Florida Keys – zum Dinner einen Sonnenuntergang

Die Florida Keys sind bekannt für ihre spektakulären Sonnenuntergänge. (Foto Katharina Büttel)
Die Florida Keys sind bekannt für ihre spektakulären Sonnenuntergänge. (Foto Katharina Büttel)

Miami heiß? Ein heißer Urlaubstipp auf jeden Fall. Allerdings stehen die meisten Gäste der Zweimillionen-Metropole nicht mehr als zwei Party-Nächte auf Miami Beach-Niveau durch. Da fällt es nicht schwer abzudrehen auf die Florida Keys. Jene Kette aus Koralleninseln südlich von Miami, die sich wie eine Perlenschnur 200 Kilometer in den Golf von Mexiko schiebt. Der Overseas Highway – vom Ölmagnaten Henry Flagler vor gut 100 Jahren gebaut – verbindet die fünf Regionen Key Largo, Islamorada, Marathon, Big Pine Key und Key West über 43 Brücken mit dem Festland.

Erster Glanzpunkt: Key Largo. Nach nicht einmal einer Autostunde sind die Glitzermeilen in Miami vergessen. Beim Dinner im „Bayside Sunset Grille“ – eine leichte Brise durchzieht die Bar, man trinkt noch ein Bier auf der Terrasse – versinkt die Sonne zum ersten Mal hinter Palmendächern golden in den Wellen des Golfs.

Überaus freundlich begrüßen sogar die Delfine die Gäste auf den Keys. (Foto Katharina Büttel)
Überaus freundlich begrüßen sogar die Delfine die Gäste auf den Keys. (Foto Katharina Büttel)

Einsame Buchten, luftige Strandhotels, kleine Restaurants, leichte Küche machen den Charme der Keys aus. „Der Sonnenuntergang jedoch ist die größte der Touristenattraktionen“, versichert Starfotograf Stephen Frink, der sich mit spektakulären Unterwasseraufnahmen weltweit einen Namen gemacht hat. Nun ist es ja keineswegs so, dass es Sonnenuntergänge nur auf den Keys gäbe, hier jedoch haben sie ihre ganz eigene Aura.

Und den grünen Blitz! Der allerdings taucht nur selten auf, vielleicht alle paar hundert Sunsets einmal. „Das Phänomen hat etwas mit der Strahlenbrechung am tiefen Horizont des Golfs von Mexiko zu tun. Mir ist das aber ziemlich egal, ich träume nur davon, noch intensiver mit Walen und Haien zu arbeiten“, erklärt Frinks mit einem smarten Lächeln.

Tauchen am Korallenriff

Einige der schönsten Strände Nordamerikas finden sich auf den Florida Keys. (Foto Katharina Büttel)
Einige der schönsten Strände Nordamerikas finden sich auf den Florida Keys. (Foto Katharina Büttel)

Die Florida Keys sind „laid back“ – verträumt, ruhig, abgelegen. An manchen Stellen nur 30 Meter breit. Links und rechts vom Overseas Highway sitzen Einheimische auf Campingstühlen im Wasser und angeln, ganz relaxed. Natürliche Sandstrände haben die Inseln kaum, aber hinter den Riffen im türkisfarbenen Wasser ist es ideal zum Tauchen, Schnorcheln und Segeln.

„Die eigentliche Schönheit und Kraft der Keys ist weitgehend unsichtbar; sie liegt unter der Florida Bay und dem Atlantik. Leider ist da unten alles so sehr zerbrechlich“, erklärt der Ranger während einer Bootstour zum White Sands-Korallenriff.

Stephen Frink setzt die Unterwasserfauna künstlerisch auf besondere Art und Weise um. (Foto Katharina Büttel)
Stephen Frink setzt die Unterwasserfauna künstlerisch auf besondere Art und Weise in Szene. (Foto Katharina Büttel)

„Noch sind die lila Fächerkorallen, die Clown- und Papageienfische wunderschön, bunt und leuchtend“.

Aber Wassererwärmung und Algenbildung schädigen die Korallen; sie brauchen zum Leben niedrigere Temperaturen und Sonnenlicht. „Wenn die Korallen weiter zerstört werden, sind die Keys bald nichts weiter als ein Land der Sonnenuntergänge und der Bars“, sagt ein Einheimischer skeptisch.

Easy going in Key West. (Foto Katharina Büttel)
Easy going in Key West. (Foto Katharina Büttel)

Land der Sonnenuntergänge und der Bars

Im Gegensatz zu Miami, wo Paparazzi ständig den Promis hinterher knipsen, entdeckt man auf den Keys selten ein bekanntes Gesicht. Nur in dem einfachen Open-Air-Lokal „Keys Fisheries“ auf Marathon scheint es von Stars zu wimmeln: „Madonna! Come and get it!“ „Antonio Banderas! Come and get it!“, schallt es aus den Lautsprechern. Wer bei dem Fisch-Imbiss bestellt, muss den Namen eines Stars angeben. „Crazy“, kreischt Jill und schrillt weiter die „Prominenten“ aus. „Unser Platz ist begehrt, wir machen das beste Hummer-Sandwich der Welt. Frischer geht’s nicht.“

Florida Keys, da war doch noch was – das magische Zentrum ganz im Westen. Die meisten Besucher folgen dem Mythos, mieten sich in Miami ein Cabrio und rauschen über den Brücken-Highway, über die berühmte „Seven Mile Bridge“, durch bis Key West. Von seinen Ufern kann man an klaren Tagen die Umrisse Kubas erkennen; die Karibikinsel liegt nur 145 Kilometer entfernt.

Kuba fast in Sichweite

Typische Häuser auf den Keys. (Foto Katharina Büttel)
Typische Häuser auf den Keys. (Foto Katharina Büttel)

Ein Badeort war Key West nie, aber Endstation Sehnsucht. Ziel vieler Träume und Menschen, die jenseits des Mainstreams hier ein Zuhause gefunden haben. „Wegen des Riffs gibt es hier keine Brandung, der Sand der Strände kommt von den Bahamas“, gibt Trolleyfahrer Joel zum Besten, während sein putziges Bähnchen durch die Straßenquadrate zuckelt. Es war immer die bunte Mischung von Bewohnern und das Ambiente, was Fremde anzog.

Fragt man Szene-Fotograf Rob O’Neal während eines Bar-Bummels, Touristiker beim Frühstück im „Blue Haven“ oder Fotokünstler Alan Maltz in seiner Galerie. Sie alle versichern: „Ich kam vor zig Jahren nur mal zum Gucken hierher – ein bestimmter Moment nahm mich gefangen und ich entschied, nicht mehr nach Hause zu gehen“.

Allabendlich herrscht in Key West Feierstunde pünktlich zum Sonnenuntergang. (Foto Katharina Büttel)
Allabendlich herrscht in Key West pünktlich zum Sonnenuntergang Partystimmung. (Foto Katharina Büttel)

Die unglaubliche, ja magische Leichtigkeit macht den Ort speziell. So kam auch der Fotograf Billy Keogh vor 30 Jahren aus Connecticut in das verschlafene Städtchen, um die Meereswelt zu fotografieren. Er hatte eine Idee, entwickelte auf der Insel Big Pine ein ökologisches Besucherprogramm und führt seitdem Gäste in Kajaks durch die Mangroven.

Überaus beeindruckend zeigt sich auch die Vogelwelt in diesem Teil Floridas. (Foto Katharina Büttel)
Überaus beeindruckend zeigt sich auch die Vogelwelt in diesem Teil Floridas. (Foto Katharina Büttel)

Klischee „Sunset“ abhaken

Es naht der tägliche Höhepunkt: am Mallory Square treffen sich Punkt 18 Uhr Massen von Menschen aus aller Welt, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Bevor das Spektakel beginnt, setzen sich am Mallory Square bunte, profane Phänomene in Szene: Gaukler, Akrobaten, Jongleure und Selbstdarsteller aller Art. Doch plötzlich wenden sich alle Augen ab, wandern zum Horizont, dorthin, wo die leuchtend orangefarbene Scheibe dicht über der Wasserlinie steht. Und dann…

Danach beruhigt sich die Duval Street, die schon immer das Herz von Key West war, physisch und metaphorisch. Nur einen Block weiter ist das Hemingway-House der „Brandung“ der Touristen kaum gewachsen. Alles ist noch da: sein Bett, seine Schreibmachine, seine Bücher, Weltliteratur in Glasvitrinen. Selbst die Nachkommen der legendären „sechszehigen“ Hemingway-Katzen dösen wie eh und je unter Palmenfächern.

Wo sechszehige Katzen dösen

Pilgerstätte für Literaturliebhaber: das Hemingway Haus in Key West. (Foto Katharina Büttel)
Pilgerstätte für Literaturliebhaber: das Hemingway Haus in Key West. (Foto Katharina Büttel)

Zur Duval strömen die Touristen zu allererst. Fahrradrikschas und rosa Taxis – sie sind den Ladys vorbehalten – verstopfen die Straße, wo jeder die eleganten Chalets mit prächtigen Gärten, die in Puderfarben angemalten Holzhäuser aus spanischer Kolonialzeit bewundert. Die Insel wurde schließlich von Hispano-Kubanern kolonisiert. Auf den Veranden spannen sich Hängematten, darüber drehen sich langsam Ventilatoren.

In den Bars Margaritaville und Sloppy’s Joe – ab Mittag war sie Hemingways zweites Zuhause – duftet der starke, schwarze Kaffee, Rum und Zigarrenrauch, während im Diva’s die Drag-Queens Karaoke machen. Heute bereichert ein Hard Rock Café die Duval, das Planet Hollywood und jede Menge T-Shirt-Läden. So steht denn auch an der Tür zu Sloppy’s: „Eintritt nur mit Schuhen und T-Shirts gestattet“. Hemingway hätte das wohl kaum gekümmert…

Der Sunset vor Key West ist fast schön kitschig schön. (Foto Katharina Büttel)
Der Sunset vor Key West ist fast schön kitschig schön. (Foto Katharina Büttel)

Nun naht schon wieder der Sonnenuntergang! Dieses Mal drängen sich die Betrachter am Strand des Morada Bay Cafés auf Islamorada. Den Drink „Pain in the ass“ kaum im Glas, gehen alle Augen gen Horizont. Dort entbietet die Sonne ihren letzten Gruß, taucht hingebungsvoll ins Wasser, und plötzlich, sssssssst, ist sie weg. Es war sicher kein grüner Blitz, aber zweifellos der aller-, aller schönste Sunset mit unglaublich dramatischen Wolken…

Wissenswertes zu den Florida Keys in Kurzform

Weitere Infos: Get It Across Marketing, Neumarkt 33, 50667 Köln; Tel.: 0221-2336-451; fla-keys@getitacross.de; www.fla-keys.com

Anreise: Flug z.B. mit AirBerlin von Frankfurt/M. nach Miami

Überaus stil- und stimmungsvoll lässt es sich an verschiedenen Strandabschnitten dinnieren. (Foto Katharina Büttel)
Überaus stil- und stimmungsvoll lässt es sich an verschiedenen Strandabschnitten dinnieren. (Foto Katharina Büttel)

Mietwagen: Von Miami International Airport über die LeJeune Road südlich zur 836 West, zur Turnpike Extension und südlich auf die US-1 nach Key Largo.

Klima: Subtropisch: tagsüber 25 bis 30 Grad Celsius, nachts ca. 20 Grad. Ideale Zeit ist von Oktober bis Juli. Von August bis Oktober ist Hurrikan-Zeit.

Tauchen: Das 240 Kilometer lange Riff vor der Südküste ist das einzige Korallenriff der USA. Es steht unter Naturschutz, d.h. jede Berührung unter Wasser ist streng verboten. Zu bewundern sind über 50 Korallenarten; beliebt ist auch das Wracktauchen.

Angeln: Sportfischer und Hochseeangler können auf allen Keys Boote und Schiffe mit und ohne Besatzung chartern. Islamorada gilt als Mekka der Angler.

Empfehlenswerte Unterkünfte

Untrennbar miteinander verbunden: Sloppy Joe's und Schriftsteller Ernest Hemingway. (Foto Katharina Büttel)
Untrennbar miteinander verbunden: Sloppy Joe’s und Schriftsteller Ernest Hemingway. (Foto Katharina Büttel)

Ausflüge: Schnorcheln im John Pennekamp Coral Reef State Park; Paddeln mit Big Pine Kayak Adventure, 1791 Bogie Drive, Big Pine Key; Lunch oder Dinner auf der Privatinsel Sunset Key von Westin Hotel; Bahia Honda State Park: Strandparadies mit fabelhaften Stränden, historischer Brücke; Dolphin Research Center, 58901 Overseas Highway; Marine Mammal Conservancy: Pflegestation von kranken Walen.

Unterkunft: Auf Key Largo: „Key Largo Mariott, 103800 Overseas Highway und “Hilton Resort”, MM97, Overseas Hwighway. In Key West: “Sheraton Suites”, 245 Front Street. Beispielsweise bietet FTI zwei Nächte im “Heron Huose Court 3,5*” im Doppelzimmer ab 200 Euro pro Person an – oder im “Inn at Key West 4*” zwei Nächte im DZ mit Selbstverpflegung ab 196 Euro pro Person.

Reiseführer: “Florida Keys” von Hilke Maunder ist der einzige Führer in deutsch für die Keys, TourBook-Verlag, Hamburg.

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