Kein Ruhmesblatt für Malaysia Airlines – Käfighaltung in der fliegenden Keksdose

Die Maschine der Malaysia Airlines, die zwischen Kuala Lumpur und Frankfurt verkehrt, lässt jeden Sitzkomfort für Größergewachsene vermissen. (Foto Ian Lim)
Die Maschine der Malaysia Airlines, die zwischen Kuala Lumpur und Frankfurt verkehrt, lässt jeden Sitzkomfort für Größergewachsene vermissen. (Foto Ian Lim)

Als Zweimetermann graut es einem fast schon automatisch vor Flügen. Vor allem, da die meisten Fluggesellschaften im permanenten Bemühen um Profitmaximierung versuchen, immer mehr Passagiere in ihre viel zu engen Flugzeuge zu pferchen. Dazu erfolgt die Bestuhlung und Sitzanordnung so, dass selbst Zwergkaninchen nur mit ausgefeilter Origamie-Falttechnik überhaupt in die Sitzreihen hinein gelangen können. 

Neulich auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Frankfurt war die fliegende Keksdose von Malaysia Airlines, eine Boeing 777-200, derart eng bestuhlt, dass dagegen die Käfighaltung bei Hühnern wie ein Freiland-Paradies anmutet. Selbst erfahrene Ölsardinen hätten einen akuten Anfall von Platzangst bekommen. Was angesichts der Tatsache, dass die reine Flugzeit mehr als zwölf Stunden beträgt, an Folter über den Wolken gemahnt. Zumal etwas größer geratene Zeitgenossen in der Holzklasse, wie die Economy Class ja nicht von ungefähr genannt wird, nur mit den Knien eingeklemmt zwischen Stirn und Rücklehne des Vordermanns Platz finden.

Bordkarten für die "fliegende Folterkammer". (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Bordkarten für die „fliegende Folterkammer“. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Was angesichts der halbtägigen Flugzeit, noch dazu zu nachtschlafender Zeit, ohnehin alles andere als vergnügungssteuerpflichtig ist. Als dann auch noch mein Vordermann dazu ansetzte, mit Vehemenz seinen Sitz in eine Liegeposition zu bringen, begann das eigentliche Theater. Meine Bitte – unter Hinweis auf meine Größe und Sitzprobleme – den Sitz doch nicht so weit zurückzulehnen, stieß bei ihm auf taube Ohren. In meiner Not wandte ich mich an das Bordpersonal, das sich auf dem bisherigen Flug auch nicht sonderlich positiv hervorgetan hatte. Im Gegenteil, die Crew von Malaysia Airlines schaute kollektiv wie Lassie ohne Futternapf drein. Worte wie „danke“ oder „bitte“ waren ohnehin nicht Teil ihres Wortschatzes. Stattdessen lag die Vermutung nahe, dass einige der Flugassistenten ob ihres eingeschlagenen Tones die Ausbildung bei Nordkoreas Diktator Kim Jong-un als Drill-Sergeant durchlaufen hatten.

Gleichwohl wagte ich es also, die Stewardess zu bitten, mit etwas Nachdruck bei meinem Vordermann für etwas Einsicht zu appellieren. Doch die Flugbegleiterin tat mein Anliegen mit der lapidaren Bemerkung ab, alle Passagiere hätten das Recht, angenehm und entspannt reisen zu dürfen und dies würde auch das Recht, die Rücklehne möglichst weit runter zu fahren, umfassen. Aha! Damit war klar, über den Wolken sind alle gleich. Nur einige etwas gleicher. Denn für Großgewachsene schien der Anspruch, „angenehm und entspannt reisen zu dürfen“ nicht zu gelten.

Trotz des gwinnenden Lächelns sind leider nicht alle Stewardessen bei Malaysia Airlines sonderlich freundlich. Malaysia Airlines, (Foto Jannisri)
Trotz des gwinnenden Lächelns sind leider nicht alle Stewardessen bei Malaysia Airlines sonderlich freundlich. Malaysia Airlines, (Foto Jannisri)

Auch ihr Vorgesetzter konnte oder wollte nicht helfen. Das Ende vom Lied war, dass ich weit mehr als die Hälfte des Fluges stehend verbrachte. Dabei fiel mir naturgemäß das Schlafen und Entspannen etwas schwerer. Zur Entspannung schloss ich mich immer mal wieder für ein Viertelstündchen auf der engen Bordtoilette ein, um es mir auf dem Toilettendeckel – so weit dies ging – bequem zu machen. Entsprechend gerädert und verärgert kam ich früh morgens mit qualmenden Füßen, Knie- und Rückenschmerzen in Frankfurt an. Danke, Malaysia Airlines!

In der Luft ist der Gast eben nicht König. Zumindest nicht, wenn er an die Zweimetergrenze kratzt. Mehr Rücksicht und Verständnis von anderen Passagieren würde hier sicherlich erheblich, dieses Dilemma, das nicht nur bei Flügen mit Malaysia Airlines auftritt, ein stückweit auszuräumen. Besser noch wäre es, wenn die Fluggesellschaften die Kunden endlich auch als Kunden behandeln würden; wenn die Airlines zwei, drei Sitzreihen mit je neun Plätzen aus ihren Maschinen entfernen würden, so dass jeder Passagier ein paar Zentimeter Beinfreiheit gewinnt. Im Gegenzug könnten dann die Tickets aller Passagiere um 20, 25 Euro erhöht werden – schon wäre allen geholfen. Zudem hätten die Maschinen mit weniger Passagieren und Gepäck deutlich weniger Abfluggewicht, was die Kerosinkosten erheblich reduzieren würde. Und die Passagiere könnten tatsächlich endlich mal angenehm und entspannt reisen, ohne dass der Airline ein finanzieller Nachteil entstünde. So etwas nennt man dann Win-Win-Situation. Sogar der sonst fast schon obligatorische Besuch beim Orthopäden könnte den Passagieren nach langen Flügen erspart bleiben.