Gefeierter Todestag in Grün-Weiß – Iren in aller Welt gedenken St. Patrick

Tanzend - wie hier zwei junge Irinnen beim St. Patrick’s Festival Céilí - begehen Iren weltweitd en Todestag des heiligen Patrick.
Tanzend – wie hier zwei junge Irinnen beim St. Patrick’s Festival Céilí – begehen Iren weltweitd en Todestag des heiligen Patrick.

Ob Patrick ein fröhlicher, feierlustiger Mann war, ist nicht bekannt. Zumindest aber war er mit einem missionarischen Eifer beseelt. Und heilig. Noch heute wird St. Patrick, dessen Name ganz eng mit der Christianisierung der Grünen Insel in Zusammenhang steht, nicht nur in Irland hoch verehrt. Denn immer am 17. März begehen Iren weltweit den Todestag des Nationalheiligen mit einem ebenso feucht fröhlichen wie gigantischen Feiermarathon. Epizentrum dieses Partybebens ist naturgemäß die irische Insel. Zwischen Londonderry in Nordirland und dem südirischen Cork, zwischen Galway im Westen und Dublin im Osten findet sich rund um den 17. März kaum einer, der sich nicht ein dreiblättriges Kleeblatt, Shamrock genannt, ans Reverse steckt, in Grün gekleidet ist, eine grüne Perücke trägt und fröhlich winkend mit der Nationalfahne in der Hand umherzieht. 

Bis zu 500.000 Menschen säumen Dublins Straßen bei der traditionellen St. Patrick's Parade.
Bis zu 500.000 Menschen säumen Dublins Straßen bei der traditionellen St. Patrick’s Parade.

Sogar die schwarz-weiße Milch der Iren, wie das berühmte Guinness-Bier liebevoll heißt, wird an diesem Tage in vielen Pubs grün eingefärbt. Was die Trinklaune der ohnehin als trinkfest geltenden Iren noch zu verstärken scheint. Als kleine Stärkung wird vielerorts neben Brot und Fisch, wie ihn St. Patrick liebte, gerne ein grüner Wackelpudding mit Wodka gereicht. „Irish Kiss“ wird diese Nachtischkreation genannt. Und manch einer merkt erst am nächsten Tag anhand der Kopfschmerzen, welche nachhaltige Wirkung so ein „irischer Kuss“ haben kann. Erst recht, wenn das Ganze noch mit grünem Guinness en masse „unterspült“ wird. Manch einer wird dann auch mal ohne Schminke ganz grün im Gesicht.

Ein Dutzend Musikkapellen begleiten die St. Patrick's Parade und sorgen für die richtigen Töne.
Ein Dutzend Musikkapellen begleiten die St. Patrick’s Parade und sorgen für die richtigen Töne.

Feierhochburg in Irland ist seit Jahrzehnten die Hauptstadt Dublin, wo der Nationalfeiertag unter dem Motto „Let’s make history“ (Lass uns Geschichte schreiben) in ein fünftägiges Festival vom 13. bis 17. März 2014 eingebettet ist. Feste Bestandteile des Dubliner Programm-Mix sind neben Gedenkgottesdiensten zahlreiche Konzerte, Lesungen, Freilufttheater, Tanz, Kunstausstellungen, eine Schnitzeljagd (15. März um 10 Uhr an der City Hall) und natürlich die beeindruckende Parade als Höhepunkt.

Mit den phantsievollen Kostümen erinnern die Teilnehmer der St. Patrick's Parade ein wenig an die Karnevalisten in Deutschland.
Mit den phantsievollen Kostümen erinnern die Teilnehmer der St. Patrick’s Parade ein wenig an die Karnevalisten in Deutschland.

Der Startschuss für die fünftägigen Feierlichkeiten fällt am Donnerstag, 13. März 2014, ab 10 Uhr im Rahmen des Irish Craft Beer & Food Market im CHQ am George’s Dock. Hier sind bis zum 17. März irische Biere und irischer Whiskey im Ausschank; zudem werden typisch irische Speisen serviert. Parallel dazu öffnen vom 14. bis 17. März täglich ab 11 Uhr verschiedene Kirmesplätze rund um den Merrion Square, den Wolfe Tone Park und entlang des Custom House Quay ihre Fahrgeschäfte und Budenlandschaften.

Zahlreiche Hingucker hält die St. Patrick's Parade in Dublin für die Zuschauer bereit.
Zahlreiche Hingucker hält die St. Patrick’s Parade in Dublin für die Zuschauer bereit.

Am Freitag, 14. März, beginnt dann um 16 Uhr das „Greening“, das in den folgenden vier Tagen täglich um die gleiche Zeit wiederholt wird. Dabei werden die markantesten Gebäude der Dubliner Innenstadt in grünes Licht getaucht. Parallel dazu fällt ab 16.30 Uhr auf dem St. Stephen’s Green der Startschuss für das Festival Céilí, bei dem bis 19.30 Uhr bei Livemusik traditionelle irische Tänze im Mittelpunkt stehen. Wer möchte, kann bei dieser Gelegenheit selber versuchen, eine flotte Sohle unter Anleitung aufs Parkett zu legen.

Nicht nur Marschmusik ist bei der St. Patrick's Parade in Dublin zu hören.
Nicht nur Marschmusik ist bei der St. Patrick’s Parade in Dublin zu hören.

Am Samstag, 15. März, geben dann international Künstler, Musiker und Schauspieler auf verschiedenen Bühnen im Stadtgebiet Kostproben ihres Könnens, bevor am Sonntag, 16. März, um 9.30 Uhr (Hauptrennen um 11 Uhr) an der O’Connell Bridge der Startschuss für den Gannon Cup (www.gannoncup.com) fällt. Diese Ruderregatta mit dem Achterrennen auf dem Liffey zwischen dem University College Dublin und dem Trinity College ist so etwas wie der irische Pendant zum Bootsrennen der englischen Universitäten in Oxford und Cambridge – wenn auch nicht ganz so berühmt und medienträchtig. Sportlich geht es um 12 Uhr weiter, wenn am Mansion House in der Dawson Street ein Volkslauf über fünf Kilometer gestartet wird.

Ein Hauch von Karneval in Rio in Dublin.
Ein Hauch von Karneval in Rio in Dublin.

Höhepunkt des irischen Feiermarathons ist am St. Patrick‘s Day selber ab 12 Uhr die traditionelle Parade vom Parnell Square zur St. Patrick’s Cathedral, wobei die Straßen üblicherweise von bis zu 500.000 Menschen gesäumt werden. Neben verschiedenen Musikformationen stehen dabei besonders die mehr als 3.000 Mitwirkenden im Blickpunkt, die sich mit Phantasiekostümen und begleitet Mottowagen fröhlich tanzend durch die Innenstadt von Dublin bewegen. Angeführt wird die Parade vom Grand Marshall. Diese Ehre wird alljährlich einem Iren zu Teil, der sich mit seinen Leistungen und seinem Engagement als Botschafter Irlands in der ganzen Welt einen Namen gemacht hat. Die Liste der Würdenträger zieren unter anderem Sänger Ronan Keating, Schauspielerin Maureen Potter, Fußballtrainer Mick McCarthy und die ehemalige Miss World, Rosanna Davidson. Das Geheimnis, wer in diesem Jahr die Parade als Grand Marshall anführt, wurde vom Organisationskomitee noch nicht gelüftet.

Die Guinness Brauerei macht es deutlich: Am 17. März sind alle für einen Tag Iren.
Die Guinness Brauerei macht es deutlich: Am 17. März sind alle für einen Tag Iren.

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks wird der Todestag des Heiligen Patrick ebenfalls groß gefeiert. Unklar ist, in welchem Jahr St. Patrick das Zeitliche segnete. Die meisten datieren den Todestag des irischen Schutzpatrons auf den 17. März 461, andere verlegen diesen auf das Jahr 491. Unumstritten ist hingegen, dass die weltweit erste St. Patrick´s Day Parade überhaupt im Jahre 1737 in Boston stieg. Im Jahre 1762 folget dann New York, wo viele irische Auswanderer im 18. Jahrhundert eine zweite Heimat gefunden hatten, diesem Beispiel. Noch heute darf sich der Big Apple rühmen, mit durchschnittlich 150.000 Teilnehmern jährlich die größte Parade der Vereinigten Staaten auf die Beine zu stellen. Rund drei Millionen Besucher aus aller Herren Länder werden daher wieder am 17. März 2014 erwartet, wenn sich der grüne Lindwurm ab 11 Uhr zum mittlerweile 254. Mal zwischen der 44th Street und 86th Street über den Prachtboulevard Fifth Avenue schlängelt. Die beste Sicht auf die Parade bietet sich von den Eingangsstufen des Metropolitan Museum of Art (Fifth Avenue, Ecke 82nd Street).

Überall sind am St. Patrick's Day die irischen Nationalfarben allgegenwärtig.
Überall sind am St. Patrick’s Day die irischen Nationalfarben allgegenwärtig.

Nicht unerwähnt bleiben sollten auch die Feierlichkeiten in Chicago, wo seit 1962 den irischen Nationalfeiertag mit einer optischen Besonderheit begangen wird: Denn das Wasser des Chicago Rivers wird traditionell für einige Stunden mit Lebensmittelfarbe in Grün eingefärbt. So am Samstag, 15. März 2014, wenn es ab 10 Uhr wieder heißt: „Dyeing the Chicago River“. Die beste Sicht auf den Fluss bietet sich übrigens von den Brücken an der Michigan Avenue und am Columbus Drive, wo auch ab 12 Uhr die St. Patrick‘s Parade vorbeiführt.

Eine Nummer kleiner, aber ebenso fröhlich präsentiert sich die St. Patrick's Parade in München.
Eine Nummer kleiner, aber ebenso fröhlich präsentiert sich die St. Patrick’s Parade in München.

Auch in Deutschland erfreuen sich die Feierlichkeiten rund um den St. Patrick’s Day wachsender Beliebtheit – und dies nicht nur in den vielen Irish Pubs des Landes. In München findet seit 1996 jährlich eine Parade zum St. Patrick’s Day statt. Der Münchener Festumzug steigt allerdings schon am Sonntag, 16. März, ab 12 Uhr, wenn sich der Lindwurm mit seinen 44 teilnehmenden Fuß- und Musikgruppen von der Münchener Freiheit über die Leopold- und Ludwigstraße zum Odeonplatz in Bewegung setzt.

Oh, diese Iren CoverInformationen: Irland Information, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt a. M., Telefon 069-66800950, www.entdeckeirland.de

Literatur: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5.

Allgemeine Informationen: St. Patrick’s Day Dublin: www.stpatricksfestival.ie

St Patrick’s Day Parade New York: http://nycstpatricksparade.org

St. Patrick’s Day Chicago: www.chicagostpatsparade.com

St. Patrick’s Day München: www.stpatricksday.de

Weg der St. Patrick Parade in Dublin: St. Patrick’s Festival Parade verläuft vom Parnell Square über die O’Connell Street, die O’Connell Bridge, die Westmoreland Street, die Dame Street, Lord Edward Street und Patrick Street zur St. Patrick’s Cathedral.

Tribünenkarten Dublin: Eintrittskarten für die Sitzplatztribüne an der Christ Church Cathedral kosten 60 Euro und sind unter www.stpatricksfestival.ie erhältlich.

Historie: Richtig hoch her geht es am St. Patrick‘s Day in Dublin erst seit den 1970er Jahren. Bis dahin nämlich war es den Pubs untersagt, am Nationalfeiertag zu öffnen. 1995 besann sich die irische Regierung des touristischen Potenzials des St. Patrick‘s Days und hält seither alljährlich einen fünftägigen Feiermarathon zu Ehren des Nationalheiligen in Dublin ab.

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Hintergrund: Um das Leben und Wirken des irischen Nationalheiligen ranken sich zahlreiche Legenden. Die wahre Geschichte seines Lebens ist nur schwer nachzuzeichnen. Es gibt lediglich zwei verlässliche Quellen: Die beiden Schriften, die von St. Patrick selbst verfasst wurden. Zum einen ist dies die Confessio, teilweise eine Biographie, teilweise eine Erklärung für sein Handeln, und zum anderen der Epistle to Coroticus, ein Protestbrief an den britischen Häuptling Corotius.

Soweit es sich rekonstruieren lässt, wurde Patrick als Sohn einer wohlhabenden Familie um das Jahr 389 in Britannien geboren. Im Alter von 16 Jahren wurde er von Plünderern nach Irland verschleppt und zur Sklaverei gezwungen. Für einen Zeitraum von etwa sechs Jahren musste er am Berg Slemish die Schafe eines Stammesfürsten hüten, ehe ihm die Flucht gelang.

Fest steht weiterhin, dass es der Missionar St. Patrick war, der die Grüne Insel im 5. Jahrhundert christianisierte. Es ist seinem diplomatischen Geschick zu verdanken, dass sein Lebensplan, Irland zu missionieren, aufgegangen ist. Er trat den regionalen Machthabern stets mit Ehrerbietung und mit Geschenken gegenüber und respektierte die Traditionen der Bevölkerung. Als beispielhaft für sein Geschick, die christlichen mit den keltischen Werten zu verbinden, ist das irische Kreuz anzusehen, das oft mit keltischen Symbolen verziert ist. Patricks Wirkungskreis lag vor allem im Westen und Nordwesten der Grünen Insel. In Armagh ließ sich der „Apostel Irlands”, wie er oft bezeichnet wurde, um 444 nieder.

Der Legende nach war es Patrick, der die Schlangen aus Irland vertrieben haben soll. Über das Wie dieser Tat gibt es viele verschiedene Erzählungen, in denen er zumeist auf einem Berg steht und die Kriechtiere mit einem Holzstab ins Meer treibt. Eine weitere Legende ist diejenige, die sich um das Kleeblatt rankt, das in Irland Shamrock genannt. Den Erzählungen nach benutzte St. Patrick ein dreiblättriges Kleeblatt, um seiner Gemeinde und dem König Laoghaire die Dreifaltigkeit (engl: trinity) zu erklären. Die drei Blätter eines Stängels symbolisierten dabei Vater, Sohn und Heiligen Geist. Angeblich erteilte König Laoghaire St. Patrick nach dieser Lehrstunde die Erlaubnis, das Christentum über die Insel zu verbreiten. Die sterblichen Überreste des Heiligen sollen in Downpatrick in der Grafschaft Down begraben sein. Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Gedenkstein.