nach diesem geschichtsträchtigen Flecken mit Picknick-Charakter folgt schließlich der „Endspurt“. Auf dem Weg zurück Richtung Zeche Nachtigall und dem Parkplatz liegen mit dem Vereinigungs- und dem Nachkriegsstollen noch zwei weitere, stumme Zeugen der langen Bergbaugeschichte von Witten, die im Muttental im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt erlebbar wird.

Liegt nur einen Steinwurf vom Ruhrufer entfernt: die Ruine der Burg Hardenstein. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Liegt nur einen Steinwurf vom Ruhrufer entfernt: die Ruine der Burg Hardenstein. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Allgemeine Informationen: Stadtmarketing Witten, Tourist & Ticket Service, Marktstraße 7, Rathausplatz, 58452 Witten, Telefon 02302-19433, info@stadtmarketing-witten.de, www.stadtmarketing-witten.de

Startpunkt für den Bergbaurundweg: Der Parkplatz an der Nachtigallstraße in Witten-Bommern; grüne Schilde mit schwarzer Aufschrift weisen den Weg.

Länge: 9,1 Kilometer

Gehzeit: Zwischen 90 Minuten und zwei Stunden

Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia, Nachtigallstraße 27-33, 58452 Witten, Telefon 0177-4938504, info@muttenthalbahn.de, www.muttenthalbahn.org, Öffnungszeiten: Von Ostern bis Oktober jeden 1. und 3. Sonntag im Monat zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet; Eintritt frei.

LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall, Nachtigallstraße 35, 58452 Witten, Telefon 02302-936640, zeche-nachtigall@lwl.org, www.zeche-nachtigall.de; Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr; Eintritt: Erwachsene 3 Euro, ermäßigt 2 Euro, Kinder 1,50 Euro.

Bethaus der Bergleute: Öffnungszeiten: Von April bis Oktober dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr, von November bis März samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

Buchtipp: Eine ausführliche Beschreibung des Segensweges findet sich in dem Wanderfüher Ruhrgebiet ( ISBN 978-3-86686-500-6)von Karsten-Thilo Raab und Ulrike Katrin Peters. Erhältlich ist der Titel für 12,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.

{google_map}Witten, Zeche Nachtigall{/google_map}