Das faszinierende UNESCO Welterbe im Alentejo

Alentejo
Vorzeigestädtchen im Alentejo: Évora mit der beeidnruckenden Praça do Giraldo. – Foto Frank Nürnberger

Das kulturelle Erbe im Alentejo ist einzigartig vielseitig. Es ist geprägt von historischen Geschehnissen und der Wesensart seiner Anwohner, die über jegliche Epochen hinweg, sich um den Erhalt der Monumente und ihrer Kultur bemühen. Ihre Geschichte bleibt dadurch aktuell und lebendig. Das überzeugte auch das UNESCO-Komitee, welches das historische Zentrum von Évora schon 1986 auf die Liste des Weltkulturerbes aufnahm. Zudem erhielten auch vier traditionelle Künste und Bräuche einen Eintrag auf die UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Darunter das Kunsthandwerk der Tonfiguren in Estremoz und der berühmte Chorgesang Cante Alentejano.

Das historische Zentrum von Évora

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Die Kathedrale ist eines der Wahrzeichen von Évora.

Als erste UNESCO-Welterbestätte in der Region Alentejo hat sich das historische Zentrum von Évora vor allem durch sein besonderes Straßenbild qualifiziert. Von den monumentalen Säulen des römischen Diana Tempels bis hin zu den weißgekalkten Häusern repräsentiert die Innenstadt verschiedene Epochen der Geschichte Portugals. Gebaut von den Römern, wurde das Zentrum im 8. Jahrhundert von den Mauren erobert und mit einer Moschee sowie einer Burg ausgebaut. Im Zuge der Reconquista wurden die Mauren von Anhängern und Kämpfern des christlichen Glaubens und ihrer Könige aus der Stadt verdrängt. Im Rahmen dieser Kämpfe ist besonders der Anführer der christlichen Milizen Alentejos, Geraldo Geraldes, als gefeierter „Held“ der Stadt Évora herausgegangen.

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Das charmante Évora besticht durch zahlreiche Prachtbauten.

Neben den vielen Denkmälern, die für ihn geschaffen wurden, sowie der Hauptplatz Praça do Giraldo, der nach ihm benannt wurde, ziert Geraldo Geraldes auch das Stadtwappen von Évora. Das heutige Stadtbild entstand ab dem 15. Jahrhundert, mit ihm die Universität der Stadt, die Kirche des São Francisco und das dazugehörige Beinhaus Capela dos Ossos, in dessen Mauern 5000 menschliche Skelette eingearbeitet wurden. Im 17. Jahrhundert entstanden die typischen weißen Wohnhäuser, deren Stil besonders die portugiesische Architektur in Brasilien beeinflusst hat. Évora beherbergt nicht nur die portugiesische Geschichte, sondern prägte auch die Weltgeschichte als Krönungsort der Könige und als Zentrum des aufkommenden portugiesischen Humanismus, weshalb die Stadt eine bedeutende Stellung für die Region hat.

Das Tonfiguren Handwerk in Estremoz

Eine besonderheit sind auch die Tonfiguren aus Estremoz. – Foto Visit Alentejo

Eine halbe Stunde entfernt von Évora erhält die kleine Stadt Estremoz die Kunst der alentejanischen Tonfiguren. Diese Kunst geht bis in 17. Jahrhundert zurück und wird noch heute an künftige Generationen weitergegeben. Die Figuren sind stark mit der Region verbunden und stellen meist lokale Ereignisse oder Volkstraditionen dar. Der Prozess ihrer Herstellung erfolgt über mehrere Tage. Erst werden die Figuren geformt, im Ofen gebrannt und anschließend bemalt und lackiert. Die Weitergabe dieser Technik wird durch pädagogische Initiativen der Handwerker und dem Zentrum zur Förderung und Erhalt der Estremoz-Figuren sichergestellt, indem sich die Handwerker aktiv in Schulen, auf Messen und in Museen repräsentieren. Aufgrund der starken Förderung zur Weitergabe des Handwerks an die nachfolgenden Generationen, wurde das Handwerk 2017 in die Liste des immateriellen Kulterbes der Menschheit aufgenommen.

Cante Alentejano

Stimmgewaltige Tradition mit Welterbe-Status: Cante Alentejano.  Foto Nicola Di Nunzio

Eine weitere Tradition, die stark in der Geschichte Alentejos verwurzelt ist und seit ihrem UNESCO Eintrag ins immaterielle Kulturerbe mehr an nationaler Anerkennung gewinnt, ist der polyphone Chorgesang, der Cante Alentejano. Seine Ursprünge liegen im Mittelalter aus den Gesängen der Landarbeiter zurück. Der Cante in seiner heutigen Form entstand im 19. Jahrhundert, in den Zeiten der ersten industriellen Entwicklung der Landwirtschaft im Alentejo, woraufhin 1926 der erste eingetragene Gesangsverein folgte. Der Cante wird traditionell ausschließlich durch Stimmen, ohne die Begleitung von Musikinstrumenten dargeboten und behandelt alltägliche Themen, die vom Leben im Alentejo und seiner Natur handeln. Eine besondere geschichtliche Bedeutung erlangte der Cante Alentejano durch den Komponisten José Afonso, der mit dem Lied „Grândola, Vila Morena“ im Cante Stil, die Hymne der portugiesischen Nelkenrevolution 1974 erschuf. Die Revolution beendete damals über 30 Jahre Diktatur in Portugal. Weitere Informationen unter https://ich.unesco.org/ sowie unter www.visitalentejo.pt.