Hartford – wo Amerikas berühmter Schriftsteller Mark Twain vor 140 Jahren eine Heimat fand

Mark Twain und seine Familie auf der Veranda seines Hauses in Hartford im Jahr 1885. (Foto Mark Twain House)
Mark Twain und seine Familie auf der Veranda seines Hauses in Hartford im Jahr 1885. (Foto Mark Twain House & Museum)

Ende des 19. Jahrhunderts war die Stadt Hartford im US-Bundesstaat Connecticut eine Verlagsmetropole und galt als intellektuelles Zentrum, das zahlreiche Autoren und Künstler anlockte. Auch der legendäre Schriftsteller Mark Twain, der in jungen Jahren als Schriftsetzer, Schiffssteuermann, Goldgräber, Gesellschaftsreporter und Reiseschriftsteller gearbeitet hatte, folgte im Jahr 1891 mit Frau und Kindern diesem Ruf. Dazu ließ er ein Haus nach seinen Wünschen und Vorstellungen errichten, in das die Familie 1874 einzog und bis 1891 lebte. In diesem neuen Heim verfasste er einen Großteil seiner wichtigsten Werke, die ihm Weltruhm bescherten, darunter auch die Romane „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“, in denen er seine eigene Kindheit an den Ufern des Mississippi verarbeitete und in kritischer Weise die amerikanischen Lebensumstände seiner Zeit beschrieb.

Für Mark Twain hatte sein Haus in Hartfod eine Seele und Augen. (Foto Mark Twain House & Museum)
Für Mark Twain hatte sein Haus in Hartfod eine Seele und Augen. (Foto Mark Twain House & Museum)

Später nannte der Schriftsteller, der eigentlich Samuel Langhorne Clemens hieß, die Jahre in Hartford die glücklichste und produktivste Zeit seines Lebens. „Für uns“, so Twain, „besaß unser Haus…ein Herz und eine Seele und Augen, um mit uns zu sehen… Es war ein Teil von uns und wir waren in ihm geborgen und lebten unter seiner Gnade und in dem Frieden seines Segens.“

Das im Viktorianischen Stil erbaute Haus gilt als architektonische Juwel. Seine 25 Zimmer bieten einen hervorragenden Einblick in das Leben des Schriftstellers, beleuchten sein literarisches Erbe und unterstreichen die anhaltende Relevanz seiner Werke. Das Anwesen verfügt über eine imposante Eingangshalle, einen üppigen Wintergarten, eine große Bibliothek, ein Speisezimmer, wo der Hausherr seine Gäste mit Geschichten unterhielt, und ein schönes Billardzimmer, in dem er Zigarren rauchte und seine Bücher schrieb. Das Haus war mit modernster Technik ausgestattet, wurde mit Gaslicht beleuchtet, hatte sieben Badezimmer mit warmem und kaltem Wasser und verfügte über Toiletten mit Spülung. Heiße Luft aus den Öfen im Keller wurde durch Rohrleitungen geführt und beheizte das gesamte Haus, und bereits im Jahre 1878 wurde in der Küche ein frühes Modell des Telefons installiert. Zudem gab es zwei batteriebetriebene Apparate: eine Alarmanlage und eine Klingel, um die Dienerschaft zu rufen.

Das Speisezimmer im Mark Twain House (Foto Mark Twain House & Museum)
Das Speisezimmer im Mark Twain House (Foto Mark Twain House & Museum)

Bis heute pilgern Literaturliebhaber aus aller Welt nach Hartford, um das Haus mit seiner opulenten Inneneinrichtung und den zahlreichen Erinnerungsstücken an den Schriftsteller zu besichtigen. Die meisten ausländischen Besucher sind Deutsche, zu denen Twain schon zu Lebzeiten eine große Zuneigung verspürte und deren Heimat er umfangreich bereiste. Zwar machte er sich gerne über „die schreckliche deutsche Sprache“ lustig, beherrschte sie allerdings so perfekt, dass er sogar den „Struwwelpeter“ ins Englische übersetzte.

Das Billiardzimmer im Mark Twain House (Foto Mark Twain House & Museum)
Das Billiardzimmer im Mark Twain House (Foto Mark Twain House & Museum)

Nebenan befindet sich das Mark Twain Museum Center, ein beeindruckendes Museum, das detailliert auf das Leben und Zeitalter des meisterhaften Geschichtenerzählers eingeht. In einem kleinen Kinosaal wird eine 22-minütige Filmbiografie gezeigt und Besucher haben die Gelegenheit, mehr über Mark Twain, seine Familie, das historische Haus und sein Werk zu erfahren. Weitere Informationen unter www.neuenglandusa.de.

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