Schwedens Möbel-Kult – Billy im Museum

Am 30. Juni 2016 eröffnet das schwedische Ikea-Museum offiziell seine Pforten. (Foto Udo Haafke)
Am 30. Juni 2016 eröffnet das schwedische Ikea-Museum offiziell seine Pforten. (Foto Udo Haafke)

Mit dem Sieg beim Eurovision Song Contest Anfang April 1974 tauchte Schweden durch Agnetha, Annifrid, Björn und Benny erstmals in der internationalen Popmusikszene auf und begründete die steile Weltkarriere der Gruppe Abba, die längst Kultstatus genießt. Bereits 16 Jahre zuvor, am 30. Juni 1958, eröffnete im südschwedischen Städtchen Älmhult das erste IKEA-Warenhaus, welches man heute in 48 Ländern antreffen kann und das als Synonym für skandinavisches, einfaches und funktionales Design gilt.

Über 170.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen weltweit. Es überflügelt und überdauert damit die schon atemberaubende Wirtschaftskraft der vier Musiker, ist mithin der Exportschlager Schwedens überhaupt.

Selbstbau-Regal-Klassiker im Rampenlicht

Die wichtigsten Innovationen der Konzerngeschichte werden in dem neuen Museum in den Fokus gerückt. (Foto Udo Haafke)
Die wichtigsten Innovationen der Konzerngeschichte werden in dem neuen Museum in den Fokus gerückt. (Foto Udo Haafke)

Gefühlt war jedermann, dem wir auf der Straße – nicht nur in Schweden – begegnen schon einmal in dem unmöglichen Möbelhaus aus dem im Laufe der Zeit eine ganze Reihe kultiger Produkte hervorgingen. Angefangen beim Selbstbau-Regal-Klassiker namens Billy über den markanten kleinen Schlüssel als perfektes do it yourself-Helferlein bis hin zum schwedischen Nationalgericht Köttbullar, den kleinen Fleischklops-Kugeln, die den Ruf schwedischer Cuisine zwar in Frage stellen, sich aber als Renner im IKEA Restaurant etablierten.

Dieses allererste Möbelkaufhaus beheimatet nun das neue IKEA-Museum, das am 30. Juni 2016 die Pforten für IKEA-Junkies öffnet und für all jene, die dem Kult und dem Erfolgsgeheimnis auf die Spur kommen wollen.

Erfinder Ingvar Kamprad begrüßt die Museums-Besucher als Porträt im Eingangsbereich. (Foto Udo Haafke)
Erfinder Ingvar Kamprad begrüßt die Museums-Besucher als Porträt im Eingangsbereich. (Foto Udo Haafke)

Von außen hat man das frühere, eher nüchtern wirkende Erscheinungsbild wieder hergestellt. Das Innere, und das verwundert nicht wirklich, erinnert zunächst an hinlänglich bekannte Einkaufsschemen. Doch steht natürlich nicht der Verkauf von Möbeln im Fokus, sondern vielmehr die Geschichte und Entwicklung des revolutionären Konzeptes und der Marke IKEA.

Ihr Erfinder Ingvar Kamprad, der am Eingang mit einem riesigen Portrait die Besucher begrüßt, suchte nach Wegen Möbelkauf und Produktion von Einrichtungsgegenständen für die Allgemeinheit günstig und erschwinglich zu gestalten. Dabei legte er großen Wert auf Teamarbeit und gemeinsame Ideen, Inspiration und Entwicklungen. So besteht sein Bildnis aus einer Vielzahl winziger Mitarbeiterportraits, wie man bei genauerer Betrachtung erkennt.

Unverwüstliches Kleinmobiliar

Beim Anblick der Ausstellung füllt sich manch einer an seine Möbelkäufe erinnert. (Foto Udo Haafke)
Beim Anblick der Ausstellung füllt sich manch einer an seine Möbelkäufe erinnert. (Foto Udo Haafke)

Die Ausstellung zeichnet zunächst mit Bildern und Originalexponaten die ersten Anfänge IKEAs nach. Stilistisch hinterlassen insbesondere die frühen Objekte vom Tisch bis zum Lampenschirm spannende Eindrücke. Wie auch die Uniform der ersten Service-Mitarbeiter, die an den edlen Dress von Flugbegleitern in den späten 1950er Jahren erinnert.

Mit dem nachvollziehbar dargestellten Wandel im Stil und Zeitgeschmack beginnt auch die Expansion über Schwedens Grenzen hinaus. So steht man bald schmunzelnd vor der Couch, die einst das heimische Wohnzimmer zierte, oder gedankenverloren vor dem unverwüstlichen Kleinmobiliar in der chaotischen Lebhaftigkeit des Kinderzimmers. Jeder verbindet Erinnerungen mit IKEA, das Museum erweckt sie zum Leben.

Für das Museumsprojekt wurde das erste Ikea-Haus der Welr aufwendig umgestaltet. (Foto Udo Haafke)
Für das Museumsprojekt wurde das erste Ikea-Haus der Welr aufwendig umgestaltet. (Foto Udo Haafke)

Dankenswerterweise verzichteten die Museumsmacher aber darauf auf den vier Etagen jedes einmal bei IKEA verkaufte Möbelstück aufzustellen, stattdessen begnügt man sich mit gezielter exemplarischer Aufbereitung und beeindruckenden Details. Billy erhielt dabei eine ganz eigene Abteilung und wer mag, kann auf dem Titelbild des IKEA-Kataloges erscheinen. Ein aufgebautes Studioarrangement mit einem Küchenszenario bietet hierzu Gelegenheit, der Ausdruck ist verblüffend authentisch.

Mobiliar so weit das Auge blickt. (Foto Udo Haafke)
Mobiliar so weit das Auge blickt. (Foto Udo Haafke)

Der Shop stellt die fröhliche Unbeschwertheit in Sachen Farbe unter Beweis und das Museumsrestaurant den Variantenreichtum bei der Kreation von schwedischen Fleischbällchen.

Informationen: IKEA Museum, IKEAgatan 5, SE 343 36 Älmhult, www.ikeamuseum.com

Öffnungszeiten: Eröffnung am 30. Juni 2016, geöffnet täglich von 10 bis 19 Uhr,

Eintritt: Erwachsene SEK 60, Kinder 6-17 J. SEK 40, Familie 2 Erw. und bis zu vier Kindern SEK 160 (100 SEK = 10,83 EUR)

Schweden allgemein: www.visitsweden.com

Anreise: Mit den Fähren der TT-Line bietet sich die Verbindung von Travemünde nach Trelleborg an. Von dort aus ist Älmhult mit dem Auto in gut zwei Stunden  bequem erreichbar.

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