Minikreuzfahrt im Saronischen Golf – Inselhopping zwischen Athen und der Peloponnes

Vom Hafen von Flisvos startet die Minikreuzfahrt auf dem Saronischen Golf. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Vom Hafen von Flisvos startet die Minikreuzfahrt auf dem Saronischen Golf. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Seit mehr als einer Stunde gleitet der Katamaran nun bereits durch den Saronischen Golf. Auf dem Oberdeck herrscht reger Betrieb. Kaum ein Stuhl, der nicht belegt ist. Das Heer der Frühaufsteher hat den ersten Kaffeedurst längst gestillt und genießt gemütlich zurückgelegt die warme Sonne gepaart mit dem angenehmen Fahrtwind. Eine hübsche 20-jährige, vielleicht 22-jährige im bauchfreien Top lümmelt sich etwas aufreizend in einem Liegestuhl, hält dabei einen aufgespannten, bunten Regenschirm in der Hand, während ein hagerer Asiate bemüht scheint, jeden Zentimeter der nahen Küsten der Peloponnes mit seinem Camcorder lückenlos zu erfassen. Und die Küstenlinie ist lang.

Während der Tour über den Saronischen Golf suchen einige Passagiere auf ganz individuelle Art etwas Schatten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Während der Tour über den Saronischen Golf suchen einige Passagiere auf ganz individuelle Art etwas Schatten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Plötzlich tauchen an der Backbordseite nur einen Steinwurf entfernt eine Hand voll Delfine auf. Schon springt die Masse der Tageskreuzfahrer, die sich von Flisvos, einem kleinen Hafen im griechischen Piräus,aus auf den Weg gemacht haben, auf und droht dem Schiff Schlagseite zu verleihen. Denn alle lehnen sich möglichst weit über die Reling, um den Meeressäuger möglichst nahe zu sein und ein unvergessliches Urlaubsfoto auf Zelluloid oder den digitalen Chip zu bannen.

Derweil beschreibt die Route des Schiffs ein Acht, tuckert durch eine Meerenge zwischen zwei unbewohnten Inseln hindurch. Am Horizont taucht Hydra auf, jene Insel, die schon ganze Heerscharen von Künstlern mit ihrer Pracht und ihrem faszinierendem Lichtspiel inspirierte. Vorbei an der Hafeneinfahrt, die im 15. bis 18. Jahrhundert durch zwei gegenüberliegende Burganlagen geschützt wurde, schiebt sich der Stahlkoloss in die malerische Bucht mit den weiß getünchten Häusern, die sich hufeisenförmig um das Hafenbecken gruppieren.

Traumziel für Generationen von Künstlern: Das autofreie Hydra. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Traumziel für Generationen von Künstlern: Das autofreie Hydra. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Keine Frage, das knapp 65 Quadratkilometer große Hydra ist ein Stück Bilderbuch-Griechenland mit engen, verträumten Gassen, kleinen, geduckten Häusern sowie mehr als 300 Kirchen und Kapellen. Noch dazu eine Insel der Entschleunigung und frei von Autos. Esel und Maultiere sind die Transportmittel für Waren und Menschen jeglicher Größe. Wobei die Grautiere mitunter durchaus Mitleid verdienen, wenn sich mal wieder einer diesen Lauffaulen, deren Leibesfülle an eine unangemeldete Massendemonstration gemahnt, mühsam auf den Rücken den Lastentiers hievt.

Verwinkelte, enge Gassen und weiß getünchte Häuser sind das Markenzeichen von Hydra. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Verwinkelte, enge Gassen und weiß getünchte Häuser sind das Markenzeichen von Hydra. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Die 90 Minuten Landgang sind knapp bemessen. Doch sie lassen genügend Zeit, um dem 1648 errichteten Kloster unweit des Hafens sowie der Kímisis tis Theotókou Kirche einen Kurzbesuch abzustatten und sich im Gassengewirr der Insel entspannt treiben zu lassen.

Um die Fahrzeit zu verkürzen wird an Bord des Katamarans eine Einführung in den Sirtaki angeboten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Um die Fahrzeit zu verkürzen wird an Bord des Katamarans eine Einführung in den Sirtaki angeboten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Kaum hat der Katamaran wieder abgelegt, wandelt sich das Oberdeck in die griechische Form einer Tanzschule. Zu Livemusik versuchen Besatzungsmitglieder den Gästen die Geheimnisse des Sirtakis beizubringen. Nicht wenige halten die eigens für den Kinofilm „Alexis Sorbas“ (1964) mit Anthony Quinn entwickelte Schrittfolge für einen traditionellen griechischen Tanz. Ähnlich grazil wie der hüftsteife Hollywood-Mime kreuzen die Hobbytänzer mehr oder weniger rhythmisch die Beine, während sie ein wenig lässig die Arme auf die Schultern des Nebenmannes oder der Nebenfrau legen. Offen ist nur, ob diejenigen, die versuchen, eine flotte Sohle aufs Oberdeck zu legen, ob ihrer eigenen Ungelenkigkeit mehr Spaß haben als die Zuschauer oder ob es eher umgekehrt ist. So oder so steigt die Stimmung an Bord. Auch weil längst Ouzo und griechischer Wein an der Bord-Bar in Strömen fließen.

Auch Póros gilt als ein Kleinod am Saronischen Golf. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Auch Póros gilt als ein Kleinod am Saronischen Golf. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Der Tanz über den Wellen sorgt dafür, dass kaum einer bemerkt, dass der Katamaran sich nach weiteren 90 Minuten Fahrzeit der Insel Póros nähert. Der riesige „Pott“ schlängelt sich in langsamer Fahrt durch die fjordartige, an der engsten Stelle gerade einmal 250 Meter breite Meerenge an der Küste der Peloponnes entlang und macht direkt vor den zum Großteil neo-klassizistischen Häusern an der Uferstraße fest. Der steile Hang, der vor allem mit Aleppo-Kiefern bewaldeten, üppig grünen Insel, ist dicht bebaut.

Kristallklares Wasser und traumhafte Buchten finden sich auf Póros. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Kristallklares Wasser und traumhafte Buchten finden sich auf Póros. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Über allem thront ein Uhrturm aus dem Jahre 1927. Von der Plattform des Wahrzeichens lässt sich auch ein herrlicher Blick auf die Russische Bucht werfen. Wo früher Boote und U-Boote der Sowjets gewartet wurde, erstreckt sich heute ein kleiner Strand. Genau hier liegt der russische Multimilliardär Roman Abramowitsch, Eigentümer des englischen Fußballclubs FC Chelsea, regelmäßig mit seiner 162 Meter langen Super-Yacht „Eclipse“ vor Anker. Vom Uhrenturm aus wird auch deutlich, dass das knapp 50 Quadratkilometer große Póros eine zweigeteilte Insel ist. Der kleinere, südlich gelegene Inselteil mit dem Hauptort ist Sferia. Über eine Landenge (Isthmus) ist dieser mit dem größeren, nördlichen Inselteil namens Kalavria verbunden. Dort findet sich auch das Kloster Zoodochos Pigis.

Ein Schluck Wasser aus der heiligen Quelle von Póros soll helfen, Nierenleiden zu lindern. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ein Schluck Wasser aus der heiligen Quelle von Póros soll helfen, Nierenleiden zu lindern. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

„Gegenüber des Klosters gibt es eine heilige Quelle, deren Wasser angeblich Nierenleiden lindern kann“, erklärt Gästeführerin Alexandra Leontaritou, die selber nicht an die Wunderwirkung des feuchten Nasses glaubt. „Ich bin sowieso kerngesund, deswegen nehme ich auch nie einen Schluck“, schiebt die beleibte Griechin lachend hinterher.

Póros liegt an der engsten Stelle gerade einmal 250 Meter vom Festland des Peloponnes entfernt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Póros liegt an der engsten Stelle gerade einmal 250 Meter vom Festland des Peloponnes entfernt. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Während der Katamaran mit einem weiteren Zwischenstopp auf dem Rückweg nach Athen noch einen Halt auf der Insel Ägina einlegt, deren dorischer Tempel von Afaia (auch Aphaia) aus dem 5. Jahrhundert vor Christus als besterhaltener Tempel Griechenlands gilt, wählen wir von Póros aus via Galatas den Landweg zum berühmten Isthmus von Korinth. Der zwischen 1881 und 1893 an der berühmten Landenge in das Felsmassiv geschlagene Kanal verbindet den Saronischen Golf mit dem Golf von Korinth.

Ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst: Der Kanal von Korinth. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst: Der Kanal von Korinth. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

„Der Kanal ist für mich ein von Menschenhand geschaffenes Wunderwerk“, konstatiert Alexandra Leontaritou mit Blick auf die 6,3 Kilometer lange Wasserstraße. Bis zu 84 Meter tief und 25 Meter breit ist die schnurrgerade Schneise, die vor rund 130 Jahren in den Fels geschlagen wurde. Noch heute schippern jährlich rund 11.000 Schiffe durch den Kanal und sparen sich auf der Fahrt nach Athen so einen gut 400 Kilometer langen Umweg um den Peloponnes herum.

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Informationen: Hydraiki Naval Company, Ermoú Street, 10563 Athen, Telefon 030-210-3230100, www.athensonedaycruise.com, www.onedaycruise.gr. Die Tagestour inklusive Mittagessen und Abholservice am Hotel kostet 99 Euro pro Person beziehungsweise 49 Euro für Kinder und beginnt um 8.15 Uhr am Anleger in Flisvos (Piräus). An Bord besteht sogar die Möglichkeit, einen Kochkurs, bei dem die mediterrane Küche im Fokus steht, zu belegen.

Die Hydraiki Naval Company bietet von Athen aus Touren über den Saronischen Golf an.
Die Hydraiki Naval Company bietet von Athen aus Touren über den Saronischen Golf an.

Anreise nach Athen: Aegean Airlines, seit 2009 jährlich als beste europäische Regionalfluglinie geadelt, bietet Hin- und Rückfluge nach Athen ab zusammen 220 Euro von acht deutschen Flughäfen, darunter Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart, sowie aus Wien, Zürich und Genf an. Informationen unter www.aegeanair.com. Der 35 Kilometer vor den Toren Athens gelegene Flughafen ist mit der U-Bahn und dem Schnellbus an die Athener Innenstadt angeschlossen.

Autovermietung: Drive FTI bietet ab 224 Euro pro Woche ein Wagen der Kompaktklasse an. Buchungen unter www.drivefti.de.

Uhrzeit: Der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt ganzjährig eine Stunde. Bei der Ankunft muss die Uhr eine Stunde vorgestellt werden.

Klima: Das Klima ist geprägt durch warme trockene Sommer und milde feuchte Winter. Von Mai bis in den Herbst hinein ist das Wetter weitgehend konstant mit wenigen Niederschlägen.

Stromversorgung: 220 Volt Wechselstrom. Deutsche Flachstecker passen fast immer.

Beim Verlassen des Schiffes werden die Tagestouristen auf die geplante Abfahrtszeit hingewiesen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Beim Verlassen des Schiffes werden die Tagestouristen auf die geplante Abfahrtszeit hingewiesen. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Essen & Trinken: Brettos, 41 Kydathineon Street, 10558 Athen, Telefon 0030-210-3232110, www.brettosplaka.com. Athens älteste Brennerei hält allein 150 Weine und 40 selbst gemachte Liköre vor.

Melinikon, 37 Skoufa Street, Kolonaki, Athen, Telefon 0030-211-4091430. „Pancakes á la Grecque“ – griechische Pfannkuchen mit den unterschiedlichsten Füllungen sind die Spezialität des Hauses.

Das Sirene Blue Resort verfügt nicht nur über einen eigenen Strand, sondern auch über eine einladende Poollandschaft. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Das Sirene Blue Resort verfügt nicht nur über einen eigenen Strand, sondern auch über eine einladende Poollandschaft. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Wine Booth, 12 Fokionos Street, Athen, Telefon 0030-210-9959544. Die Weinbar hat mehr als 170 verschiedene griechische und internationale Weine im Ausschank.

Übernachten: Sirene Blue Resort, 18020 Monastiri, Póros, Telefon 0030-22980-22741. Das Fünf-Sterne-Haus liegt dreieinhalb Kilometer vom Hafen von Póros malerisch auf einer Klippe und verfügt neben zwei Pools über einen eigenen kleinen Strand. Buchbar ist das Hotel unter www.fti.de.

Fresh Hotel, 26 Sophocleous/Klisthenous Street, 10552 Athen, Telefon 0030-21052-485116. Das Vier-Sterne-Haus mit Bar und Pool auf dem Dach liegt rund fünf Gehminuten von der Plaka entfernt im Herzen der Innenstadt. Buchbar ist das Hotel unter www.fti.de.

Electra Palace, Ermoú Street, 10563 Athen, Telefon 030-210-3378000. Das Fünf-Sterne-Haus liegt direkt an der Pláka und verfügt über ein exzellentes Dachterrassen-Restaurant sowie einen Pool auf dem Dach mit Blick auf die Akropolis. Zimmer beginnen bei 138 Euro pro Nacht. Buchbar ist das Hotel unter www.fti.de.