Reisen durch die französischen Cevennen

Zu den vielen malerischen Fleckchen in den französischen Cevennen gehört auch Sauve. (Foto ADRT)

Der südliche Teil des franzöischen Zentralmassivs erstreckt sich mit seinen Ausläufern weit bis in das Departement Gard. Über lange Zeit beherrschten hier Esskastanienwälder und Terrassenfelder das Landschaftsbild in den Cevennen. Später brachte die Seidenraupen-Zucht einige Zeit einen gewissen Wohlstand für die Bewohner. Längst ist die Esskastanie nicht mehr der Brotbaum der Region, die Landwirtschaft weniger mühsam und die Seidenweberei aufgrund billiger Importe Vergangenheit. Heute sind unberührte Natur und ursprünglich gebliebene Dörfer ein Ziel für Wanderer und gestresste Stadtbewohner. Sie finden hier, gleich der heimischen Fauna ein Refugium, und sei es auch nur für die Ferienzeit.

Viel Ehre für Modestines Nachfahren

Mit dem Esel zieht die Karawane von Monastier-sur-Gazeille nach Saint Jean-du-Gard.

Als Robert Louis Stevenson am 22. September 1878 in Le Monastier mit der Eselin Modestine zur Wanderung durch die Cevennen startete und seine Reise beschrieb, konnte er den Erfolg des Buches nicht vorhersehen. Ebenso wenig, dass tausende Wanderer in seine Fußstapfen treten würden. 140 Jahre später marschieren noch immer Menschen aus aller Herren Länder auf dem Stevenson-Weg, mittlerweile als Fernwanderweg GR 70 gekennzeichnet. Dabei sind die Nachfahren von Modestine nicht unerheblich am Erfolg dieser Wanderung beteiligt. Wie schon für Stevenson tragen auch heute noch Esel das Gepäck und sind amüsante Begleiter. Zum Jubiläum des Stevenson-Weges ist eine Esel-Karawane vom 22. September bis 6. Oktober 2018 von Monastier-sur-Gazeille bis Saint Jean-du-Gard unterwegs. Zwei Streckenverlängerungen ab Le Puy-en-Velay und bis Alès sind eingeplant. An 15 Etappenzielen wird das Jubiläum mit Veranstaltungen gefeiert. Zur Feier ziehen die geschmückten Esel durch die Dörfer. Wanderer sind herzlich eingeladen die Karawane auf Teilstrecken oder dem gesamten Weg zu begleiten.

Vom Leben in den Cevennen

Das „Maison Rouge“ vermittelt einen Eindruck vom harten Leben der ihrer Landschaft verbundenen Bewohner. (Foto Gard Tourisme)

Über Jahrhunderte formte Menschenhand das Bild dieser südfranzösischen Berglandschaft.Die karge Landwirtschaft wurde auf mühsam geschaffenen Terrassenfeldern betrieben. Lange Zeit bildeten Esskastanien ein Grundnahrungsmittel in den Cevennen. Erst mit der Einführung des Maulbeerbaumes und der Seidenraupenzucht begann eine gewisse Industrialisierung, die für Wohlstand sorgte. Ein kürzlich eröffnetes Museum in einer ehemaligen Seidenspinnerei in Saint-Jean-du-Gard führt Besucher auf einem modern gestalteten Parcours durch die Geschichte der Cevennen. Das „Maison Rouge“ vermittelt einen Eindruck vom harten Leben der ihrer Landschaft verbundenen Bewohner. Auch der Protestantismus fasste in den abgelegenen Gebieten Fuß und trug zur Identität der Menschen bei. Ein Teil des Museums ist der bewegten Vergangenheit mit der Verfolgung der Hugenotten in den Cevennen gewidmet.

Besonders reizvolle Dörfer

Kleine charmante Dörfer laden dazu ein, entdeckt zu werden. (Foto ADT Gard)

In den südlichen Cevennen sind noch zahlreiche typische Orte in ursprünglichen Landstrichen erhalten, wie zum Beispiel Dourbies. Das Cevennen-Dorf am Rande des Aigoual-Massivs erhebt sich auf einem Hügel in einer wildromantischen Umgebung, mit Heidegebieten und Weiden. Namensgebend war das Flüsschen Dourbie. Ein stiller Landstrich, wo nur die Glocken der Herden und die Geräusche der Natur zu vernehmen sind. Im Unterholz wachsen Pilze und in den Bächen ist die Bachforelle zuhause. Weide- und Landwirtschaft prägen das Dorfleben der knapp 200 Einwohner bis heute. Einige wenige Häuser in den umliegenden Weilern sind noch strohgedeckt. Strauchheide, Wiesen und Laubwald bilden eine friedliche Kulisse für naturverbundene Touristen, bei Wanderungen, beim Angeln, der Suche nach Pilzen oder bei der Beobachtung der heimischen Fauna. Vogelfreunde können Wanderfalken, Schlangenadler und Eisvögel beobachten und mit etwas Glück sogar den Ruf eines Uhus vernehmen.

Rezvolle Silhouette in Sauve

Sauve schmiegt sich an das Ufer des Flüsschens Vidourle. (Foto ADRT)

Das Kleinstädtchen Sauve am Fuße der Cevennen bildet mit seinen engen, verschachtelten Häusern über dem Flüsschen Vidourle eine reizvolle Silhouette. Sauve, dessen Ursprünge bis in die Römerzeit zurückgehen, war ein wichtiger Durchgangs- und Marktort, der seinen Wohlstand dem Handel und der Textilindustrie verdankte. Seit dem Mittelalter erfreuten sich die Weber und Schneider hohen Ansehens. Heute ziehen neben dem historischen Viertel, netten Restaurants auch die zahlreichen Ateliers und Boutiquen von Künstlern und Kunsthandwerkern die Besuchern an. In den Felsgärten im „Mer des Rochers“ wurden einst Kirsch- und Maulbeerbäume gepflanzt, die mittlerweile Grüneichen und Sträuchern Platz machten. Das eigenwillige von Pfaden durchzogen Felsengebiet ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderungen. Weitere Informationen unter www.gard-tourismus.com.