Aruba – Klein-Holland unter Palmen

Die weit verbreitete Wetterlüge wird gleich nach der Ankunft auf dem Königin Beatrix Flughafen entlarvt. Von wegen 365 Tage purer Sonnenschein im Jahr. Da fallen doch tatsächlich ein paar Regentropfen vom Himmel. Vielleicht sind es aber auch nur Freudentränen, die hier als eine Art Begrüßungsritual fließen. Was nicht auszuschließen ist. Schließlich nennt sich Aruba nicht von ungefähr „one happy island“ – eine Insel der Glückseeligkeit inmitten der Karibik, in der einem angesichts des fast dreiminütigen Dauerregens das Gefühl beschleicht, als höre man, wie die einheimische Flora mit einem gierigen Gluck-Gluck das überaus seltene Nass aufsaugt.

„That’s liquid sunshine“, flachst Nathalie Maduro. Und tatsächlich ist der „flüssige Sonnenschein“ schneller wieder verschwunden, als ein Regenschirm aufgespannt werden könnte. „Im Schnitt fallen hier gerade einmal 35 Millimeter Niederschlag pro Monat“, weiß Nathalie Maduro zu berichten. Und die 39-jährige muss es wissen. Sie arbeitet für die staatliche Tourismusbehörde und betreibt zusammen mit ihrem Mann Alexander einen der größten Bauernhöfe der Insel. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Ziegen- und Schweinezucht. Doch auch Tomaten wollen die Maduros verstärkt anbauen. Und da ist jeder Tropfen Wasser wichtig.

Südlich des Hurrikangürtels der Karibik gelegen, bleibt Aruba weitgehend von kräftigen Stürmen verschont. Und so avanciert das gerade einmal 184 Quadratkilometer große Island mit seinen kilometerlangen Sandstränden und verträumten Buchten an der Südwestküste, dem türkisblauen Wasser und der farbenfrohen Unterwasserwelt zu einem perfekten Badeparadies – zumal die Wassertemperaturen ganzjährig um 26 Grad Celsius liegen. Im Nordosten findet sich eine zerklüftete Küstenlinie mit bisweilen meterhoher Gischt, während das Landesinnere von Wüstenwelten, turmhohen Kakteen, Palmen, Agaven, Divi-Divi-Bäumen sowie mächtigen Felsblöcken geprägt wird.

Nicht von ungefähr tauften die Spanier die Insel in „Islas inútiles“ – „unnütze Insel“. Zum einen war und ist ein weiter Teil Arubas wegen der unzähligen Kakteen schwer begehbar, zum anderen gibt es kaum nennenswerte Bodenschätze. Zwar setzte im Jahre 1824, als ein gewisser Willem Rasmijn in einem Flussbett glitzernde Steine fand, ein Goldrausch ein. Sogar eine Miene, deren Reste noch heute an der Küste von Bushiribana zu sehen ist, wurde hoch gezogen. Doch ungeachtet aller Bemühungen konnten die Goldgräber in jahrzehntelanger Arbeit gerade einmal 1.300 Kilo des wertvollen Metalls zusammenkratzen.

Dafür entdeckte Aruba eher zufällig eine andere Einnahmequelle: leichtgläubige Amerikaner. Nachdem einige Kinder an der felsigen Küste von Bushiribana zum Spaß kleine Steinmännchen aufgetürmt hatten, wollten die US-Bürger nach dem Besuch der Miene wissen, was es mit den Steinfiguren auf sich habe? Ein Tourguide soll daraufhin geantwortet haben, dass man an der Höhe der gestapelten Steine messen könne, wie viel Geld man abends im Casino gewinnen würde. Also, je höher der Steinberg, desto größer der prognostizierte Gewinn. Ganz Heerscharen von US-Amerikanern nahmen die Worte für bare Münze, verwandelten den Küstenstreifen in ein Meer an Steinmännchen und trugen Tausende von US-Dollar in eines der zehn Glückspieltempel der Insel.

„Leider hat Fortuna ihnen nicht zugezwinkert“, lacht Nathalie Maduro ob der Naivität  einiger US-Bürger und verweist auf einen offiziellen Beschwerdebrief der amerikanischen Regierung, der schließlich den arubanischen Ministerpräsidenten erreichte. Der Beleibtheit der Insel bei den Amerikanern tat dies jedoch keinen Abbruch. Wohl auch, weil sie sich hier ein bisschen heimisch fühlen können. So sind hier Dependancen aller großen amerikanischen Fast-Food-Ketten zu finden. Und bezahlt wird überall in Dollar.

Deutlich größer ist jedoch der Einfluss des „Mutterlandes“. Nicht nur, dass Holländisch Amtssprache ist und auf der Insel eine historische Windmühle aus dem Jahre 1804 wiederaufgebaut wurde, nein, insbesondere die Hauptstadt Oranjestad besticht durch typisch niederländische Architektur. Dabei bildet der oft strahlend blaue Himmel einen herrlichen Kontrast zu den Spitzgiebelfassaden der Kolonialbauten. Einige strahlen im zarten Rosa, andere in kräftigem Rot, Türkisblau, Mintgrün oder Gelb.

Am Stadtrand der 20.000-Seelen-Gemeinde zeugen große Aloe Felder sowie das Aloe Museum vom einst wichtigsten Exportgut der Insel. 1840 durch Gouverneur Reinier von Raders eingeführt, fand die Sukkulente auf Aruba ideale Wachstumsbedingungen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schwang sich Aruba dann zum weltgrößten Aloe-Hersteller auf, produzierte 70 Prozent des Weltbedarfs. „Die goldenen Zeiten sind vorbei. Heute werden die Inhaltsstoffe viel schneller und billiger künstlich in Labors hergestellt“, konstatiert Museumsmitarbeiterin Joanne Trimon etwas ernüchtert.

Vorbei sind auch die Zeiten, als in der Raffinerie von San Nicolas 6.000 Arbeiter in Lohn und Brot standen. Nachdem die lukrative Ölverarbeitung (zunächst) endete, entdeckte Aruba Ende der 1980er Jahre den Tourismus für sich. Bis 1986 gab es hier gerade einmal drei Hotels. Heute sind es 16 mit zusammen gut 4.500 Betten. Diese verteilen sich entlang der beiden Traumstrände Eagle Beach und Palm Beach. Gleichwohl herrscht an den Stränden keine drangvolle Enge. Im Gegenteil. Wer einsame Buchten und Strände sucht, wird auf Aruba ebenso fündig wie derjenige, der ein pulsierendes Party-Leben mit Strandflair bevorzugt. Motto: „Feet in the sand, cocktail in the hand“. Denn spätestens mit dem Sonnenuntergang beginnt in den Bars von Oranjestad und im South Beach Centre die Party. Und nach zwei, drei jener Aruba Ariba Cocktails mit großem Wodka- und Rum-Anteil sowie Curacao und Bananenlikör merkt auch niemand mehr die abendliche Gier der Moskitos.

Allgemeine Informationen: Aruba Tourism Authority, R.J. Schimmelpennincklaan 1, 2517 J Den Haag, Niederlande, Telefon 02151-7478939 und 0031-(0)70-3028046, info@aruba.de, www.aruba.de.

Lage: Aruba liegt im Südwesten der Karibik rund 40 Kilometer vor der Küste Venezuelas. Die rund 106.000 Einwohner zählende Insel ist knapp 30 Kilometer lang, neun Kilometer breit. Seit 1986 genießt Aruba den „Status aparte“, dass heißt, es ist ein selbständiger Teil der Niederlande, der nur in der Außenpolitik und im Verteidigungsfalle vom Mutterland vertreten wird.

Anreise: KLM bietet Direktflüge von Amsterdam nach Aruba an. Die Flugdauer beträgt zehn Stunden. Von nahezu allen größeren Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es entsprechende Zubringer. Informationen unter www.klm.com.

Einreise: Es genügt ein mindestens noch drei Monate gültiger Reisepass.

Sprache: Amtssprachen sind Holländisch und Papiamento. Englisch und Spanisch werden überall gesprochen und verstanden.

Klima: Auf Aruba liegt die Jahresdurchschnittstemperatur fast konstant bei 28 Grad Celsius. Es herrscht überwiegend trockenes Klima. Niederschläge sind höchst selten, dafür weht fast ständig Ostwind. Durch die begünstigte geographische Lage ist die Wahrscheinlichkeit, dass Aruba von einem Hurrikan heimgesucht wird, äußerst gering.

{google_map}Aruba{/google_map}

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen