Schätze in der Wüste: Kreuzritterburgen und arabische Wüstenschlösser

Die einstige Kreuzritterfestung von Shaubak Shaubak liegt auf dem Königsweg, der von Norden nach Süden durch Jordanien führt. (Foto Bernard Gagnon)
Die einstige Kreuzritterfestung von Shaubak Shaubak liegt auf dem Königsweg, der von Norden nach Süden durch Jordanien führt. (Foto Bernard Gagnon)

In Jordanien stößt man überall auf die architektonischen Hinterlassenschaften der verschiedenen Zivilisationen, die die Geschichte des Landes geschrieben haben. An die glorreiche Zeit der Kreuzritter erinnern die trutzigen Burgen aus dem Mittelalter. Und Jordaniens Wüstenschlösser sind herrliche Beispiele islamischer Kunst.

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten Kreuzritter zahlreiche Burgen, um die Gegend zu kontrollieren. Zwei der schönsten sind die imposanten Kreuzritterfestungen Kerak und Shaubak. Beide liegen auf dem Königsweg, der von Norden nach Süden durchs Land führt. Von beiden hat man einen wunderschönen Blick auf die umliegende Landschaft.

Ajlun, Foto S. Viral
Ajlun diente dem Schutz der Eisenerzminen in der Umgebung sowie der Verkehrs- und Handelswege zwischen Jordanien und Syrie. ( Foto S. Viral)

Die Burg Kerak liegt 900 Meter über dem Meeresspiegel und befindet sich innerhalb der Mauern der alten Stadt. Die Festung selber ist ein Labyrinth aus Sälen mit gewölbten Decken und endlosen Korridoren. Die am besten erhaltenen Gänge verlaufen unterirdisch. Abseits der Burg befinden sich auf dem Burgplatz antike Verwaltungsgebäude aus dem 19. Jahrhundert, wo sich heute Restaurants, ein Kunsthandwerkszentrum und andere touristische Einrichtungen finden.

Etwa eine Autostunde nördlich von Petra entfernt liegt die Festung Shaubak. Die Burg sieht wie eine natürliche Erweiterung des Berges aus. Die ungewöhnliche Lage hat Shaubak einen natürlichen Burggraben beschert, da ein Netz von Tälern den Berg umgibt. Die jüngste Geschichte der Festung ist auch eng mit den umliegenden Dörfern verbunden: Denn die Festung Shaubak war bis 1952 bewohnt.

Ein Beispiel für die arabisch-islamische Militärarchitektur des Mittelalters ist die Burg von Ajlun, das rund 55 Kilometer nordwestlich von Amman liegt. Sie wurde 1184 von einem der Generäle Saladins erbaut und diente dem Schutz der Eisenerzminen in der Umgebung sowie der Verkehrs- und Handelswege zwischen Jordanien und Syrien. Sie war ein wichtiges Glied in der Verteidigung gegen die Kreuzritter, die jahrzehntelang erfolglos versuchten, die Burg einzunehmen. Sie diente auch lange als Nachrichtenstation für Brieftauben. Wichtig bei der Besichtigung sind der trockene Burggraben, die Zugbrücke zum Haupteingang, der mächtige Südturm und Türme an allen anderen Seiten.

as Qasr al-Hallabat umfasst das eigentliche Schloss (Qasr), eine Moschee, einen riesigen Wasserspeicher, acht Zisternen sowie eine Gruppe von Häusern einfachster Bauart.
as Qasr al-Hallabat umfasst das eigentliche Schloss (Qasr), eine Moschee, einen riesigen Wasserspeicher, acht Zisternen sowie eine Gruppe von Häusern einfachster Bauart.

Jordaniens Wüstenschlösser sind Zeugnisse einer faszinierenden Ära der reichen Geschichte des Landes. Ihre prächtigen Mosaike, Fresken, Steinreliefs und Stuckornamente zeigen beste persische und griechisch-römische Traditionen. Die Wüstenschlösser, die nur wegen ihres imposanten Aussehens so genannt wurden, dienten eigentlich verschiedenen Zwecken, beispielsweise als Karawanserei, Landwirtschafts- und Handelszentrum, Vergnügungsorte und Außenposten für Herrscher in der Ferne, die Kontakte mit einheimischen Beduinenstämmen knüpfen wollten.

Die meisten sind gut mit einer Tagestour von Amman aus nach Osten zu besuchen. Teils recht verschieden vom Charakter lohnen sich Besuche besonders zum Qasr al-Hallabat, zum Qasr al-Azraq, zum Lustschlösschen Qusayr Amra, zum Qasr al-Kharraneh und zum Qasr al-Mushatta.

Das Qasr al-Hallabat umfasst das eigentliche Schloss (Qasr), eine Moschee, einen riesigen Wasserspeicher, acht Zisternen sowie eine Gruppe von Häusern einfachster Bauart. Das quadratische Schloss misst 44 Meter an jeder Seite und besteht aus verzierten Basalt- und Sandsteinblöcken. Es besitzt Ecktürme und einen einzigen Eingang in der Mitte der Ostmauer. Im Zuge dieses Umbaus durch die Omayaden wurde das Schloss mit Stuckreliefs, Fresken und bunten Mosaiken reich dekoriert und damit von einem befestigten Gebäude in eine Palastresidenz verwandelt.

Qusayr Amra
Datiert aus dem 8. Jahrhundert: Qusayr Amra

Ungefähr 13 Kilometer nördlich des Naturreservats Azraq ragt die große, schwarze Festung von Qasr al-Azraq empor. Die heutige Form des Wüstenschlosses geht auf den Anfang des 13. Jahrhunderts n. Chr. zurück. Das Schloss, erbaut aus hiesigen schwarzen Basaltsteinen, machte sich Azraqs wichtige strategische Lage und Wasserquellen zu Nutze. Die ursprüngliche Festung wurde vermutlich von den Römern um 300 n. Chr. während der Regierungszeit von Diokletian angelegt. Später nutzten auch die Byzantiner und Omayaden das Gebäude. Im 16. Jahrhundert stationierten die ottomanischen Türken hier eine Garnison und Lawrence von Arabien machte die Festung während der Arabischen Revolte gegen das Osmanische Reich im Winter 1917 zu seinem Hauptquartier. Der Verwalter des Schlosses besitzt nicht nur eine Fotosammlung von Lawrence, sein Vater war auch einer der arabischen Offiziere, die mit dem legendären Briten gedient hatten.

Prächtige Gewölbegänge in Qasr al-Azraq.
Prächtige Gewölbegänge in Qasr al-Azraq.

20 Kilometer westlich davon liegt Qusayr Amra (der kleine Palast von Amra), ein Badehaus, das in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts errichtet wurde. Eine rechteckige Audienzhalle wird durch zwei Bögen in drei Gänge geteilt. Über den Gängen verlaufen drei Tonnengewölbe. Der Badekomplex besteht aus drei Bereichen: dem Auskleide-, Warm- und Heißraum. Dazu gib es Bauten außerhalb des Hauptgebäudes, so Pumpen und Speicher die nötige Wasserversorgung brachten. Besonders ungewöhnlich: großflächige Freskenmalereien, die praktisch sämtliche Innenflächen bedecken. Die ikonografischen Bilder zeigen Jagd- und Badeszenen, Ringer, Bogenschützen, Musiker und Tänzer sowie verschiedene kunst- und bauhandwerkliche Tätigkeiten. Heutzutage sind solcherart Bilder in keinem anderen Monument anzutreffen und das Schlösschen ist daher seit Ende des 1990er Jahre UNESCO Weltkulturerbe.

Qasr al-Kharraneh (Foto Daniel Case)
Gibt bis heute Rätsel auf: Qasr al-Kharraneh (Foto Daniel Case)

Das nächste, gut erhaltene Schloss befindet sich ungefähr 16 Kilometer westlich von Qusayr Amra und 55 Kilometer östlich von Amman. Qasr al-Kharraneh bleibt Archäologen und Historikern bis heute ein Rätsel: Manche Experten glauben, dass es sich um eine Verteidigungsfestung handelte, während andere behaupten, es sei eine Karawanserei für durchziehende Kamelkarawanen gewesen. Eine dritte Theorie geht davon aus, dass es den Omayaden-Führern als Rückzugsort zur Besprechung von Staatsangelegenheiten diente. Mit seinen hohen Mauern, Schießscharten, vier Ecktürmen und der quadratischen Form sieht Qasr al-Kharraneh zunächst wie eine Verteidigungsfestung aus. Bei näherer Betrachtung sieht man allerdings, dass die Türme nicht massiv und groß genug sind, um eine erfolgreiche Verteidigung zu gewährleisten und die Schießscharten nur kosmetischer Natur sind.

Gleich südlich von Amman befindet sich Qasr al-Mushatta, ein hervorragendes Beispiel typischer Omayaden-Architektur. Dieser unvollendete, quadratische Palast hat üppige Verzierungen und Gewölbedecken. Die gewaltigen Steinmauern der Anlage erstrecken sich in jeder Richtung auf 144 Meter und sind mit 23 Rundtürmen durchsetzt. Insgesamt ist das Bauwerk stark symmetrisch, die Architektur lässt sassanische, koptische und klassische Einflüsse erkennen. 1903 schenkte der Osamanensultan die reich verzierte Südfassade dem deutschen Kaiser Wilhelm II. und so ist sie noch heute im Berliner Pergamonmuseum zu bewundern.

Weitere Informationen über das Reiseland Jordanien unter www.visitjordan.com.

Tipp: Die schönsten Impressionen aus der Region hat Autor Karsten-Thilo Raab unter dem Titel „Faszinierendes Jordanien“ in einem Wandkalender zusammengestellt. Erhältlich ist dieser in den Formaten A2 bis A5 je nach Größe für 18,90 bis 49,90 Euro im Buchhandel sowie unter anderem bei Amazon oder im Kalendershop des Mortimer Reisemagazins.

{google_map}Amman, Jordanien{/google_map}