The Deep: Mit dem Fahrstuhl durchs Aquarium

The Deep
The Deep im ostenglischen Hull präesntiert die ganze Vielfalt der globalen Unterwasserwelt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Das Beste kommt zum Schluss: Langsam – und doch irgendwie viel zu schnell – gleitet der Fahrstuhl durch das zehn Meter hohe Aquarium. Unzählige Fische scheinen zum Greifen nahe und sind doch so fern. Ganz dicht an der Scheibe schwimmt ein Riffhai vorbei. Ein wenig wirkt es so, als würde er verschmitzt grinsen und zum Abschied noch einmal mit der Schwanzflosse winken, während der heimliche Star im Becken, ein grünlich glänzender Sägefisch, fast schon teilnahmslos auf dem Boden des Beckens ein Nickerchen zu machen scheint. Keine Frage, der Besuch von The Deep, einem der größten und wohl spektakulärsten Aquarien der Welt im ostenglischen Hull, versetzt die Besucher nicht nur wegen der Fahrstuhlfahrt durch das 2,5 Millionen Liter Wasser fassende Hauptaquarium in einen Meeresrausch.

Eine Hai-Skulptur weist den Weg ins Aquarium. – Foto Karsten-Thilo Raab

Das bunte Kaleidoskop mit farbenfrohen Korallenriffen, ungewöhnlichen Pflanzen sowie mehr als 3.500 Fischen und 300 Fischarten löst unweigerlich eine Faszination für die in weiten Teilen noch immer geheimnisvolle Unterwasserwelt aus. Da tummeln sich neben sieben verschiedenen Haiarten auch finster rein blickende Muränen, silbrig glänzende Thunfische, majestätische Rochen und riesige Tintenfische, aber auch Napoleon-Lippfische mit ihrem ungewöhnlichen Hautbild, das an die Malereien der Maoris in Neuseeland erinnert.

The Deep
In den riesigen Aquarien gibt es viel zu entdecken. – Foto Karsten-Thilo Raab

Zu den Besonderheiten gehören neben den Sägefischen die kuriosen Zebrahaie. Die Raubfische werden mit Streifen geboren, die sich im Laufe des Lebens interessanterweise in Punkte wandeln. Natürlich sind auch die Zwillingsbrüder von Kinoliebling „Nemo“ hier zu finden. Die orange-weißen Clownfische stehen insbesondere bei kleinen Besuchern hoch in der Gunst. Einen ungewöhnlichen Blickfang bildet daneben der Kuhfisch unter dessen Schuppen ein für Angreifer giftiger Schleim lauert. Mit seinen Flecken und Fühlern sieht er aus wie ein Fisch, der mit einer Schnecke und einer Kuh gekreuzt wurde.

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Zu den Hinguckern in The Deep gehört sich auch der Kuhfisch. – Foto Karsten-Thilo Raab

Erzählt wird in The Deep die Geschichte der Ozeane dieser Welt. Gleichzeitig wird aber auch einen Blick auf Flusslandschaften rund um den Globus geworfen – und dies interaktivl. Optisch gemahnt der Komplex mit seiner zum Wasser gewandten Spitze ein wenig an eine umgekippte Pyramide. Mit der gläsernen Kuppel hoch über dem Wasser ist The Deep fraglos einer der  Blickfänge an der englischen Ostküste.

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Das Tuinnelsystem eröffnete beste Blick auf die Unterwaserflora und -fauna. – Foto Karsten-Thilo Raab

Von der Aussichtsterrasse in der vierten Etage des mehr 62 Millionen Euro teuren Komplexes bietet sich ein herrlicher Blick auf den River Hull und den River Humber sowie auf die nahe Innenstadt mit dem weithin sichtbaren Turm der Holy Trinity Church. Auch die Humber Bridge, die mit einer Länge von 1.410 Metern bis 1997 die längste Hängebrücke der Welt war, ist zu sehen. Gleichwohl kommen seit der Eröffnung im Jahre 2002 nur die wenigsten Besucher, um sich von der umliegenden Landschaft oder der Architektur des Gebäudes in den Bann ziehen zu lassen.

Farbenfrohe Meeresbewohner und Korallen sorgen für Begeisterung. – Foto Karsten-Thilo Raab

Die Fische ganz nahe zu beobachten, ist eine Sache. Entscheidender aber ist, dass  hier viel Wissenswertes und Interessantes über die Weltmeere und die Flusslandschaften anschaulich und interaktiv aufbereitet haben“, so der pädagogische Anspruch von The Deep. So werden während des Rundgangs durch die Aquarienlandschaft erstaunliche Fakten vermittelt. Etwa, dass ein einzelner Wassertropfen aus dem Meer 5.000 Jahre benötigen würde, um einmal durch alle Ozeane der Welt zu reisen.

Aus allen sieben Weltmeeren stammen die präsentierten Fische und Korallen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Daneben können die verschieden Lebensräume der Fische, Korallen und Wasserpflanzen in verschiedenen Bereichen der Erde – von tropischen Riffs bis hin zum Eismeer und zu Mangrovengebieten – kennen gelernt werden. Und in enger Kooperation mit dem renommierten Natural History Museum in London werden Wechselausstellungen zu maritimen Themen gezeigt. Zudem wird daran erinnert, dass Hull in längst vergangenen Jahren ein geschäftiges Walfangzentrum war, und auch daran, dass die Kabeljau-Fischer vor der englischen Ostküste über Jahrzehnte eine einträgiges Geschäftsfeld fanden.

Auch Piranhas tummeln sich in den Becken von The Deep. – Foto Karsten-Thilo Raab

Doch all dies gerät schnell in Hintergrund. Zwölf Taucher sind regelmäßig damit beschäftigt, die Scheiben der Aquarien zu reinigen, um sicher zu stellen, dass die rund 300.000 Besucher jährlich einen optimalen Blick auf die Unterwasserwelt genießen können. Obwohl nicht wenige am liebsten nur Fahrstuhl fahren würden. Weitere Informationen unter www.thedeep.co.uk

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