Wissenswertes und Kurioses über Usbekistan

Die meisten usbekischen Männer tragen eine Kopfbedeckung. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die meisten usbekischen Männer tragen eine Kopfbedeckung. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Keine Frage, Usbekistan weiß mit seinen sagenumwobenen Oasenstädten Chiwa, Bukhara und Samarkand und dem Mythos der Seidenstraße zu begeistern. Der Prunk und der Glanz längst vergangener Tag wird hier wieder lebendig. Prachtvolle Paläste, stolze Festungen, beeindruckende Moscheen und Koranschulen sowie hoch aufragende Minarette prägen die Bilderbuchkulisse wie aus 1001 Nacht. Außerhalb des famosen „Dreigestirns“ Chiwa, Bukhara und Samarkand vermag das Land die langen Jahre unter der sowjetischen Knute, bevor Usbekistan 1991 eigenständig wurde, nicht ganz abzulegen.

Spötter meine augenzwinkernd, das Land würde wohl nicht von einer Fortschrittspartei regiert. Denn in vielen Bereichen sei trotz des großen Reichtums an Bodenschätzen und der starken Baumwollindustrie vom Fortschritt nur wenig zu spüren. So wechseln die Straßenbelege nicht nur in der Kysylkum-Wüste zwischen exzellent und katastrophal. Und als ob dies nicht genug sei, sorgen kräftige Winde und Stürme immer mal wieder dafür, dass die Straßen durch die Kysylkum komplett mit Sand übersät werden.

Prägt weite Teile der Landschaft in Usbekistan: die Kysylkumwüste. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Prägt weite Teile der Landschaft in Usbekistan: die Kysylkumwüste. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Daher stehen alle paar Kilometer ein paar scheinbar vergammelte Raupen am Straßenrand. Diese sind komplett fahrtüchtig und sollen im Fall der Fälle helfen, die Straßen schnell wieder frei zu schieben.

Auf den Fernstraßen des Landes findet sich etwa alle 50 bis 60 Kilometer ein Verkehrskontrollposten der Polizei. Die Autos müssen hier anhalten und sich gegebenenfalls kontrollieren lassen. Mit dieser Maßnahme soll vor allem verhindert werden, dass Drogen aus Afghanistan ins Land und Waffen nach Afghanistan geschmuggelt werden.

Apropos Verkehr: stolz ist das Land darauf, dass in der Hauptstadt Taschkent die einzige U-Bahn in Mittelasien verkehrt. Diese wird wie ein Schatz gehütet. Aus Angst vor Terroranschlägen werden die Taschen der Fahrkarte vor dem Eintritt in den U-Bahnschacht untersucht. Zudem ist es untersagt, Fotos oder Videos von der U-Bahn oder den Haltstellen zu machen. Das U-Bahnnetz besitzt eine Länge von 39 Kilometern. Drei Linien verkehren hier, eine vierte ist im Bau.

Viele der öffentlichen Toiletten in Usbekistan sind überaus gewöhnungsbedürftig. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Viele der öffentlichen Toiletten in Usbekistan sind überaus gewöhnungsbedürftig. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Schlimm ist es in der Regel um die öffentlichen Toiletten bestellt. Bei diesen handelt es sich zumeist um einfach Stehklos, die jeglichen Frischegrat vermissen lassen. Aus Mangel an Toilettenpapier nutzen viele Usbeken hier gerne den Sum, die Landeswährung. Die verliert ob der rasant galoppierenden Inflation schneller an Wert, als die Scheine nachgedruckt werden können. Was wiederum zu interessanten Phänomenen führt: Ins Portemonnaie passen die (fast) wertlosen Scheine nicht mehr. Stattdessen schleppen die Menschen beim Einkauf gleich ganze Tüten mit Papiergeld mit sich rum. Was ungemein praktisch ist. Denn sie entleeren beim Kauf die Tüte, in der dann das Erworbene nach Haus getragen werden kann.

Da Kredit- und EC-Karten unter den Einwohnern nicht groß verbreitet sind und nur in wenigen Geschäften akzeptiert werden, wird dann schon mal Bares in einer Schubkarre zum Händler gefahren, wenn ein Auto oder ein Kühlschrank gekauft werden soll.

Taschen voller Geld sind in Usbekistan normal. Nur oft sind die Scheine kaum etwas wert. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Taschen voller Geld sind in Usbekistan normal. Nur oft sind die Scheine kaum etwas wert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Eingekauft wird zumeist im Basar. Abseits der Hauptstadt Taschekent sind Supermärkte oder gar Kaufhäuser insbesondere in den kleineren Städten und Dörfern völlig unbekannt. Montags sind die Basare landesweit geschlossen. Dann ist „Tossalik-Kuni“, was so viel wie „Sanitätstag“ bedeutet. An diesem Tag sind die Händler gehalten, richtig sauber zu machen. Dabei finden sie auf den Toiletten auch zahlreiche benutzte Geldscheine, die aber vom Reinigungspersonal gerne übersehen werden.

Nationalgetränk ist der Tee. Der Usbeke trinkt Unmengen an schwarzen und grünen Tee. Und vor und nach dem Essen gibt es – quasi als Erinnerung an die Sowjet-Zeit – gerne mal eine so genannten „weißen Tee“, wie wir hier der Wodka im Volksmund gerne genannt wird.

Eine Besonderheit in Restaurants und Gaststätten ist die Tatsache, dass der Gast immer nur ein Besteck erhält. Dass heißt, egal wie viele Gänge es gibt, er muss immer dasselbe Messer und dieselbe Gabel benutzen.

Gerne werden größere Lasten in Usbekistan auch auf dem Kopf transportiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Gerne werden größere Lasten in Usbekistan auch auf dem Kopf transportiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Usbekistan ist ein vorwiegend muslimisch geprägtes Land, wenn auch in sehr gemäßigter Form. Der Ruf des Muezzins ist untersagt, Männer trinken häufig auch Alkohol und lassen auch schon mal das eine oder andere Gebet in der Moschee aus. Und die Frauen tragen keine Schleier. Im Rahmen der russischen Oktober-Revolution wurden diese 1917 symbolisch verbrannt. Seither tragen nur noch die wenigsten Frauen Kopftücher.

Allgemeine Informationen: www.uzbektourism.uz

Lage: Usbekistan ist seit 1991 eine unabhängige Republik in Mittelasien. Umgeben ist das Land im Westen und Norden von Kasachstan und Kirgisien; im Osten grenzt es an Tadschikistan, im Südosten an Afghanistan und im Süden an Turkmenistan.

Einreise: Für die Einreise ist neben einem gültigen Reisepass ein kostenpflichtiges Visum notwendig.

Usbekistan ist einer der größten Baumwollproduzenten der Welt. Studenten sind hier zwangsweise als Erntehelfer verpflichtet. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Usbekistan ist einer der größten Baumwollproduzenten der Welt. Studenten sind hier zwangsweise als Erntehelfer verpflichtet. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Zeitunterschied: Im Winter ist Usbekistan der Mitteleuropäischen Zeit vier Stunden voraus, im Sommer drei Stunden.

Sprache: Usbekisch. Für Reisende aus Europa sind russische Sprachkenntnisse oft nützlicher als Englisch. Obschon die lateinische Schrift inzwischen eingeführt ist, bleibt die kyrillische Schrift stark verbreitet.

Reisezeit: Usbekistan ist ein Ganzjahresziel. Die besten Reisemonate sind jedoch zwischen Anfang September und Ende November/Anfang Dezember sowie von April bis Mitte Juni. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt lediglich 90-100 mm.


{google_map}Taschkent{/google_map}