Das meist geküsste Mädchen der Welt

Jeder frischgebackene Doktor der altehrwürdigen Universität Göttingen sollte dem Gänseliesel einen Kuss geben. (Foto: Alciro Theodoro da Silva)

Wo steht das meist geküsste Mädchen der Welt? Wie kommen historische Walknochen ins Binnenland? Warum feiern Junggesellen ein Mittelalterfest? Und welches Rathaus hängt voller Herzen? Niedersächsische Städte stecken voller Kuriositäten, die ungewöhnlichsten hat der gemeinsame Reiseblog Aboutcities.de gesammelt. Einheimische verraten hier die besten Geschichten und Insidertipps für einen Besuch abseits ausgetretener Pfade.

„Das meist geküsste Mädchen der Welt kommt aus Göttingen“, erklärt Blogger Keno Hennecke. Es sei das bronzene Gänseliesel auf dem Brunnen vor dem Alten Rathaus. Der Tradition folgend werden die frisch examinierten Doktoranden der altehrwürdigen Göttinger Universität in bunt geschmückten Bollerwagen durch die Stadt gezogen, sie erklimmen den Brunnen, stecken dem Gänseliesel einen Blumenstrauß in den Baldachin und geben ihm einen Kuss auf die Wange.

Walkiefer und Hochzeitsherzen

Imposante Walkiefer schmücken ein ehemaliges Kolonialwarengeschäft in der niedersächsischen Stadt Gifhorn. (Foto: Reiter)

In Gifhorn in der Südheide dagegen kann man überraschenderweise fernab der Küste an einer historischen Fassade in der Fußgängerzone zwei große Walkiefer bestaunen. Wie es dazu kam, erklärt Blogger Jörn Pache: „Im 19. Jahrhundert befand sich in diesem Haus eine Kolonialwarenhandlung. Die Kiefer waren ein Geschenk Hamburger Händler und wurden um 1890 montiert.“

Im Rathaus von Hannoversch Münden wiederum, der hübschen Fachwerkstadt am Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser, hängen unzählige liebevoll gestaltete Holzherzen. Der Grund: Nach der Trauung darf jedes Brautpaar sein persönliches Hochzeitsherz an einem der Stützbalken vor dem Standesamt festnageln. Inzwischen wurden im Rathaus sogar zusätzliche Balken angebracht, um genügend Platz für die Herzen zu schaffen.

Volksfest als Erinnerung an Begebenheit aus dem 14. Jahrhundert

Das Rathaus von Hann. Münden im Weserbergland hängt voller Herzen. (Foto: Lars Bossemeyer)

Nur alle drei Jahre findet in Lingen an der Ems das große mittelalterliche Volksfest statt – 2017 ist es wieder soweit. Das Kivelingsfest beruht auf einer Begebenheit aus dem 14. Jahrhundert: Bei Kämpfen zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Münster war die männliche Bevölkerung Lingens so stark dezimiert, dass als letztes Aufgebot die unverheirateten Jugendlichen auf die Wälle gerufen wurden. Die „kleinen Kämpfer“, wie das mittelhochdeutsche Wort „kiven“ übersetzt heißt, konnten tatsächlich die Eroberung Lingens verhindern. Der Verein der Kivelinge nimmt bis heute nur Junggesellen auf und feiert zur Erinnerung an ihren Sieg ein großes Spektakel, das die Besucher ins Mittelalter entführt.

Die Bären sind los in Wolfsburg

Das Kivelingsfest im emsländischen Lingen entführt alle drei Jahre ins Mittelalter. (Foto: djd)

Im Wolfsburger Stadtteil Sülfeld gibt es im Frühjahr eine ausgefallene Tradition, um den Winter zu vertreiben: Mit viel Lärm und Verkleidung ruft die Jungburschenschaft zum „Bärenziehen“ auf. Ein Mitglied trägt ein aus Stroh angefertigtes Bärenkostüm, aber auch die anderen Mitglieder sind fantasievoll verkleidet. Gemeinsam ziehen sie den Bären durch den Ort und sammeln Spenden. Anschließend laden sie zu Tanz, Gesang und Musik. Mehr über diese Tradition und andere eigentümliche Bräuche in Niedersachsen findet man auf dem Reiseblog aboutcities.de. (djd).

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