Ritterschlag für Islands Stolz – Mies van der Rohe Preis geht an Harpa

Rejkjaviks ultramodernes Konzerthaus Harpa ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Rejkjaviks ultramodernes Konzerthaus Harpa ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Der Stolz einer ganzen Stadt und eines ganzen Landes ist seit 2011 Harpa – ein ultramodernes Konzerthaus und Kongresszentrum direkt am Hafen der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Zu den architektonischen Besonderheiten der Landmarke zählt die Glasfassade von Olafur Eliasson und Henning Larsen. Diese wirkt fast wie ein Kaleidoskop und wechselt je nach Lichteinfall ständig die Farbe, was schon von großer Entfernung das Augenmerk auf Harpa lenkt.

Wurde für 160 Millionen Euro errichtet: Harpa, Islands kultureller Dreh- und Angelpunkt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Wurde für 160 Millionen Euro errichtet: Harpa, Islands kultureller Dreh- und Angelpunkt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Nun rückt der rund 160 Millionen Euro teure Gebäudekomplex zum zweiten Mal nach seiner feierlichen Eröffnung am 20. August 2011 ins internationale Rampenlicht. Denn Harpa wurde der mit 60.000 Euro dotierte Mies-van-der-Rohe-Preis, der im Zweijahresrhythmus vergebene Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur, mit dem auch neue Ideen und Technologien bei der Stadtentwicklung gewürdigt werden, zugesprochen. Eine Auszeichnung, die einem architektonischen Ritterschlag gleichkommt und am 7. Juni 2013 in der spanischen Metropole Barcelona verliehen wird.

Begründet wurde die gemeinsame Entscheidung der EU-Kommission und der Mies van der Rohe Stiftung damit, dass das, von dem dänischen Architektenbüro Henning Larsen in Zusammenarbeit mit dem isländischen Architektenbüro Batteríiö und dem Künstler Olafur Elíasson errichtete Gebäude dazu beigetragen habe, den Hafen von Reykjavík zu revitalisieren sowie den Hafen und die Stadt wieder näher zusammen zu bringen.

Die 43 Meter hohe Heimat des isländischen Symphonieorchesters und der isländischen Oper besteht aus zwei versetzten quaderförmigen Teilen mit schrägen Kanten. 2007 startete das prestigeträchtige Bauvorhaben als Public-Private-Partnership. Doch die schwere Finanz- und Wirtschaftskrise des Landes im darauf folgenden Jahr ließ die Arbeiten komplett zum Erliegen kommen.

Der Hauptkonzertsaal besticht durch eine exzellente Akustik. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Der Hauptkonzertsaal besticht durch eine exzellente Akustik. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Das gesamt Projekt stand auf der Kippe, drohte zur Bauruine zu verfallen. Schließlich sprangen der Staat und die Stadt Reykjavík in die Bresche, um gemeinsam das Millionenprojekt zu stemmen. 2011 konnte der neue, 32.000 Quadratmeter große Dreh- und Angelpunkt des isländischen Kulturlebens dann doch noch feierlich seiner Bestimmung übergeben werden.

„Harpa drohte zum Symbol des Scheiterns zu verkommen. Jetzt ist ein Symbol für unsere Trotzigkeit, aber auch für unsere Stärke“, so Harpa-Mirabeiterin Sigridur Gudmundsdottir. Sichtlich stolz und verliebt in die Einrichtung fügt sie hinzu: „Harpa ist für unser kleines Land wie das unsere eine technische Revolution. Es kommt der Entwicklung vom Traktor zum Düsenjet gleich.“

Tatsächlich genügt der 1.800 Besucher fassende Hauptkonzertsaal aller höchsten Ansprüchen. Davon zeugt auch die Tatsache, dass hier bereits viele namhafte Künstler ihre Visitenkarte abgaben – darunter die Berliner Philharmoniker.

Harpa ist Bindeglied zwischen Hafen und Innenstadt und ein absoluter Hingucker. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Harpa ist Bindeglied zwischen Hafen und Innenstadt und ein absoluter Hingucker. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Der Name des im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Konzerthauses wurde übrigens im Rahmen eines Wettebewerbs unter 4.000 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Gesucht wurde dabei ein isländischer Name, der auch von Ausländer mühelos ausgesprochen werden kann. Harpa ist in Island ein Frauenname, bedeutet aber auch Harfe. Gemäß Mythologie trug der erste Monat des isländischen Sommers ebenfalls den Namen Harpa. Und der Beginn des Sommers hat in dem von warmen Temperaturen und vom Sonnenlicht nicht gerade verwöhnten kleinen Land im nördlichen Atlantik einen hohen Stellwert – ebenso wie es Harpa schon nach nicht einmal zwei Jahren hat.

Allgemeine Informationen: www.visitReykjavík.is

Harpa, Austurbakki 2, 101 Reykjavík, Island, Telefon 00354-528-5000, www.harpa.is. Täglich um 11 und 15.30 Uhr bietet Harpa 45-minütige Führungen durch den Gebäudekomplex an. Die Teilnahmegebühr beträgt 1.500 ISK.

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