Das neue Gold des Vinschgau: Italiens erster Whisky kommt aus Glurns

Den Ausdruck Slàinte (Gälisch für Prost) wird man jetzt häufiger in Südtirols kleinster Stadt Glurns hören. Denn dort hat Italiens erste Whisky-Brennerei ihre Pforten geöffnet. Das Edel-Destillat aus heimischem Getreide will künftig eine ebenso typische Vinschger Spezialität werden wie das traditionelle Ur-Paarl. Seit einigen Jahren fungiert das Slow-Food-Brot als Vorreiter für einen lokalen Nachhaltigkeits-Trend: Die Rückbesinnung auf Rohstoffe aus der Region hat schon über 30 Bauern dazu veranlasst, voll auf biologischen Kornanbau zu setzen.

Mit „Puni – The Italian Single Malt“ ist Südtirols kleinste Stadt um eine hochprozentige wie architektonische Attraktion reicher. Denn in Glurns, nahe dem Ortler, gibt es seit Oktober 2012 die erste und einzige Brennerei Italiens. Hier wird echter Whisky nach traditioneller Methode hergestellt. Das verwendete Getreide stammt, ausgenommen der Gerste, aus dem Vinschgau. Die Destillerie trägt den Namen des Flusses Puni, der in den Ötztaler Alpen entspringt. Schon seit Jahren ist das schottische „Lebenswasser“ größtes Hobby von Unternehmerfamilie Ebensperger und wurde schließlich zur Passion. Zwei Jahre lang verkrochen sich Vater Albrecht und Sohn Jonas im Keller, experimentierten mit Getreidesorten, studierten Destillierweisen und holten sich einen echten schottischen Brennmeister ins Haus, bis die perfekte Rezeptur stand – und das Gebäude: Kein Geringerer als Stararchitekt Werner Tscholl zeichnet für den 13 Meter hohen Betonziegel-Kubus verantwortlich.

Im verglasten Inneren finden Besucher nicht nur den puristischen Verkaufsraum, sondern können auch die kupfernen Brennblasen, eine 100 Jahre alte Malzmühle sowie die Marsala- und Bourbon-Fässer bewundern, in denen die erste Whisky-Generation gelagert wird. Die Schau-Destillerie kann bei Voranmeldung besichtigt werden, selbstverständlich inklusive Verkostung des ersten „Italian Single Malt“.

Das Vinschger Ur-Paarl war 2004 erstes Südtiroler Qualitätserzeugnis, welches das Siegel von Slow-Food tragen durfte. Die renommierte Organisation engagiert sich weltweit für nachhaltigen und bewussten Genuss, traditionelle Herstellung und die Erhaltung regionaler Kreisläufe. Die Mitglieder, wie auch die Produzenten der typischen Brotspezialität, verpflichten sich zur Erfüllung strenger Vorgaben. So darf etwa der verwendete Roggen ausschließlich auf den Ackerböden des oberen und mittleren Vinschgau nach alter Tradition angebaut werden, Bäcker haben sich an das überlieferte Ur-Paarl-Rezept aus dem Kloster Marienberg zu halten.

Seine urtümliche Form verdankt das „Brot der Brautleute“ übrigens einem alten Brauch: Die beiden zusammenhängenden, flachen Laibe wurden zu Hochzeiten gebacken und stehen für die Vereinigung der Ehepartner. Wer Lust hat, sein eigenes „Vinschgerle“ herzustellen, kann jeden Donnerstag um 15 Uhr bei Bäuerin Elisabeth Theiner in Burgeis an einem zweistündigen Kurs teilnehmen. Die Teilnahmegebühr beträgt acht Euro für Erwachsene, fünf Euro für Kinder. Infos unter www.ferienregion-obervinschgau.it.

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