Schwungvoll zu Tale sausen – die Schweizer Bergwelt per Trotti-Bike erfahren

Mit dem Trotti-Bike geht es rasant durch die Bergwelt zwischen Interlaken und Thun. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wer mit Kindern in die Berge fährt, der hört nach ein paar Tagen in den Wanderstiefeln sicher irgendwann ein leicht nörgeliges „Waaaas? Schon wieder wandern?!“ Nur gut, dass es in der Bergwelt Interlakens tolle Alternativaktivitäten gibt. Wie wäre es zur Abwechselung einmal, sich auf ein schnittiges Gefährt zu stellen und im eigenen Tempo zu Tale zu sausen? Möglich ist das zum Beispiel mit dem coolen Trotti-Bike, das man am Niederhorn, dessen Talstation bequem per Bus in weniger als 30 Minuten ab Interlaken erreicht ist, gegen Gebühr ausleihen kann.

Nach einer kurzen Fahrt mit der Standseilbahn geht es an der Mittelstation Vorsass los. Ordentlich in Reihe und Glied aufgestellt, warten hier die blauen und roten Trotti-Bikes, die an schnittige, überdimensionierte Tretroller erinnern, darauf, mitsamt Fahrer ins Tal hinab zu sausen. Helme auf, Trotti-Bike ins Freie geschoben und los geht das Vergnügen, dass Groß und Klein gleichermaßen Freude bereitet. Nach dem Motto „Den Wind in den Haaren und die Hände an den Bremsen“ sind die Touren für Kinder bereits ab Schulalter geeignet. „Von nun an geht`s bergab!“, scherzt der gut gelaunte Familienvater Timo, der mit seiner Familie aus Deutschland angereist ist.

Für großgewachsene Fahrer ist die Höhe des Lenkrads gewöhnungsbedürftig. (Foto Ulrike Katrin Peters)

Am Ausgangsort Vorsass kann man sich für die kürzere, steilere Tour namens „Diretissima“ entscheiden, bei der man auf den zweiräderigen Flitzern rund sechs Fahrkilometer absolviert. Mit sichtlicher, kindlicher Freude düst Papa Timo nach ein paar Fahrmetern an seinen Kindern vorbei. „Du hast aber auch einen Gewichtsvorteil“, rufen seine Söhne im Chor hinter ihm her und geben alles, ihren Vater schnell einzuholen, während sich die Mutter sachte bremsend für ein geruhsameres Tempo entscheidet.

Durch felder, Wiesen und Wälder und vorbei an freilaufenden Kühen geht es talwärts. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wer mag, kann diese Tour ungefähr auf der Hälfte unterbrechen und sich in Rietboden im herrlich urigen Restaurant, das in einem hellen Holzchalet untergebracht ist, mit Kaffee, Kuchen oder einem zünftigen Mittagsgericht stärken. Die Kids haben derweil Freude daran, die flauschigen Riesenkaninchen mit saftigem Klee oder Löwenzahn zu füttern. Auch die frei laufenden dicken, braun-weißen Kühe sorgen für Spaß, wenn sie geruhsam trottend die Wege der Trotti-Bike-Fahrer kreuzen und zu einem Schnappschuss einladen.

Die beiden Trotti-Bike-Routen sind gut ausgeschildert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Das Bimmeln ihrer dicken Glocken, die auch die grasenden Schäfchen um den Hals tragen, sorgen für ein typisch alpine Klangkulisse. Herrliche Ausblicke über das Tal und den tiefer gelegenen Thuner See laden dazu ein, den Blick schweifen zu lassen. Aber die Trotti-Biker müssen auch immer den Weg im Blick halten, um nicht unversehens ins Schlenkern zu geraten.

Auch die Jüngsten haben großen Spaß auf dem Trotti-Bike. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wer etwas mehr von der Abfahrt haben möchte, der kann die rund zwölf Kilometer lange „Flanierama“ wählen, bei der man nicht nur bergab saust, sondern auch aus eigenem Antriebe ein Stück den Rollen antreiben muss. „Welche ihre nehma‘ wollt‘ müssts‘ scho‘ selbst wissen!“, hatte schon die sympathische Kassiererin an der Talstation lachend erklärt. „Die oina ist kurz und rassig, die andre‘ is‘ gemütlicher“, lächelt sie, nicht ohne die typisch sympathische Schweizer Art, das „chr“ weit hinten im Hals zu betonen. Die meisten Familien wählen die kurze, blau markierten Route. Denn bei dieser kommt man so gut wie nicht mit Autoverkehr in Berührung. Bei der längeren Tour geht es durch kleine Siedlungen wie Spirenwald und Lord und hier kann einem schon mal ein Auto begegnen.

Entlang der Route zeigt sich die Schweizer Bergwelt von ihrer schönsten Seite. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Stetiger Begleiter auf beiden Routen ist der herrliche Ausblick über den gletschergrünen Thuner See, der sich verheißungsvoll durch das gesamte Tal zieht. Rechts und links der asphaltierten, gut befahrbaren Strecke säumen Farne, Blaubeeren, Moose und verschiedene Gräser den Weg.

Der Schein trügt. Auf die Trotti-Bike-Fahrer wartet hier nicht wirklich eine große Herausforderung. (Foto Karsten-Thilo Rab)

Nach rund einer Stunde ist man auf der kürzeren Strecke wieder an der Beatenberg Station angekommen und parkt die Trotti-Bikes einfach vor der Statiostür. Glücklich, mit zerzausten Haaren und rosigen Wangen gleitet man dann mit der Standseilbahn wieder zurück auf Uferhöhe des Thuner Sees. „Im wahrsten Sinne des Wortes eine erfrischende „Erfahrung“ – und das ganz ohne Führerschein“, flachst ein schlacksiger Jugendlicher beim Verlassen der Bahn seinen Eltern zu. „Und morgen, meinetwegen, wieder wandern!“

Mal rasant, mal mit eigenem Schwung geht es stetig bergab. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Informationen: Niederhorn Bahn AG, CH 3803 Beatenberg, Telefon 0041-(0)338410841, www.niederhorn.ch

Preis: Pro Trotti-Bike 14 Schweizer Franken, plus Bergbahn-Ticket. Der Helm ist im Mietpreis inbegriffen.

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