Wer die Kanguru-Trilogie von Marc Uwe Kling gelesen hat, der weiß, dass der Autor feinsinnigen Humor mit visionären Erkenntnissen so unterhaltsam verweben kann, dass die Lektüre den reinsten Genuss darstellt. Diesmal nimmt Kling seine Leser mit auf eine Reise in die Zukunft Deutschlands. Aus Gründen der Verkaufsförderung hat man sich entschieden, es kurzerhand umzubenennen: Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Alles läuft rund – Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Alles ist dem Konsum untergeordnet. Bedürfnisse erfüllen sich praktisch wie von selbst – solange es den Umsätzen dient. Eine Bestellung ist nur einen Kuss auf das Tablet entfernt – dank der praktischen „OneKiss“-Funktion.
Alles könnte so schön sein in dieser hoch technisierten Welt, in der ein Roboter sich zum Präsidenten wählen lassen will und andere Maschinen Liebesdienste am Menschen erbringen. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser (man wird in QualityLand nach dem Beruf seiner Eltern zum Zeitpunkt der Zeugung benannt) immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt.
Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung und einen Staubsauger mit Messie-Syndrom, einen Bombenentschärfungsroboter, dessen Hände bei Aufregung zu zittern beginnen? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Marc-Uwe Kling hat die Verheißungen und das Unbehagen der digitalen Gegenwart zu einer verblüffenden Zukunftssatire verdichtet, die lange nachwirkt. Visionär, hintergründig, witzig – und schlau!
Erhältlich ist QualityLand (ISBN 978-3550050152) von Marc-Uwe Kling für 18 Euro im Buchhandel oder direkt beim Ullstein Verlag.
