Wenn die Aperschnalzer die Peitschen schwingen…

Ein ungewöhnliches Speltakel: das Aperschnalzen im tiefverschneiten Haarmoos am Abtsdorfer See. (Fotos Bayern Tourismus)

Mehrere Frauen und Männer in festlich gekleideter Tracht stehen in einer Reihe hintereinander und schnalzen mit ihren drei Meter langen „Goaßln“ – den Peitschen – im Takt in die Luft: die Aperschnalzer. Der Brauch geht hunderte Jahre zurück, als die Winter besonders kalt und streng waren. Die Bewohner des Berchtesgadener Landes wollten der dunklen Jahreszeit so schnell wie möglich ein Ende setzen und mit den lauten Klängen der Peitschen die bösen Geister der Kälte und der Finsternis vertreiben.

Noch heute wird jedes Jahr im Winter, zwischen dem zweiten Weihnachtsfeiertag und Fasching der alte Brauch des Aperschnalzens zum Leben erweckt. Eine Tradition, die seit Jahrhunderten währt.

Altes Brauchtum tief verwurzelt

„Mir sind Traditionen wichtig – auch, dass sie bereits den Kindern vermittelt werden“, so Bernhard Kern. Der Vorsitzende der Schnalzervereinigung Rupertiwinkel e.V. schwingt selbst schon seit seiner Kindheit die „Goaßl“. Der Brauch ist tief im Rupertiwinkel im Südosten Bayerns verwurzelt. Anders als beim „Goaßlschnalzen“ läuft das Aperschnalzen ohne Musik ab.

Die Peitsche, „Goaßl“ genannt, ist das wichtigste Ausrüstungsstück für die Aperschnalzer.

„Wir machen die Musik selbst“, sagt Bernhard Kern. Wenn die ersten Termine dann bevorstehen, kommen die Schnalzer aus ganz verschiedenen Bereichen und Berufen zusammen: vom Bäcker über den Bürgermeister und vom Fünfjährigen bis zu den über Siebzigjährigen. Ein „unterschiedlicher, aber vor allem freundschaftlicher Haufen.“

Gemeinschaften und Wettbewerbe

Doch nicht nur die Liebe zur Tradition und die Freundschaft zu den anderen Aperschnalzern zählen, es geht auch um Wettkämpfe. Bernhard Kern organisiert jedes Jahr mit seinem Verein das große Preisschnalzen, das am Wochenende vor dem Faschingsdienstag in Aufham im Landkreis Berchtesgadener-Land veranstaltet wird. Auch vorher schon finden Wettbewerbe statt, bei denen es um den besten Takt und den Einklang von Rhythmus und Lautstärke geht.

01Sowohl Männer als auch Frauen pflegen im Berchtesgadener Land die Tradition des Aperschnalzens.Die Preisrichter entscheiden dann allein nach dem Gehör. Mehr als 1.000 Zuschauer zieht es dann regelmäßig ins Berchtesgadener Land, um die Veranstaltungen – angefangen von den sieben Gebietsschnalzen bis zum Rupertigau-Preisschnalzen – mitzuerleben.

Mit Peitschhieben wird versucht, die dunkle Jahreszeit frühzeitig zu vertreiben.

Am 14. Januar 2018 finden etwa in Saaldorf-Surheim und in Ainring, am 21. Januar in Teisendorf sowie am 28. Januar rund um den Waginger See in Palling die Gebietsschnalzen statt. Das große Preisschnalzen am 3. und 4. Februar mit zahlreichen Kinder- und Jugendgruppen und weiteren 130 Gruppen aus dem bayerischen Rupertiwinkel gilt als Highlight und als größte Winterbrauchtumsveranstaltung in der Region. Weitere Informationen unter www.bayern.by/traditionell-anders/aperschnalzer.

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