Filmreif: Ein Stück Hollywood in Tschechien

Filmemacher kommen gerne nach Tschechien, wo nicht nur die berühmte Karlsbrücke in Prag ein Prachtkulisse bildet.

Ein deutscher Ermittler, der tot in der Moldau treibt, ein Berliner Kommissar, der eher widerwillig in seine Geburtsstadt Prag reist, um den Fall zusammen mit einer tschechischen Kollegin zu untersuchen – so beginnt der neue Prag-Krimi der ARD. Die ersten Folgen wurden gerade in Tschechiens Hauptstadt gedreht, sollen bald über die deutschen Bildschirme flimmern und auch durch die prächtigen Kulissen der Moldaustadt Interesse wecken. Die Serie ist nur ein prominentes Beispiel für die wachsende Bedeutung, die Tschechien als Filmstandort für deutsche und andere ausländischen Produktionen genießt. Entsprechend interessant wird das Land für Filmtouristen, die nach Filmszenen Ausschau halten.

James Bond lässt grüßen

Besucher des Böhmischen Bäderdreiecks könnten sich in Karlovy Vary (Karlsbad) und dem benachbarten Städtchen Loket (Elbogen) an den James Bond-Film „Casino Royal“ erinnern. Daniel Craig nächtigte mit seiner Filmpartnerin Eva Green im altehrwürdigen Karlsbader Grandhotel Pupp, zockte im ehemaligen Kaiserbad und traf sich auf dem mittelalterlichen Marktplatz von Loket mit einem anderen britischen Agenten.

In Karlsbad wurde Szenen für das Bond-Abentuere „Casino Royal“ abgedreht. (Foto Czech Tourism)

Große Teile des Bond-Films wurden in den berühmten Prager Barrandov-Studios gedreht, die 1931 von einem Onkel und dem Vater des späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel gegründet worden waren. Sie waren in den 1970er- und 1980-er Jahren vor allem für Fernsehserien wie „Pan Tau“ oder ihre Märchenfilme bekannt. Zu den berühmtesten Produktionen gehörte „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Der Film wurde gemeinsam mit der ostdeutschen DEFA produziert; Außenaufnahmen fanden im sächsischen Moritzburg, auf der Wasserburg von Švihov (Schwihau) und im Böhmerwald statt. Die Kutsche aus dem Film wird heute im staatlichen Gestüt von Kladruby in Ostböhmen ausgestellt.

Prager Kleinseite simuliert Wien

Schon 1983 wurde in den Barrandov-Studios der mit mehreren Oscars ausgezeichnete Filmklassiker „Amadeus“ von Miloš Forman produziert. Für Außenaufnahmen verwandelte sich die Prager Kleinseite in Wien. Drehorte waren unter anderem das Erzbischöfliche Palais, das Waldstein-Palais und das Ständetheater. Amadeus heiratete im Film in der Ägidius-Kirche.

Auch der pittoreske Altstädter Ring wird gerne filmisch in Szene gesetzt.

Als Tom Cruise 1995 seinen ersten Einsatz als CIA-Agent Ethan Hunt in Brian de Palmas „Mission: Impossible“ hatte, da durfte Prag sich selbst spielen. Gedreht wurde beispielsweise am Altstädter Ring und auf der Karlsbrücke. Die Flucht des Agenten begann in der Platnéřská-Straße in der Altstadt. Wer heute das heruntergekommene Haus aus dem Film sucht, wird seine Mühe haben, denn das Gebäude wandelte sich später zum eleganten Hotel Four Seasons. Dort war auch Cruise 2011 abgestiegen, als die vierte Folge von „Mission: Impossible“ gedreht wurde. Dafür schlüpfte Prag kurzzeitig in die Rolle von Moskau und der zweite Hof der Prager Burg wurde zur Außenkulisse für den Kreml.

Jack the Ripper in Kutná Hora

Zu den bleibtesten Drehorten in Tschechien zählt neben Prag vor allem das malerische Kutná Hora. (Foto Ladislav Renner)

Zwar ist Prag bei Filmemachern besonders gefragt, doch auch kleinere tschechische Städte empfehlen sich als Drehorte. So spielten Szenen von „Amadeus“ auf dem Erzbischöflichen Schloss in Kroměříž (Kremsier), wo Mozart im Film erstmals seinem Konkurrenten Salieri begegnete. Der Fantasyfilm „The Illusionist“ führt unter anderem in die Welterbestadt Český Krumlov (Krumau). Und die malerische Kleinstadt Kutná Hora (Kuttenberg) diente als Kulisse für den Film „La vie en rose“ über Edith Piaf sowie für die Verfilmung von Victor Hugos Drama „Les miserables“. Johnny Depp verfolgte in Kutná Hora als Inspector Abberline die Spuren von Jack the Ripper im Thriller „From hell“.

Starke Kulissen, niedrige Produktionskosten

Tschechien lockt nicht nur mit interessanten Locations und qualifiziertem Personal, auch die Produktionskosten sind dort günstiger als in vielen anderen Ländern Europas. Hinzu kommt eine staatliche Filmförderung, die ausländische Produzenten unterstützt. Das führt dazu, dass auch zahlreiche deutsche Produktionen ganz oder teilweise im Nachbarland entstehen. Beispiele aus jüngster Zeit sind die erfolgreichen Fernseh-Mehrteiler „Charité“ und „Tannbach“ oder „Das Duell der Brüder“, die Geschichte über die Gründer der Marken Puma und Adidas.

Einfach eine Bilderbuchkulisse: das tschechische Kutná Hora. (Foto Michal Vitásek)

Für den Fernseh-Zweiteiler „Die Himmelsleiter“ mit Axel Prahl und Christine Paul wurde das zerstörte Köln auf einem alten Prager Fabrikgelände nachgesellt. Gerade wurde in den Barrandov-Studios die sechsteilige Serie „Das Boot“ nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim gedreht, die ab Ende 2018 über den Sender Sky europaweit ausgestrahlt werden soll. Und auch für die erfolgreiche „Charité“-Serie wurden gerade die Fortsetzungen in Prag gedreht. Als Außenansicht dient das fast zeitgleich entstandene Prager Krankenhaus U Apolináře.

Wissenswertes für Filmtouristen

In Kroměříž wurden Teile des Filmklassikers „Amadeus“ gedreht. Foto: CzechTourism/Libor Sváček

Wer Orte von bekannten Filmen in Tschechien aufsuchen möchte, findet zahlreiche Anregungen auf der deutschsprachigen Website www.zemefilmu.cz. In den Barrandov-Studios im Südwesten von Prag werden englischsprachige Gruppenführungen über das Gelände und durch den riesigen Kostümfundus angeboten. Eine Ausstellung über die Geschichte der Studios ist an Wochenenden auch für individuelle Besucher geöffnet. Infos unter www.barrandov.cz.

In Prag bietet der Besuch des Karel-Zeman-Museums Einblicke in die fantastische Welt des 1989 verstorbenen Animationsfilmers, der unter anderem Romane von Jules Verne verfilmte. Infos unter www.muzeumkarlazemana.cz Weitere Informationen unter www.czechtourism.com.