
Es ist der 7. Mai, 3.30 Uhr. Mein Wecker klingelt, und ich bin schlagartig hellwach. Denn heute geht es endlich wieder ins gelobte Land – nach Norwegen! Genauer gesagt, geht es nach Leka Brygge, auf die Insel Leka. Eine normale Insel in Norwegen halt, dachten wir.Wie viele Andere auch, die wir mit unserem Quantum-Sea-Team schon besucht hatten.
Aber nein! Denn Leka ist eine besondere Insel. Mit vielen Mythen. Wie zum Beispiel ein Adler, der so groß ist, dass er ein dreijähriges Mädchen rauben konnte. Oder eine Höhle mit uralten Höhlenmalereien. Und Felsen, die in der Sonne rot leuchten. Ach, ja: Richtig gute Fische gibt es hier auch …

Um 5.00 Uhr fahren wir los. Wir, das sind Sascha, Gerald, Julien, Jens und ich, André. Kurz hinterm Elbtunnel treffen wir uns an der Raststätte mit unseren Angelfreunden aus München, dem EBG–Sea–Team. Und nun starten wir richtig durch. Rund 1.970 Kilometer liegen vor uns. Der Weg führt über Flensburg nach Dänemark. Bei Kolding rechts ab, Richtung Kopenhagen. Denn wir wollen unbedingt eine Premiere feiern und über die Öresund-Brücke fahren.
Sehr beeindruckend! Die weiteren Stationen: Malmö, Göteborg, Oslo, Trondheim, Gutvik. Und dort rauf auf die einzige Fähre dieses Trips, nach Leka. Fünf Minuten nachdem die Fähre angelegt hat, stehen wir auch schon vor unserem Ziel: Leka Brygge. Was für ein Gebäude, der absolute Wahnsinn! Wieder hat es uns das DinTur Team ermöglicht, eine nagelneue Anlage zu testen.

Gro und John, das Besitzerpärchen, begrüßen uns herzlich und führen uns erstmal durch das Gebäude. Echt beeindruckend: Alle zwölf Apartments und die Gemeinschaftsräume in diesem Haus sind nicht nur zweckmäßig, sondern mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Nur ein Beispiel: Im Eingangsbereich hängt eine Seekarte des Gebietes als Fototapete und auf dem Fußboden ist ein Kompass gekachelt. Sowas haben wir bisher noch nirgends gesehen. Auch der Gefrier- und Trockenraum sowie das Schlachthaus – alles top.

Und dann kommt das Highlight schlechthin. Gro geht mit uns in die „Sklinna“, das größte Apartement im Leka Brygge. Ein riesiges Wohnzimmer mit offener Küche, gebaut im Stil eines Leuchtturms. Was für ein genialer Rundumblick!
Aber jetzt wollen wir alle die Boote sehen. Schließlich würden wir auf ihnen ja wohl mehr Zeit als im Apartment verbringen. Und für einige von uns stimmte das dann sogar …
Am Bootssteg liegen 10 offene 19 Fuß Kvaernö Aluboote mit 60 PS Yamaha-Viertaktmotoren, sowie ein 22 Fuß Kvaernö Alukajütboot mit 115 PS Yamaha-Viertakter. Die Führerstände sind mit Garmin GPS 520 Echoloten/Kartenplotter ausgestattet. Leere Treibstoffkanister werden einfach am Sammelpunkt abgestellt, und man nimmt sich volle Kanister mit zum Boot. Ein super Service von John!
Obwohl wir 27 Stunden Autofahrt hinter uns haben, juckt es gewaltig in den Fingern. Wir möchten unbedingt ein paar Drills erleben. Und so gibt Sascha, unser „Capitano“, die Order: „Leinen los!“. Wir fahren in den südlichen Bereich von Leka, können dort Dorsche bis 7,5 kg erbeuten. Nicht schlecht für den Anfang!

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter verschlechtert. Regen, starker Ostwind. Mist! Diese Umstände zwingen uns, die Westseite von Leka zu befischen. Immerhin: Hier gibt es schöne Dorsche bis zehn Kilo und Seelachse bis fünf Kilo, die unseren Pilkern und Gummifischen nicht widerstehen können.
Für die kommenden Tage verspricht der Wetterdienst Besserung, und so ist es dann auch. Die Sonne scheint, allerdings bei starkem Wind. Deshalb sind wir wieder im Süden der Insel unterwegs, wo wir verschiedene Kanten und Unterwasserberge abfischen. Zielfisch soll der Heilbutt sein, aber wer Heilbutt fangen will, der braucht natürlich Ausdauer. Und nach etlichen Driften haben wir noch immer keinen Fisch am Band. Doch kurz bevor wir schon die Heimfahrt antreten wollen, kommt über Funk die Meldung: „Heilbutt im Drill!“

Wir nähern uns den anderen Booten und können schon von Weitem sehen, dass Eric einen Heilbutt im Drill hat. Das nennt man Glück. Eric hat zum ersten Mal eine Rute in der Hand und gleich einen Butt im Drill!
Schnell liegt der Fisch im Kescher, aber nach kurzem Fototermin darf er wieder zurück in sein Element. Denn er hat noch nicht das Mindestmaß erreicht. Trotzdem – ein schöner Auftakt, was die Flachmänner betrifft.
Am nächsten Morgen sind wir früh auf und freuen uns „wie Bolle“. Denn die Bedingungen sind traumhaft. Sonne, kaum Wind! Also schnell frühstücken und raus aufs Wasser. Der erste Longturn kann beginnen. Endlich kommen wir aus den Schären raus, können Offshore fischen.

Nach zwei Stunden Fahrt sind wir vor Ort – an einem Riff, das von 500 auf 40 Meter ansteigt. Dort locken wir feiste Seelachse, Rotbarsche und Dorsche an unsere Pilker und Gummifische. Und Julien schießt bis dato den Vogel ab, mit seinem 20 kg-Fisch. Auf dem Rückweg entdecken wir ein Plateau, das sich von 275 auf 20 Meter erhebt – unser Ziel für den nächsten Tag.
Nach nur fünf Stunden Schlaf ist die Nacht vorbei, und 40 Minuten später sind wir schon am Plateau. Bei den ersten Driften passiert rein gar nichts, und wir fragen uns schon, ob wir hier wirklich richtig sind. Aber auf einmal knallt es in der Rute und der Fisch nimmt Schnur. Butt! Nach kurzem Drill kann Sascha dann den ersten maßigen Butt keschern – 1,10 Meter. Na endlich!

Kurze Zeit später fängt Julien noch einen Heilbutt der Meterklasse. Fisch ist also da. Aber wo bleiben die großen Butte? Wir überlegen noch, da bekommt Sascha einen hammerharten Biss auf den Naturköder. Der Fisch rast zum Grund. Sascha bekommt nicht mal die Chance zum Anschlagen, so kräftig neigt sich seine Rute ins Wasser. Doch als der Fisch endlich am Grund ankommt lässt er den Köder wieder los und ist verschwunden.

Sofort wechselt Sascha den zerfetzten Köder und lässt den nächsten „Blowie“ – so heißen die toten Köderfische aus England – zum Grund runter. Im Mittelwasser bekommt er den nächsten Biss, und das Schauspiel beginnt von vorn – leider mit exakt dem gleichen Ergebnis wie kurz zuvor! Wir befürchten schon, Sascha würde über Bord springen, so sauer ist er. Das war wohl sein ganz persönlicher Traumfisch – „die Wand“, wie unser Teamkollege Sven immer zu sagen pflegt.
Ausgeruht und voller Tatendrang starten wir am nächsten Morgen in den südlichen Teil von Leka. 18 Seemeilen vom Camp entfernt liegt ein Plateau, ringsherum nur Sand, von 350 Meter tiefen Rinnen umgeben und auf 20 Meter ansteigende Unterwasserberge. Ideal für unseren Lieblingsfisch, den Heilbutt.
Gleich in der ersten Drift bekommt Sascha einen Biss, der Anschlag sitzt und der Fisch rast zum Grund. Nach vier Fluchten kommt er an die Oberfläche, und ich kann ihn „einlöffeln“. Endlich hat der Capitano seinen Butt. 20 Kilo bringt er auf die Waage. Derweil sorgen Gerald, Julien und Jens für unser Abendessen, indem sie schöne Dorsche fangen – für leckere Fischfrikadellen.

Der norwegischen Unabhängigkeitstag begrüßt uns mit leichtem Wind und Sonnenschein. Am Riff können wir auch gleich gute Dorsche und schöne Pollaks erbeuten. Und dann erreicht uns über Funk von Julien die Meldung: „Wir haben ein 20 Meter- Plateau entdeckt, daß ringsherum auf 103 Meter abfällt. Hier ist alles voll mit kleinen Seelachsen und dicken Dorschen“! Also nichts wie hin und die Jungs unterstützen! Und wow – was für dicke Fische! Die Ruten bogen sich bis ins Handteil.
Die nächsten Tage bescheren uns leider stärkeren Wind, sodass wir nur „Inshore“ fischen können und erbeuten die üblichen Dorsche und Seelachse. Warum „Inshore“ nicht so viel geht? Das liegt daran, daß die Heringe noch nicht in den Lekafjord gezogen sind und somit der Futterfisch fehlt. Aber John hat uns versichert, wenn der Futterfisch erst einmal da ist, kann man auf den Sandrutschen direkt vor der Leka Brygge Anlage große Heilbutte fangen.

Es ist wie immer: Viel zu schnell geht auch dieser Tour zu Ende, und wir müssen unsere Sachen packen. Mit Wehmut, aber der Gewissheit: Wir werden mit Sicherheit nochmal wiederkommen. Es gibt noch ganz viele Ecken, die von uns entdeckt werden wollen. Die Möglichkeiten, die dieses Gebiet bietet, sind einfach riesig.
Und auch, was Leka Brygge und die Bootsflotte betrifft – einfach super, da bleiben keine Wünsche offen. Nicht zu vergessen Gro und John, mit denen wir bei Kaffee und Kuchen, Lagerfeuer und Grillen einen wunderbaren Nationalfeiertag erlebt haben . In unserem gelobten Land – Norwegen.

Infos: www.visitnorway.com/de
Beste Reisezeit: Zwischen Juni und August sind die Tage am längsten und am wärmsten. Das Wasser hat dann eine Bade-Temperatur von ca. 18 Grad Celsius.
Klima: Norwegen liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Alaska. Dennoch ist das Klima dank des Golfstrom-Einflusses relativ mild. Im Sommer liegen die Temperaturen durchschnittlich bei 14 Grad celsius. Im Juli und August sind Werte bis zu 30 Grad Celsius möglich.
Sprache: Norwegisch, Samisch. Englisch und Deutsch sind verbreitete Fremdsprachen.
Geld: Norwegische Krone (NOK), 1 Euro = 7,6 NOK.

Essen & Trinken: Es kommt viel Fisch auf den Tisch: Lachs, Kabeljau, Makrele, Klippfisch, Sild (eingelegter Hering), Lutefisk (gewässterter Stockfisch), Rakfisk (fermentierte Forelle), Fiskeboller (Fischkfrikadellen). Beliebt sind auch Kjøttkaker (kleine Fleischfrikadellen) und Gerichte mit Elchfleisch, z. B. Suppe oder Schinken. Fårikål ist ein typisches Gericht mit Lamm und Kohl. Auf Brot isst man Brunost, einen braunen Ziegenkäse. Zum Dessert gibt es Multekrem (Beeren plus Schlagsahne).
Sehenswert: Oslo: Der kunterbunte Stadtteil Grünerløkka mit Cafés, Geschäften und Second-Hand-Läden. Die Festung Akershus. Das Vikingskipshuset (Museum mit original Wikingerschiffen). Advent in Baerums Verk. In dem Museumsdorf gibt es Restaurants, Werkstätten und Geschäfte – und um die Weihnachtszeit auch einen Weihnachtsmarkt, auf dem schon mal ein Schlitten mit Nikolaus und echten Rentieren vorbei fährt.
Literatur: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: „Oh, diese Norweger“ (ISBN 978-3-86686-803-8) Erhältlich ist der Titel im Buchhandel oder direkt beim Conrad-Stein-Verlag.
{google_map}Norwegen, Leka{/google_map}