UNESCO-Welterbe zum Mitfeiern: In Böhmen und Mähren beginnt die närrische Zeit

Böhmischer Karneval: Die Maskenumzüge rund um Hlinsko sind immaterielles Weltkulturerbe. (Fotos: CzechTourism/Lukáš Žentel)

Egal ob Schülerin oder Pensionär, zur fünften Jahreszeit treibt es viele Tschechen auf die Straße. Kaum ein Ort im ganzen Land, wo es zwischen dem Dreikönigstag und Aschermittwoch nicht einen bunten Umzug oder andere faszinierende Faschingsbräuche zu erleben gibt. Etwas ganz Besonderes ist das närrische Treiben in der ostböhmischen Region um Hlinsko. Die UNESCO fand die traditionellen Maskenumzüge dort so einzigartig, dass sie sie 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärte.

In Dörfern wie Hamry, Vortová oder Studnice hat sich seit Generationen kaum etwas verändert. Zumindest was die traditionellen Faschingsumzüge betrifft. Kostüme, Masken, ja sogar die dargestellten Figuren und deren Laufordnung sind noch genauso, wie vor 200 Jahren. Aus dieser Zeit stammen die ersten verlässlichen Aufzeichnungen über die genauen Abläufe. Läufer, Rattenfänger, Türken und Juden, Schornsteinfeger und Strohmännchen, sie alle spiegeln den Glauben längst vergangener Lebenswelten wider. In der Regel stecken in den Kostümen allesamt Männer. Sie ziehen von Haus zu Haus, geben ein Ständchen und wünschen Glück sowie Gesundheit. Im Gegenzug erhalten sie Faschingskrapfen und Hochprozentiges.

Nicht nur in Böhmen, sondern auch in anderen Landesteilen von Tschechien genießt der Karneval einen hohen Stellenwert.

Die Umzüge in der Region Hlinsko zeigen auf eindrucksvolle und unterhaltsame Weise, wie sich altslawisches und christliches Brauchtum über die Jahrhunderte überlagerten. Da trifft das vorgeschichtliche Hoffen auf ein baldiges Frühjahr auf die Vorfastenzeit. Da wird auf der einen Seite der Winter symbolisch erschlagen, und auf der anderen viel und gehaltvoll gegessen. All das können Besucher bei einem der Umzüge erleben, die seit einigen Jahren immer mehr Gäste von außerhalb anziehen.

Einer der schönsten führt am 27. Januar zum Freilichtmuseum Veselý Kopec. Zwischen den dort versammelten alten Holzhäusern der Region findet zum Abschluss ein großes altböhmisches Schlachtfest statt. Weitere Umzüge gibt es am 3. Februar in Hamry und Studnice, am 4. in Blatno, einem Stadtteil von Hlinsko, sowie am 10. Februar in Vortová.

Phantasievoll und aufwendig gestaltet sind nicht nur die Masken beim Karneval in Tschechien.

Auch in vielen anderen Orten in Böhmen und Mähren können Besucher dem ausgelassenen Treiben zusehen und mitfeiern. So etwas in der UNESCO-Welterbestadt Český Krumlov (Krumau). Die mittelalterlichen Gassen der südböhmischen Stadt bilden vom 10. bis 13. Februar die stimmungsvolle Kulisse für ein Volksfest mit Gauklern, Straßentheater und Musikanten.

Zum 31. Mal findet in der ostmährischen Gemeinde Strání (Strany) der „Fašank Strání“ statt. Dort können Besucher vom 9. bis 13. Februar zahlreiche Faschingsveranstaltungen erleben. Etwas Besonderes ist der traditionelle Holzsäbeltanz der Gebirgsbewohner. Auch in der Hauptstadt Prag finden vom 27. Januar bis 18. Februar zahlreiche Karnevalsveranstaltungen statt. So etwa bei der „Faschingshochzeit“ auf der Prager Kleinseite, einem bunten Umzug mit anschließendem Schlachtfest und viel Slivovice. Weitere Informationen unter www.czechtourism.com.