Von Traditionen und Festen: Begegnungen mit Chiles indigener Bevölkerung

Gut 4.000 Kilometer vom chilenischen Festland gelegen: die Osterinsel. (Foto Claudia Huldi/Pixelio=
Gut 4.000 Kilometer vom chilenischen Festland gelegen: die Osterinsel. (Foto Claudia Huldi/Pixelio=

Das südamerikanische Land steht nicht nur für eine faszinierende Natur, sondern auch für eine große kulturelle Vielfalt – zahlreiche indigene Völker leben in dem 4.300 Kilometer langen Landstrich zwischen den Anden und dem Pazifik. Seit einigen Jahren bietet Chile ethnotouristische Touren an, um die Begegnung und den interkulturellen Austausch zu fördern.

Seit 1995 zählt der Rapa Nui Nationalpark auf der Osterinsel mit seinen archäologischen Schätzen zum UNESCO Weltkulturerbe. Das ganze Jahr über zieht das etwa 4.000 Kilometer vom chilenischen Festland entfernte Eiland Kulturinteressiere an. Besonders lebhaft geht es im Februar beim Tapati Festival zu. Dann erwachen alte Traditionen und Riten – ein Höhepunkt für Groß und Klein.

Bis zum 14. Februar finden Tanz- und Gesangswettbewerbe statt und die Inselbewohner Rapa Nui präsentieren ihre kunstvolle Körperbemalung. Bei einem der größten Feste im polynesischen Raum treten männliche Sportler in Disziplinen wie Grasschlitten-Rennen und Kanubau gegeneinander an. Die Frauen freuen sich hingegen auf die jährliche Wahl der neuen Inselkönigin.

Weltbekannt sind die kolossalen Steinstatuen der Osterinsel, die Moai. (Foto Claudia Huldi/Pixelio)
Weltbekannt sind die kolossalen Steinstatuen der Osterinsel, die Moai. (Foto Claudia Huldi/Pixelio)

In der Altiplano-Hochebene im Norden Chiles leben auf rund 3.500 Metern Höhe die Aymara. Jahrhunderte alte Lebensformen und Traditionen haben hier überdauert, die teils auf die Hochkultur der Inka zurückzuführen sind. Zwischen der nördlichsten Stadt Arica und dem Lauca Nationalpark können Besucher das Kulturerbe anhand farbenfroher Feste, archäologischer Stätten, Museen und Kirchen kennen lernen.

Ein besonderer Höhepunkt im Norden ist das wichtigste religiöse und traditionelle Kulturereignis des Landes: Jedes Jahr im Juli feiert das kleine Dorf La Tirana bei Iquique das gleichnamige religiöse Fest zu Ehren der Jungfrau Carmen, der Schutzheiligen Chiles. Die besten Tanz- und Folkloregruppen aus der Umgebung sowie Gläubige aus ganz Chile und den Nachbarländern strömen dann zum Tirana-Fest.

In den Weinanbaugebieten der Zentralregion beginnt im chilenischen Herbst, von März bis April, die Zeit der Weinlese und der lokalen Feste. In den bekannten Weintälern wie Colchagua, Santa Cruz, Casablanca und dem Maipo-Tal können Weinliebhaber typische chilenische Weinsorten wie den Cabernet Sauvignon oder den Carménère verkosten.

In vielen Teilen Chiles pflegen die indigen Bevölkerungsgruppen noch die traditionellen Handwerkstechniken.. (Foto Karsten-Thilo Raab)
In vielen Teilen Chiles pflegen die indigen Bevölkerungsgruppen noch die traditionellen Handwerkstechniken.. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Im Süden des Landes rund um die Region Araucanía lebt das größte und älteste indigene Volk Chiles: die Mapuche – „Menschen der Erde“ wie es aus ihrer Sprache übersetzt bedeutet. Sie leben noch heute ihre althergebrachten Sitten und Bräuche und gelten als sehr naturverbunden. In dem Örtchen Curarrehue, etwa 40 Kilometer von der Stadt Pucón entfernt, erhalten Besucher im Kultur- und Begegnungszentrum „Centro Cultural Aldea Indigena Trawupeyum“ einen Einblick in ihre Lebenswelt. Hier befinden sich ein Museum, ein Geschäft für Kunsthandwerk und ein Restaurant, in dem originale Mapuche-Gerichte mit lokalen Zutaten zubereitet werden.

Das Mapuche Reservat Quelhue oder der Budí-See bieten für Interessierte die Möglichkeit, einen Tag bei einer Mapuche-Familie zu verbringen und in ihrer typischen Unterkunft, der sogenannten Ruka, zu übernachten. Mit der Wintersonnenwende auf der Südhalbkugel wird im Juni das Mapuche-Neujahrsfest „We Xipantu“ gefeiert. Die Mapuche zelebrieren dann neben ihrer spirituellen Erneuerung auch den Beginn eines neuen landwirtschaftlichen Zyklus. Tänze, Gebete und Danksagungen sollen für reiche Ernten und Gesundheit sorgen sowie vor Naturkatastrophen schützen.

Die Insel Chiloé ist ein Geheimtipp im Süden des Landes: Die dortige Inselkultur ist durch die spanische Kolonialzeit sowie durch das in der südlichen Region Los Lagos ansässigen Huiliche Volk geprägt. Diese spannende Mischung spiegelt sich in der Architektur, der Gastronomie, der Mythologie und in der gastfreundlichen Art der Einwohner wider. Alljährlich findet hier am dritten Wochenende im Februar (2015 vom 21. bis 22. Februar) im Parque Municipal de Castro das wichtigste traditionelle Fest der Insel, das Festival Costumbrista Chilote, statt. Besucher können die leckere einheimische Küche kosten und zahlreiche kulturelle Darbietungen bestaunen. Weitere Informationen unter www.chile.travel.


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