Von Mammutknochen, Holzschnitzern und Raumschiffen

Nicht nur bei schlechtem Wetter sind Oberbayerns „Museen zum Anfassen“ der ideale Freizeit-Tipp für die Oster-, Pfingst- und Sommerferien. So können große und kleine Besucher zum Beispiel Landwirten und Braumeistern über die Schulter sehen, in die Rolle von Waldarbeitern schlüpfen, in die Tiefen eines echten Bergwerks eintauchen oder sich auf die Spuren gigantischer Urzeitviecher begeben. Sogar das Leben von Steinzeitmenschen kann man hautnah miterleben – bei Seminaren im Bogenbau, kultischer Tätowierkunst oder Küche à la Neandertaler.

Schuld war die lila Kuh. Markus Wasmeier, ehemaliger Skirennläufer und zweifacher Olympiasieger, war entsetzt, als er von den Ergebnissen einer Umfrage hörte: Viele Kinder glauben, dass das Fell der Rinder grundsätzlich violett ist. Und die Milch, die stamme, ebenso wie der Käse, aus Fabriken, erklärten Kinder dem verdutzten Oberbayern, als dieser sich selbst umhörte. Der Entschluss war gefasst. Ein Freilichtmuseum musste her, das Gästen die bäuerliche Lebensweise vermittelt und das kulturelle Erbe erhält. Drei historische Gemäuer hat er Stein für Stein abtragen und in seiner Heimatgemeinde Schliersee wieder aufbauen lassen.

Beim aufwändigen Prozess des ersten Häuser-Verpflanzens legte der Skistar selber Hand an – das war 1988 – da versetzte Wasmeier sein eigenes Wohnhaus. Heute steht am Schliersee ein ganzes Dorf zum Anfassen und Erleben. Besucher können durch das „Markus Wasmeier Bauernhof- und Wintersportmuseum“ schlendern und dabei das Leben in Oberbayern vor über 300 Jahren so authentisch wie möglich erleben.

„Egal, ob großer Bauernhof, Backofen oder Schuppen. Wichtig ist mir, jedes noch so kleine Detail zu erhalten und wieder aufzubauen“, sagt Wasmeier. Mit dem fast 500 Jahre alten „Lukas Hof“ hat er sogar eines der ältesten Anwesen der Region in sein Museum verfrachtet. Jedes Jahr im Frühjahr kehrt in den alten Gemäuern neues Leben ein. Dann werden die Höfe zur warmen Jahreszeit, dieses Jahr ab 1. April, wieder bewirtschaftet und Interessierte können den Handwerkern, Landwirten und sogar einem Braumeister über die Schulter schauen. Die Kleinen sehen Kühe in braun, weiß und schwarz und viele kleine und große Tiere freuen sich über die ein oder andere Streicheleinheit.

Ein Spaziergang durch die bäuerliche Geschichte Oberbayerns bietet sich auch im Freilichtmuseum Glentleiten in der Zugspitz-Region an. Rund 60 Gebäude, darunter zahlreiche Höfe, Mühlen, Almgebäude und Werkstätten gruppieren sich zu einem Dorf. In manchen Stuben können Besucher am rustikalen Esstisch Platz nehmen, sich an kunstvollen Kachelöfen wärmen oder beim Anblick von Sofas, Vitrinen und Anrichten wie aus Omas Zeiten in Nostalgie schwelgen. Nach der Winterpause lädt das größte Freilichtmuseum in Oberbayern ab 19. März wieder zur Zeitreise ein und bietet zahlreiche spannende Sonderführungen an, die auf Anfrage gebucht werden können. Beim „Buttern“ erfahren Besucher zum Beispiel alles rund um die Ernährung im historischen Oberbayern und dürfen sich am Gummi-Euter selber im Melken versuchen. Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr.

Während man im Freilichtmuseum Glentleiten durch ganz Oberbayern spaziert, beschränkt sich das Bauernhausmuseum Amerang auf die Region zwischen Chiemsee, Inn und Salzach. Die bis zu 500 Jahre alten Werkstätten, Häuser, Höfe und technischen Anlagen spiegeln den Alltag vergangener Epochen wider und gewähren Einblicke in das harte Leben und Arbeiten auf dem Land. Nach der Winterpause sind die imposanten Zeitzeugen am Chiemsee dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr begehbar.

Ein paar hundert Jahre mehr auf dem Buckel haben die Exponate im nahe gelegenen Römermuseum Bedaium in Seebruck. Die Chiemsee-Gemeinde gilt in Fachkreisen als der besterforschte Römerort in Bayern. Viele Relikte lassen sich per Pedes auf einem archäologischen Rundweg erkunden, dessen Ausgangspunkt der Museumsvorplatz ist. Weiter geht’s vorbei an den Überresten einer römischen Räucherkammer und einem Friedhof zu einem frühgeschichtlichen Gehöft samt Wohnhaus, Stall und Werkstatt, das vermutlich aus dem 3. Jahrhundert vor Christus stammt.

Noch weiter in die Geschichte zurück reist man im Chiemgau: Dort lädt das Mammutheum in Siegsdorf dazu ein, sich auf die Spuren der gigantischen Urzeitviecher zu begeben. Hauptattraktion sind neben den echten Mammutknochen, die vor über 30 Jahren in Siegsdorf gefunden wurden, die zahlreichen Vorführungen. Besucher können erleben, wie unsere Urahnen Äxte, Harpunen und Feuerbohrer für die Jagd anfertigten. Oder mit welchen Tricks der Neandertaler Feuer machte. Wer selber mal wie ein Steinzeitmensch leben möchte, kann Seminare im Bogenbau besuchen, steinzeitliche Medizin, kultische Tätowierkunst oder Küche à la Neandertaler und vieles mehr kennenlernen. Das Mammutheum ist von Ostern bis Ende Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

In die Welt der Waldarbeiter entführt das Holzknechtmuseum im nahen Ruhpolding. Zahlreiche Workshops bringen kleinen Besuchern das Leben der Holzknechte nahe: Unter dem Motto „Ja so warn´s“ können Kinder ab sieben Jahren in die Kleider der Waldarbeiter schlüpfen, ihr Werkzeug testen und ihre meist kargen Hütten anschauen. Geöffnet ist das Holzknechtmuseum von Mai bis Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, von 2. Juli bis 10. September auch montags. Und von 1. bis 15. April täglich von 13 bis 17 Uhr.

Etwa 350.000 Besucher lassen sich jährlich durch das Salzbergwerk Berchtesgaden führen. Sie sausen mit der Grubenbahn in den Berg, gleiten über rasante Rutschen und durch dunke Stollen und gondeln über den unterirdischen Salzsee. Unterwegs erfahren sie alles rund um die weiße Pracht, die bereits seit knapp 500 Jahren im Berchtesgadener Land zu Tage befördert wird. Öffnungszeiten: bis 30. April täglich von 11 bis 15 Uhr und vom 1. Mai bis 31. Oktober von 9 bis 17 Uhr (geschlossen am Karfreitag und Pfingstmontag).

Anschließend lohnt sich ein Besuch der Alten Saline in Bad Reichenhall, die einst Bayernkönig Ludwig I. erbauen ließ. Ein Netz aus weit verzweigten Stollen und Grotten führt seitdem zum Ursprung der Salzgewinnung. Die Saline und das Salzmuseum sind bis zum 30. April dienstags bis freitags von 10 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet, vom 1. Mai bis Ende Oktober täglich von 10 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr (geschlossen am Karfreitag).

Vom weißen zum schwarzen Gold: Tief hinein in die Berge des Voralpenlandes führt das Bergbaumuseum Peißenberg im Pfaffenwinkel. 200 Meter lang ist der Stollen, durch den Besucher mitten ins Herz des Kohlebergbaus in Oberbayern gelangen. Förderwagen, Werkzeuge und Maschinen veranschaulichen hier die Arbeit unter Tage. Zudem erfahren Besucher, wie sich die Kohleförderung in Peißenberg von mühsamer Handarbeit bis hin zum hochmodernen Bergwerk entwickelte. Übrigens: Die Ära der Kohle begann hier bereits im 16. Jahrhundert und endete 1971.

Uraltes Handwerk gibt’s in der Zugspitz-Region zu sehen: Im Pilatushaus in Oberammergau können Besucher den Holzschnitzern auf die flinken Finger schauen oder die hohe Kunst der Glasmacher bestaunen. Wer lieber mal mit dem Komponisten Richard Strauss telefonieren möchte, sollte sich in dessen Wahlheimat Garmisch-Partenkirchen begeben: Eine Erlebnisausstellung im weltweit einzigartigen Richard-Strauss-Institut befasst sich mit Leben und Werk des Musikers.

Ein berühmtes Sammelsurium nahezu aller Themengebiete ist das Deutsche Museum in München. Von Naturwissenschaften über Energie, Landwirtschaft, Steinzeit und Kommunikation bis hin zu Luft- und Raumfahrt – der Star der oberbayerischen Museen bietet die breiteste Palette an Date : 2012-03-22 15:21:11Exponaten. Die insgesamt 50 Ausstellungsbereiche auf 73.000 Quadratmetern sind nahezu täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Weiteres Informationen unter www.oberbayern.de.

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