Poitou-Charentes – eine Reise durch Kunst und Geschichte

Reich an historischen Monumenten, besonders an romanischen Bauten, hat die Region Poitou-Charentes im Westen Frankreichs neben kulinarischen Köstlichkeiten und Bilderbuch-Landschaften auch historisch und kulturell interessierten Besuchern einiges zu bieten: 800 romanische Kirchen, acht Sehenswürdigkeiten, die zum UNESCO-Kulturerbe zählen, drei Städte und sechs Gebiete, die mit dem Prädikat „Pays d’Art et d’Histoire“ („Land der Kunst und Geschichte“) ausgezeichnet wurden.

So Poitiers- die geschichtsreiche Hauptstadt der Region und  eine der ältesten Städte Frankreichs. Sie wird aufgrund ihrer 24 Kirchen und 30 Klöster auch die „Stadt der hundert Türme“ genannt und ist eine Referenz für romanische Kunst in Frankreich. Aufgrund ihrer 78 unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler wurde ihr das staatliche Prädikat „Stadt der Kunst und Geschichte“ verliehen. Die historische Innenstadt mit ihren vielen schönen Fachwerkhäusern und Stadtpalästen des gehobenen Bürgertums bietet ein reiches architektonisches Erbe. Die berühmtesten der unter Denkmalschutz stehenden Bauten sind die Taufkapelle Saint-Jean, die älteste Spur der Christlichen Welt in Europa, die Kirche Saint-Hilaire, eine Pilgerstätte des «Sankt Jakob von Kompostella» und Teil des UNESCO Weltkulturerbes sowie die Kirche Notre-Dame-la Grande, deren Fassade zu den bedeutendsten Werken romanischer Bildhauerkunst gehört. Im Sommer wird sie nachts von außen so beleuchtet, wie sie einst bemalt war – ein farbenfrohes Schauspiel.

Nicht minder attraktiv ist  Cognac. Das malerische Städtchen mit den gepflasterten kleinen Straßen liegt inmitten von Weinbergen im Südwesten Frankreichs. Berühmte Cognac-Produzenten wie Martell, Courvoisier, Hennessy, Rémy Martin, Camus oder Otard bieten Führungen durch ihre Kellerei und erläutern in kleinen Museen die komplexe Geschichte und Herstellung der goldfarbenen Kostbarkeit. Dominiert wird die Stadt durch das Schloss der Valois oder auch „Château de Cognac“ aus dem 10. Jahrhundert. Hier wurde Franz I. geboren, der am 25. Januar 1515 in Reims zum König von Frankreich gekrönt wurde. Franz war ein großer Liebhaber der Kunst und Literatur. Unter seiner Herrschaft etabliert sich in und um Cognac die Renaissance-Bewegung. Heute beherbergt das Schloss die Kellereien Otard. Neben einer Verkostung des berühmten Cognacs lohnt sich ein Besuch bei Otard auch unter historischen und künstlerischen Aspekten: Im „Salle au Casque“, dem Helmsaal, heiratete Philipp, der Sohn von Richard Löwenherz, Amélie von Cognac. Die Dekorationen der Festräume stammen von Leonardo da Vinci, den Franz I. zeitlebens unterstützt hatte. Die « Porte Saint Jacques » ist ein Teil der ehemaligen Stadtmauer und diente dazu, eine Brücke, die über den Fluss Charente führte, zu überwachen. Die Brücke existiert nicht mehr, doch das imposante Tor aus dem 16. Jahrhundert blieb erhalten.

Die charmante Hafenstadt La Rochelle wurde im 10. Jahrhundert gegründet und war zunächst ein Fischerdorf, das aufgrund des Wein- und Salzhandels ab dem 12. Jh. an Bedeutung gewann. Der Hafen von La Rochelle gehört heute zu den schönsten Atlantik-Häfen Frankreichs. Historische Reederhäuser mit Restaurants und Cafés säumen die Uferpromenaden. Die drei Türme der Stadt, Saint-Nicolas, Chaîne und Lanterne, sind die Überreste der Befestigungen der Stadt. Der Tour de la Chaîne und der Tour Saint-Nicolas wurden im 14. Jahrhundert gebaut und verteidigten den Eingang des Hafens. Der Tour de La Lanterne aus dem 15. Jahrhundert diente als Landmarke, Leuchtturm und Gefängnis. Er unterscheidet sich von den beiden Hafentürmen durch seine gotische Spitze. Von seiner fast 300-jährigen Funktion als Gefängnis zeugen etwa 600 Wandmalereien von spanischen, holländischen und britischen Gefangenen. Die malerische Altstadt der Hugenotten- und Protestanten-Hochburg ist geprägt von mittelalterlichen Häusern und prächtigen Patrizier-Villen, deren Fassaden mit Wasserspeiern und steinernen Köpfen geschmückt sind. Auch das Rathaus der Stadt, ein imposanter Renaissancepalast, erbaut von König Heinrich IV., sowie der Justizpalast und das Hôtel de la Bourse, beides eindrucksvolle klassizistische Bauwerke auf dem 18. Jahrhundert, sind einen Besuch wert.  Schmale Gassen und geheimnisvolle Passagen führen zu versteckten Plätzen und Hinterhöfen. Die rue de l’Escale wirkt wie eine Zeitmaschine: Man fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Der Bischöfliche Palast aus der Zeit Ludwig XVI. beherbergt das sehenswerte Musée-des-Beaux-Arts, das in erster Linie der Malerei des 15. bis 19. Jahrhunderts gewidmet ist. Eine Pause legt man am besten in dem schönen Jugendstil-Café „Café de la Paix“ ein. Hier war der Schriftsteller Georges Simenon Stammgast.

Die gegenüber von La Rochelle gelegene Insel Ré, auch „die Weiße“ genannt, wurde im Laufe ihrer Geschichte mehrere Male von Engländern angegriffen. Um die Zugänge zu La Rochelle und dem Marinestützpunkt Rochefort zu schützen, begann Vauban, der Festungsbaumeister Ludwigs XIV. 1681, mit dem Bau einer Zitadelle und eines Festungsgürtels in der Inselhauptstadt Saint-Martin-de-Ré, um die Verteidigungsanlagen der Insel zu verstärken. Die Anlage gilt als ein Meisterwerk Vaubans und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Örtchen La Flotte und Ars-en-Ré wurden mit dem Prädikat „Die schönsten Dörfer Frankreichs“ ausgezeichnet und verfügen beide über einen wunderschönen mittelalterlichen Markt. Ebenfalls sehenswert ist die Ruine der Abtei Nôtre-Dame-de-Ré, auch „Les Châteliers“ genannt, ein ehemaliges Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert und eines der ältesten religiösen Bauwerke der Insel.

Auf der Insel Oléron, auch „die Farbenfrohe“ genannt, haben sich schon die alten Römer entspannt. Nicht umsonst stritten sich England und Frankreich jahrhundertelang um die schöne Insel mit den idyllischen Dörfern, die für ihre köstlichen Austern bekannt ist. Von der kämpferischen Vergangenheit zeugen zahlreiche Burgen, darunter eine Zitadelle, die Kardinal Richelieu 1630 an der Südostküste erbauen ließ. Die bekannteste Festung ist aber das von Napoleon errichtete Fort Boyard, das schon für zahlreiche Spielfilme als Kulisse diente und Schauplatz der gleichnamigen Abenteuershow ist.

Derweil wartet Angoulême, „Stadt der Kunst und der Geschichte“, mit einer über 1000-jährigen Vergangenheit auf und weiß ihr wertvolles Erbe zu bewahren. Im Mittelalter war die Stadt eine wichtige Station der Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Zahlreiche Bauwerke entstanden im Laufe der reichen Geschichte der Stadt: Die in den Jahren 1105 bis 1128 im Stil der Spätromanik errichtete Kathedrale Saint Pierre, die denkmalgeschützten Befestigungsanlagen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die Türme „Tour Lusignan“ aus dem 13. Jahrhundert und „Tour de Valois“ aus dem 15. Jahrhundert, Überbleibsel der ehemaligen Burg der Grafen von Angoulême, die Paul Abadie, der Architekt des Sacré-Coeur in Paris, 1868 in den Bau des städtischen Rathauses integrierte. Außerdem sehenswert sind die Kirche St. André aus dem 12. und 16. Jahrhundert, die ehemalige Kapelle der Cordeliers aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und der Schlafsaal der Mönche aus dem 16. Jahrhundert. Einen Überblick über die historische Altstadt erhält man am besten bei einem Rundgang auf der Stadtmauer, bevor man die besondere Atmosphäre in den belebten Gassen genießt.

Weitere Informationen unter www.poitou-charentes-vacances.com oder unter www.atlantikkueste.frankreich.de.

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