Herkulesbad – wo Rumänien am schönsten ist

Prachtvolles Relikt aus einer längst vergangenen Zeit: der Bahnhof in Herkulesbad. – Foto Lutz Geißler

Zugegeben, Herkulesbad klingt riesig. Dabei zählt der Kurort im Südosten Rumäniens gerade einmal 5.000 Einwohner. Und doch ist Băile Herculane, wie die Kleinstadt auf Rumänisch heißt, gemessen an den nicht weniger als 16 Thermalquellen ein Mekka für Wellnessjünger und alle, die die heilende Kraft des zwischen 38 und 67 Grad Celsius heißen Wassers nutzen wollen. Bereits im Jahre 153 wurde das Städtchen, das eine erste Blütezeit während des Römischen Reiches erlebte, am Ufer des Cerna erstmals urkundlich erwähnt.

Liebliche Hügellandschaft

In weiten Teilen ist der Südosten Rumäniens noch von der Landwirtschaft geprägt.

Der Weg nach Băile Herculane ist nicht mehr – wie noch vor einigen Jahren – beschwerlich und lang. Über die noch recht neue Autobahn A1 Richtung Siebenbürgen geht es von der Abfahrt Lugoj weiter in den Südosten Rumäniens. Vergessen sind die Zeiten der 1990er Jahren, als teilweise auf Schotterpisten als Straßenersatz der Weg nach Băile Herculane mit über vier Stunden Holperfahrt an der Geduld zehrte. Heute reichen nach Verlassen der Autobahn knapp drei Stunden, um auf einer gut ausgebauten Landstraße nach Herkulesbad zu kommen.

Über die Porta Orientalis

Nach der „Porta Orientalis“ öffnet sich die Landschaft nach Süden und das Klima wird milder. – Foto Lutz Geißler

Die letzte Fahrstunde führt mit moderaten Steigungen und Abfahrten in die Südkarpaten, wobei eine Serpentine den Zusammenschluss zum Balkangebirge markiert. Dann ist die Porta Orientalis erreicht. Verkäufer mit Honiggläsern säumen die Straße und bald wird der Blick frei auf eine unvergessliche, harmonische Landschaft mit Obstbaumplantagen und bunt blühenden Wiesen, auf denen im Frühjahr die Orchideen sprießen. Die ursprünglich anmutende Gegend mit gesunden Waldbeständen auf den Kuppen der sanften Berge bleibt dem Betrachter noch bis zum Erreichen des Donau-Tals erhalten.

Filmreife Kulissen

Lebendige Nostalgie: Die kaiserlich-römischen Bäder im Hotel Roman. – Foto Lutz Geißler

Bereist man das erste Mal den rumänischen Banat, wird man sich über manchen deutschen Ortsnamen wie Liebling oder Eibenthal wundern. Die ländlichen Ortschaften wie Armenis und Toplet erinnern derweil an längst vergangene Zeiten und bieten mit ihrem historischen Erscheinungsbild Inspiration für US-amerikanische Spielfilme. Gedanken an das Flair der ehemalige Monarchie Österreich-Ungarn kommen aber erst so richtig in Herkulesbad auf.

Saubere Luft und Thermalquellen

Die Südkarpaten bestechen durch herrliche An- und Ausblicke.

Herkulesbad liegt in einem Nationalpark inmitten der grünen Lunge der Südkarpaten und ist mit einer heilwirkenden Luft umgeben. Vor Ort hat man das Gefühl einer gesteigerten Vitalität. Klimatisch ist ein Mittelmeereinfluss spürbar und einige Tier- und Pflanzenarten des Balkans sind hier nachzuweisen.

2.000 Jahre alte Badekultur

Rumänische Touristen an der Herkules-Statue – sie wurde aus eingeschmolzenen österreichischen Kanonenkugeln gegossen. – Foto Lutz Geißler

Seit fast 2.000 Jahren werden die zahlreichen schwefligen Heilquellen durchgehend bis heute genutzt. Im Untergeschoss des Hotels Roman befinden sich die römischen Bäder an den alten originalen Stellen. Ohne den Genuss einer klassischen Massage mit anschließendem Bad im heißen Wasser, was extra frisch in die nachgebauten römischen Steinbecken eingelassen wird, sollte man diesen Kurort nicht verlassen.

Dampfende Zuflüsse

Die Flußtäler rund um Herkulesbad bieten ein famoses Landschaftskino.

Wandert man im Tal der Cerna, so entdeckt man im Quellgebiet der „Sieben Quellen“ dampfende Zuflüsse von heißem Wasser. An einigen Stellen wurden diese zu Badestellen ausgebaut und laden unter einfachen Bedingungen zum ganzjährigen Baden ein.

Erinnerungen an K & K Monarchie

Tradition wird auch im Südposten Rumäniens bis heute großgeschrieben.

Wer in der der Zeit der K & K Monarchie am Wiener Hof in adliger Gesellschaft keine Geschichte über das im Tal der Cerna gelegene Herkulesbad berichten konnte, war ein Außenseiter. Herkulesbad gehörte zu den bekanntesten und nobelsten Kurorten Europas. Der deutschsprachige Bevölkerungsanteil lag bei 30 Prozent.

Wo Sissi auf Salamander-Jagd ging

Eine wärmeliebende Gottesanbeterin Mantis religiosa. – Foto Lutz Geißler

Auch die Kaiserin Elizabeth hatte eine Vorliebe für diese Wellness-Location. Es waren nicht nur die berauschenden Empfänge der aristokratischen Oberschicht und ihre Vorliebe für den Pferdesport. Sie traf sich mit einflussreichen Persönlichkeiten der Monarchie und fing für ihren Sohn Rudolph an einem Bach nahe Herkulesbad einige Feuersalamanders ein.

Ruinen aus der Kaiserzeit

Die Österreichischen Kaiserlichen Bäder: verfallene Gebäude warten auf Investoren. – Foto Lutz Geißler

Viele Badanlagen aus der Kaiserzeit sind jedoch inzwischen verfallen und der Betonklotz des Hotels Roman aus postkommunistischer Zeit „ziert“ das Tal der Cerna auf groteske Weise. Der Wideraufbau der alten Kuranlagen und Ballsäle der K & K Monarchie kommt seit Jahrzehnten nicht in Gang, aber dennoch steht Herkulesbad vor einem Wandel.

Herkulesbad im Wandel

Die kleine Badestelle am Cerna-Fluss wird vor allem von Einheimischen gerne genutzt. – Foto Lutz Geißler

Es sind die Initiativen der Rumänen, die in der Hotelszene etwas bewegen wollen. Unglaublich viele kleine Hotels mit Thermalwasserangebot sind in den letzten 20 Jahren entstanden. Beim Zimmerpreis herrscht ein gesunder Wettbewerb. Von ökologisch benannten Unterkünften sticht die „Prensiunea Casa Ecologica“ mit sauberen Pool in Mehadia, wenige Kilometer vor Herkulesbad, hervor. Hier finden vorwiegend junge Gäste in Holzhäusern mit Veranda eine günstige Bleibe.

Prächtiges Bergpanorama

Das Hotel „Pensiunea La Dolce Vita“ – mit tollem Blick in die Berge.  – Foto Lutz Geißler

Das Hotel „Pensiunea La Dolce Vita“ bietet einen Top-Service mit leckerem und sehr reichhaltigem Frühstück, welches sehr lange vormittags zur Verfügung steht. Der Blick vom Poolbereich auf das weiße Gestein der umliegenden Berghänge, bringt Naturfreunde schon mal in Stimmung. Die Zimmer sind in unterschiedlicher Ausstattung alle zweckmäßig, modern und sauber gehalten. Man spricht Englisch und Mariana erfüllt (fast) alle Wünsche. Klasse Service und natürliche Freundlichkeit sind hier ein Markenzeichen. Die Anlage verfügt über einen kleinen Pool und im Innenbereich über einen großen Jacuzzi-Pool.

Übernachtungsalternative

Das Hotel „Villa Herna“ – liegt zentral in Herkulesbad. – Foto Lutz Geißler

Wie in einem großen Familiendomizil wohnt man komfortabel in der „Villa Hera“. Sie verfügt ebenfalls über ein Thermalwasserangebot, liegt zentral und bietet außerdem ganztags Speisen a la carte.

Ein offener Geheimtipp

Deftiges Essen und gutes Bier kommen traditionell in den Gasthäusern auf den Tisch.  – Foto Lutz Geißler

Zahlreiche Restaurants sind fußläufig gut zu erreichen. Besonders das unter deutsch-rumänischer Leitung lauschig am Fluss liegende Restaurant der Pension „Casa Lorabella“ ist eine Empfehlung wert und wird seit Jahren als offener Geheimtipp gehandelt.

Wandern im Cerna-Tal

Blühendes Leberblümchen am Wanderweg im Frühjahr.  – Foto Lutz Geißler

Hoch oben in der Ostflanke der Berge des Cerna-Tales wird in den Bergzacken ein weißes Kreuz sichtbar, das Cruz Alba. Den Erzählungen nach wollte ein forscher Offizier zu Pferd die junge Kaiserin beeindrucken und verlor nach einem Sturz am höchsten Punkt des Bergkammes sein Leben.

Grandiose An- und Aussichten

Blick auf den nördlichen Teil von Herkulesbad mit dem Hotel Roman vom Cruz Alba.  – Foto Lutz Geißler

Heute schlängelt sich ein bequemer Wanderweg bis zu diesem Aussichtspunkt. Je nach Jahreszeit techen neben mehreren Farnarten auch blühende Pflanzen wie dem Knabenkraut oder das blaublühende Leberblümchen ins Auge. Im Frühjahr ist der Wald voller Frühjahrsblüher und die gelben Dolden der Kornelkirsche setzen farbliche Akzente. In den steilen Abhängen der umgebenden Berge wächst die markante Banater Kiefer und an den dicken Stämmen der knorrigen Eichen neben den Wanderwegen sind kapitale Hirschkäfer keine Seltenheit.

Die Reisekasse schonen

Die Bauern der Region sind noch heute häufig mit Pferedegespannen unterwegs.

Herkulesbad hat in Verbindung mit den Aufenthaltsmöglichkeiten an der nahen Donau, dem Bade- und Angelsport, den Wandermöglichkeiten, dem Besuch des Nationalparks „Eisernes Tor“ sowie dem Besuch von zahlreichen intakten Klosteranlagen ein unglaubliches Potential für den Kultur- und Naturtourismus.

Überwiegend einheimische Touristen

Die Griechische Landschildkröte – ein Faunenelement des Balkans fühlt sich hier wohl. – Foto Lutz Geißler

Bisher ist Herkulesbad vorwiegend in der Hand rumänischer Touristen. Die Preise für Essen und Dienstleitungen sind moderat. Hunderte Kreuzfahrtteilnehmern winken derzeit, eine Autostunde weiter südlich entfernt, täglich vom Donauschiff zum Ufer ohne das Festland am Eisernen Tor jemals zu erkunden. Herkulesbad eignet sich außerdem auch hervorragend als Basis für Ausflüge oder Zwischenstopps für die Weiterfahrt nach Bulgarien sowie in das nahe gelegene Serbien. Weitere Informationen unter www.primaria-baileherculane.ro.