Winter-Wunderland im polnischen Masuren

Eisselgeln gehört zu den beliebtesten Aktivitäten auf den zugefrorenen Seen in Masuren. (Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt
Eisselgeln gehört zu den beliebtesten Aktivitäten auf den zugefrorenen Seen in Masuren. (Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt

Wo im Sommer die Blumen in den herrlichsten Farben leuchteten, hat sich ein weißer Teppich über die sanften Hügel gelegt. Er bedeckt die endlos weiten Tannenwälder und die roten Ziegeldächer der Häuser. Wie verzaubert wirkt Ermland-Masuren im Winter. Schneekristalle funkeln im Sonnenlicht, die Luft ist klar wie Wodka und manchmal auch klirrend kalt. Mit neuen touristischen Angeboten und einer verbesserten Infrastruktur wächst auch die Zahl der Besucher, die den Nordosten Polens in Winter für sich entdecken wollen. Auch wenn die minus 42 Grad, die am 9. Februar 1929 gemessen wurden, ein Extremwert waren, so muss man trotz Klimawandels in der polnischen Woiwodschaft Warmińsko-Mazurskie (Ermland-Masuren) noch immer mit langen und strengen Wintern rechnen. 80 bis 100 Frosttage sind keine Seltenheit und so sind die vielen Tausend Seen in dieser Jahreszeit oft von einer dicken Eisschicht bedeckt. Vor allem in den Monaten Januar und Februar darf man eine weiße Winterpracht erwarten. In der dünn besiedelten Region läuft das Leben dann noch etwas ruhiger ab. Viele Ausflugsgaststätten und kleine Pensionen haben im Winter geschlossen. Wo sich im Sommer Scharen von Touristen tummeln, trifft man nur wenige Fremde. Die jedoch werden durch einzigartige Erlebnisse belohnt.

Langläufer kommen in Masuren voll auf ihre Kosten. (Foto: Gospoda)
Langläufer kommen in Masuren voll auf ihre Kosten. (Foto: Gospoda)

Die höchsten Berge in Masuren erreichen kaum mehr als 300 Höhenmeter, dennoch drehen sich vielerorts die Skilifte. Mehrere Wintersportzentren sind in den vergangenen Jahren neu entstanden, das größte am Berg Piękna Góra im Kurort Gołdap (Goldap) verfügt immerhin über fünf Pisten mit einer Gesamtlänge von rund 2,5 Kilometern sowie eine 1.200 Meter lange Rodelbahn. Etwas kleiner sind die Anlagen bei Mrągowo (Sensburg), Giżycko (Lötzen) und Elbląg (Elbing). Die endlos weite Landschaft mit ihren dichten Nadelwäldern und hügeligen Feldern eignet sich allerdings mehr für Ski-Langlauf. In Polen ist dieser Sport in den vergangenen Jahren immer populärer geworden, und so wächst auch in Masuren langsam das Angebot an gespurten Loipen, Verleihstationen und Trainingsmöglichkeiten. Das größte Langlauf-Skigebiet befindet sich in der Puszcza Piska (Johannisburger Heide). Dort gibt es rund um das Skidorf Wiartel am gleichnamigen See sechs verschiedene Langlauf-Trassen, die sich auf einer Länge von etwa 65 Kilometern zwischen den Ferienorten Pisz (Johannisburg) und Ruciane-Nida (Rudczanny-Nieden) erstrecken. Auf Wintersportler eingestellt ist dort zum Beispiel das Hotel Jabłoń Lake Resort. Es liegt direkt an einer Loipe, bietet Langlaufausrüstungen zum Verleih an und veranstaltet am 5. Januar 2014 seinen ersten Langlauf-Cup auf Strecken von fünf und zehn Kilometern Länge.

Zum Winter in Polen gehören auch Ausflüge mit dem Pferdeschlitten. (Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt)
Zum Winter in Polen gehören auch Ausflüge mit dem Pferdeschlitten. (Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt)

Gute Bedingungen finden Ski-Langläufer auch im Westen Masurens. Mehrere Loipen mit jeweils acht bis zehn Kilometern Länge führen durch das südlich von Ostróda (Osterode) gelegene Landschaftsschutzgebiet Wzgórze Dylewskie (Kernsdorfer Höhe). Mehrere präparierte Loipen von zusammen etwa neun Kilometern Länge erstrecken sich rund um Folwark Łękuk im Osten Masurens, einen ehemaligen preußischen Gutshof aus dem 19. Jahrhundert, der in ein Zentrum für Aktivurlauber verwandelt wurde. Cross-Skiläufer können sich mit Karte oder GPS-Gerät zudem auf vier Strecken von insgesamt 60 Kilometern Länge durch die Puszcza Borecka (Borkener Heide) begeben, wo sie mit etwas Glück auf die Spuren der dort heimischen Wisente oder Wölfe treffen. Die Borkener Heide ist auch die Heimat von Dariusz Morsztyn, den man in Polen besser unter seinem Namen ?Biegnący Wilk“ (Rennender Wolf) kennt. Am Rande des kleinen Dorfs Ściborki (Stobrigkehlen), nahe der russischen Grenze, hat er seine ökologische Siedlung Republika Ściborska gegründet, wo er sich in einem kleinen privaten Museum der Kultur der Eskimos und Indianer widmet. Der ?Rennende Wolf” züchtet Hunde, vorwiegend Huskys und Alaskan Malamuts, mit denen er Schlittenfahrten organisiert. Ein kurzer Ausflug im Hundeschlitten führt zum Beispiel zur nahe gelegenen Pyramide von Rapa (Angerapp), der originellen Begräbnisstätte der Familie von Farenheid. Auch Skifahrer können sich von seinen Hunden durch die einsame Landschaft von Buckelmasuren ziehen lassen. Trapper, Indianer und andere Hartgesottene erwartet Dariusz Morsztyn zur Veranstaltung ?Biegun Zimna“ (Kältepol) in seiner Republika Ściborska. Bei diesem Wintercamp vom 31. Januar bis 2. Februar wird in Zelten oder selbstgebauten Iglus übernachtet, tagsüber stehen Hundeschlitten-Touren und Natur-Exkursionen auf dem Programm.

Auch auf vier Rädern lässt sich mit einem Eis-Scooter die Seenlandschaft in Masuren erkunden. (Foto: Gospoda)
Auch auf vier Rädern lässt sich mit einem Eis-Scooter die Seenlandschaft in Masuren erkunden. (Foto: Gospoda)

Die zahlreichen vereisten Seen machen Masuren im Winter zu einer beliebten Destination für Eissegler. Der Sport hat dort schon eine lange Tradition. Statt auf selbst gebastelten Holzgefährten wie ihre Vorväter sausen die Profis heute im High-Tech-Segler mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern über die glatten Eisflächen. Der Sport ist leicht zu erlernen, schon nach wenigen Stunden Training können Anfänger selbstständig übers Eis gleiten. Eine gute Adresse für den Sport ist das kleine Hotel Caligula im Ferienort Mikołajki (Nikolaiken). Der Familie der Besitzer entstammt der zweimalige Weltmeister im Eissegeln, Tomasz Zakrzewski. Doch auch in anderen Orten im Bereich der Großen Masurischen Seen gibt es Trainings- und Verleihangebote. Wer Eissegeln möchte, muss jedoch zeitlich flexibel sein und die richtigen Wetterverhältnisse abpassen, denn einerseits müssen die Seen dick zugefroren sein, anderseits darf nicht zu viel Schnee darauf liegen. Andere Aktivitäten auf dem Eis sind vom Wetter weniger abhängig. So lässt sich auf einer dicken Schneeschicht wunderbar Eis-Kiten. Ähnlich wie beim Kiten auf dem Wasser lässt man sich dabei von einem Lenkdrachen auf seinem Brett über den See ziehen. Oft gibt es in der Nähe von Hotels auch geräumte Eisflächen für Schlittschuhläufer. Andere Alternativen sind Fahrten mit dem Eis-Scooter, wie sie etwa auf dem traditionellen Gasthof ?Pod Czarnym Łabędziem“ (Zum Schwarzen Schwan) unweit von Giżycko angeboten werden. Auch Eisstockschießen gehört dort zum Angebot für die Gäste. Das Restaurant des Hauses ist weithin bekannt für seine traditionellen masurischen Gerichte.

Eher überschaubar sind die Gebiete, in denen Abfahrtski möglich ist so wie hier in Mrągowo. (Foto: Witold Mierzejewski)
Eher überschaubar sind die Gebiete, in denen Abfahrtski möglich ist so wie hier in Mrągowo. (Foto: Witold Mierzejewski)

Eine beliebte Freizeitbeschäftigung im Winter ist das Eisangeln, für das ein Angelschein bzw. die Erlaubnis des privaten See-Eigentümers erforderlich ist. Extremsportler zieht es im Winter nicht nur auf das Eis, sondern auch darunter. Eistauchen in dem klaren Wasser hat seine besonderen Reize, erfordert aber auch ein Höchstmaß an Sicherheit. Mehrere Tauchschulen in der Region bieten Kurse und Tauchgänge im Winter an, darunter das Mazurskie Centrum Nurkowe (Masurische Tauchzentrum) im Ferienort Giżycko. Es verfügt über einen unterirdischen Hindernisparcours für Taucher im Jezioro Mamry (Mauersee), dessen Sicht im Winter bis zu 12 Meter betragen kann. Weitere Informationen unter www.polen.travel.

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