Neues Thermalium im tschechischen Tepice

Das neue hermalium im tschechischen Kurbad Tepice weiß auch architektonisch Akzente zu setzen. – Foto: Lázně Teplice

Wer an Kuren in Tschechien denkt, dem fallen zuerst die weltberühmten böhmischen Bäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad ein. Das nordböhmische Teplice (Bad Teplitz) ist hingegen etwas aus dem Blick geraten. Dabei zog der älteste tschechische Kurort einst zahlreiche gekrönte Häupter und bekannte Künstler aus ganz Europa an. An diese goldenen Zeiten will man wieder anknüpfen. Viel wurde in den vergangenen Jahren in die Kuranlagen investiert. Mit dem gerade eröffneten Thermalium erhoffen sich die Verantwortlichen einen weiteren Aufschwung.

Die Namen der Teplitzer Kurhäuser sprechen Bände. Das größte ist benannt nach Ludwig van Beethoven, der mehrfach in Teplitz zur Kur weilte, dort 1811 die Arbeit an seiner 7. Symphonie begann und im Jahr darauf sein erstes Treffen mit Johann Wolfgang von Goethe hatte. Im Beethoven-Zimmer erinnern eine Büste, Notenblätter und eine historische Geige an den berühmten Gast. Das Kaiserbad verdankt seinen Namen dem österreichischen Regenten Franz-Josef I., der dort mehrfach weilte. Und das neobarocke Steinbad wurde 1911 als Kaiserin-Elisabeth-Bad eröffnet, denn auch Kaiserin Sissi gehörte zu den Gästen des vornehmen Kurortes am Rande des Erzgebirges.

Thermalquellen von einem Schwein entdeckt

Das Thermalium verfügt über zwei Thermalbecken, einen Kneipp-Gang sowie vier Saunen. – Foto: Lázně Teplice

Nach einer Legende soll im Jahr 762 ein Schweinchen die Quellen von Teplitz entdeckt haben. Belegt ist, dass seit der Gründung des Teplitzer Klosters im Jahr 1154 das Thermalwasser im dortigen Spital zur Heilung genutzt wurde. Damit gilt Teplitz als ältestes Kurbad in Mitteleuropa. Seit Tausenden von Jahren sickert Regenwasser durch das vulkanische Gestein, sammelt sich in mehr als Tausend Meter Tiefe, nimmt die Wärme der Erde und Mineralien auf und gelangt mit Temperaturen von mehr als 40 Grad wieder an die Oberfläche. Genutzt wird das leicht radonhaltige Wasser, um Erkrankungen der Gelenke, der Gefäße und der Nerven zu heilen. Das schätzten schon die sächsischen Kurfürsten, die im 16. Jahrhundert die ersten aus Stein gebauten Badehäuser besuchten. Ihnen folgten viele andere Berühmtheiten, darunter Russlands Zar Peter der Große oder der preußische König Friedrich Wilhelm III.

Die Gesellschaft Lázně Teplice hat seit 1992 viel unternommen, um die in die Jahre gekommenen Anlagen zu modernisieren. So wurden die historischen Kurhäuser erneuert und zeitgemäß ausgestattet, es entstanden neue gastronomische Einrichtungen, Thermalbecken und ein neuer Thermalbrunnen im Kurpark. Seit einigen Jahren wird die Kursaison wieder festlich eröffnet und es finden prachtvolle Kurbälle statt. Die bislang größte Investition ist das neue Thermalium, das das alte Thermalbad im Kurhaus Beethoven ersetzt. Die barrierefreie Anlage kostete umgerechnet rund zehn Millionen Euro und öffnete Anfang Dezember 2018.

35 Grad heißes Quellwasser

Das nordböhmische Teplice (Bad Teplitz) will wieder ein bedeutender Kurort werden. – Foto Ladislav Renner

Das Thermalium verfügt über zwei Thermalbecken, einen Kneipp-Gang sowie vier Saunen. Die 29 bis 35 Grad warmen Becken mit einer Wasserfläche von 450 Quadratmetern werden komplett aus der Urquelle, der ergiebigsten Teplitzer Thermalquelle, gespeist. Die moderne Architektur des Gebäudes setzt auf klare Formen und eine dezente Farbgebung. Badende sollen nicht abgelenkt werden und so noch intensiver die heilende Kraft des Wassers spüren. Zahlreiche Massagedüsen und Relaxbänke im Hauptbassin sorgen für Entspannung. Auf dem Dach des neuen Gebäudes entstand eine abgeschirmte Ruhezone. Von dort können Gäste den Blick auf den Schlossplatz genießen. Bei den Umbauarbeiten wurden auch die individuellen Thermalbäder im Kurhaus erneuert.

Der Kohleabbau im Erzgebirge, die Industrialisierung und die Zeit des Sozialismus hatten den einstigen Glanz des „Klein Paris“ genannten Kurorts verblassen lassen, doch umso eindrucksvoller knüpft die Stadt wieder an ihre goldenen Zeiten an. Viele der barocken und klassizistischen Fassaden im Stadtzentrum wurden saniert, die weitläufigen Grünanlagen erneuert. Es entstanden schicke Cafés und im urigen Jugendstilrestaurant Monopol wird selbstgebrautes Bier ausgeschenkt. So könnte der Komponist Richard Wagner auch heute wieder ins Schwärmen geraten. „Ach, dieses Teplitz mit seiner weiten Umgebung ist wirklich das Schönste, was ich kenne“, hatte er bei einem seiner zahlreichen Besuche notiert. Weitere Informationen unter www.visitteplice.com.