Spießigkeit in der Badehose – Nacktbaden ist out

Die bevorstehenden Sommertags machen Lust auf die kommende Badesaison. Doch was tragen die Deutschen, wenn es sie ans Wasser zieht? Das Online-Reiseportal Ab-in-den-urlaub.de genau wissen und führte eine repräsentative Umfrage durch. Wichtigstes Ergebnis: Wer viel „nackte Haut“ am See oder im Freibad sehen will, wird eher enttäuscht. Denn: Stoff ist in – sowohl bei ihr als auch bei ihm. So will fast die Hälfte der Frauen (44 Prozent) nur noch in Badeanzügen in Freibädern und an Stränden auflaufen. Für einige besonders enttäuschend: Ausgerechnet die jüngeren Frauen zwischen 14 und 39 Jahren tendieren immer öfter zum Badeanzug. Waren es 2011 noch 23 Prozent, kletterte dieser Wert in diesem Jahr auf 26 Prozent. Auffällig: Seit 2010 nahm der Anteil der Badeanzug-Trägerinnen unter den jungen Frauen sogar um 14 Prozent zu.

Besonders „stoffreich“ sind die ostdeutschen Frauen unterwegs. Zwischen Rügen und der Talsperre Cranzahl im Erzgebirge bevorzugen im Jahr 2012 56 Prozent der Frauen ab 14 Jahren Badeanzüge. Noch 2011 waren es nur 46 Prozent!

Obwohl der Badeanzug Massentrend ist, findet auch der Bikini noch immer seine Liebhaberinnen. 25 Prozent der deutschen Frauen starten mit den zwei kleinen Stoffteilen, welche nach einem Südsee-Atoll benannt worden sind, in die Sommersaison. Im vergangenen Jahr waren es immerhin noch 28 Prozent, die sich freizügiger zeigten. Besonders markant ist der Rückgang im Bereich der Frauen über 50 Jahre. Während 2010 noch 16 Prozent der Damen sich trauten einen Bikini zu tragen (2011: 10 Prozent), sind es in diesem Jahr nur noch 7 Prozent. Weiterhin beliebt: Tankinis. Dieses lange und ärmellose Oberteil mit Bikini-Hose ist in diesem Sommer besonders bei Frauen zwischen 40 und 49 Jahren beliebt (18 Prozent). Dies ist eine Steigerung von 10 Prozent gegenüber 2011.

Spießig geht es auch bei den Männern zu. Sexy ist out, langes Beinkleid ist in. Fast 60 Prozent der unter 40-Jährigen bevorzugen knielange Bade- oder Surfer-Shorts. Nachteil: Es sind genau jene Hosen, die mit Wasser vollgesogen nicht nur die Becken der Freibäder entleeren, sondern den Träger nach dem Baden aussehen lassen wie einen nassen Sack. Dass Shorts die klassische enganliegende Badehose bei den jungen Männern längst von den Stränden und aus den Bädern vertrieben haben, zeigen auch die 22 Prozent der nicht-knielangen Ausführung der Surfer-Shorts. Somit tummeln sich über 80 Prozent der jungen Männer eher stoffreich zwischen Wasser und Badehandtuch. Ganz so, als hätten sie Angst, irgendetwas von der Männlichkeit zu zeigen.

Der Rückzug der „stoffarmen Herren-Bade-Bekleidung“ zeigt sich unter anderem auch bei den engen Slip-Badehosen. Im vergangenen Jahr griffen noch 13 Prozent der Männer zu dem „bisschen Stoff“. In diesem Jahr sind es nur noch 8 Prozent. Besonders deutlich wird dieser Trend bei den „Ü40“-Generationen. So waren 2011 noch 20 Prozent der 40 bis 49-Jährigen der Slip-Badehose „verpflichtet“. In diesem Sommer wollen sie nur noch 16 Prozent tragen. Bei den über 50-Jährigen ist der Trend noch stärker. Statt 17 Prozent im vergangenen Jahr sind es 2012 nur noch 10 Prozent. Somit bleibt den Strand- und Freibad-Besuchern wenigstens der Anblick übermäßig vieler Bierbäuche über engen Badehosen erspart.

Obwohl das „kurze Beinkleid“ bei den Herren in diesem Jahr nicht sonderlich weit verbreitet ist, finden sich doch noch ein paar Abnehmer: Bei einer kleinen Gruppe von Männern ab 40 Jahre stehen nach wie vor die engen Boxer- und Slip-Badehosen relativ hoch im Kurs: 19 Prozent bevorzugen diesen Style. Die sogenannten Jammer (Radlerhosen) verharren wie im vergangenen Jahr bei insgesamt 2 Prozent.

Nur wenige Frauen und Männer in Deutschland können sich vorstellen nackt zu baden. Bemerkenswert ist der Geschlechterunterschied: Auf zwei nackt badende Männer kommt – statistisch betrachtet – nur eine nackt badende Frau. Immerhin 6 Prozent der Männer trauen sich unbekleidet ins kühle Nass. Bei den Damen sind es nur 3 Prozent. Auffällig: die FKK-Kultur zwischen Ostsee und Thüringer Wald scheint immer noch zu prägen. Elf Prozent der Ossi-Männer zeigen sich wie „Gott sie schuf“. Jenseits von Elbe und Werra sind es nur 5 Prozent der Herren.

Betrachtet man die vorherrschende Strand- und Freibad-Bekleidung und vergleicht diese mit dem Bildungsgrad (Schulabschlüsse), so zeigt sich ein Trend: Je höher die Bildung, desto weniger Stoff. Frauen mit Abitur oder Hochschulabschluss greifen verstärkt zu Bikinis. Waren es 2011 „nur“ 35 Prozent, sind es in diesem Jahr 44 Prozent. Scheinbar haben die Damen nicht nur etwas im Kopf, sondern können sich auch sonst sehen lassen. Wissen macht doch sexy! Bei Frauen mit mittlerem Bildungsabschluss können sich nur 20 Prozent für einen Bikini erwärmen (2011: 25 Prozent). Sie favorisieren mit 49 Prozent einen Badeanzug (2011: 47 Prozent). Dass die Prüderie in diesem Bildungsbereich zunimmt, belegen auch diese Kleidungsstile: Pareo mit Badeanzug 8 Prozent (2011: 4 Prozent) und zu den Badeshorts mit Bikini-Top 5 Prozent (2011: 2 Prozent).

Prüde geht es auch bei den Herren zu. Jedenfalls bei denen mit mittlerem Bildungsgrad. Die „Nachfrage“ nach kürzeren Beinkleidern (Boxerbadehose oder Slip-Badehose) sank von 36 Prozent im vergangenen Jahr auf aktuell 31 Prozent. Bei den Männern mit höherem Bildungsgrad ist ein anhaltender Zuspruch sichtbar. In diesem Jahr wollen sich 21 Prozent mit Boxer- oder Slip-Badehose am Strand zeigen. 2011 konnten sich nur 18 Prozent dazu durchringen.

Noch auffälliger sind die Unterschiede beim Nacktbaden. Komplett hüllenlos stürzen sich 11 Prozent der Männer mit höherem Bildungsgrad ins Wasser. Bei dem „starken Geschlecht“ mit niedrigeren Schulabschlüssen sind es nur 4 Prozent.