Fest der Berfana – verhext am Lago Maggiore

Auch in Santa Maria Maggiore wird die Befana einmal mehr erwartet. – Foto Luigi Pellegrino

Wenn bei uns am 6. Januar der Dreikönigstag begangen wird, wird um diesen Tag herum am Lago Maggiore die Ankunft der folkloristischen Sagengestalt Befana auf vielfältige Art gefeiert. Ein stimmungsvolles Fest für Groß und Klein, das öffentlich begangen wird. Wie vielerorts in Italien wird die Befana als hässliche, meist gute alte Hexe dargestellt, die laut Legende in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf ihrem Besen von Haus zu Haus reitet und die Strümpfe der Kinder mit Geschenken füllt. Ihr Name leitet sich von Epiphanie her, wie der Feiertag offiziell heißt, und traditionell bringt sie den braven Kindern Süßes, den bösen jedoch ein Stück Kohle.

Selbstverständlich gibt es zahlreiche traditionelle und verführerische Weihnachtsmärkte rund um den Lago, so in Santa Maria Maggiore oder in Domodossola, um nur einige zu nennen. Die Panoramazüge der Vigezzina-Centovalli Bahn verkehren hier während der Weihnachtszeit mit geradezu romantischen Extratarifen. Und auch während des übrigen Jahres sind die blauen und grünen Züge der legendären Schmalspurbahn ein besonders beeindruckendes Transportmittel, um das Hinterland des Lago zu erleben. Lonely Planet kürte die italienisch-schweizerische Bahn erst kürzlich zur schönsten Bahn weltweit.

Weihnachtmanngrotte in Ornavasso

Überaus einladend und stimmungsvoll ist der traditionelle Weihnachtsmarkt in Santa Maria Maggiore . – Foto Felippo Ceretti

Ein besonderer Anziehungspunkt für Groß und Klein ist die Weihnachtmanngrotte in Ornavasso. In dem mittelalterlichen Städtchen unweit des Lago di Mergozzo hat sich der Babbo Natale, wie der Weihnachtsmann hier heißt, ein besonderes Zuhause geschaffen: im Stollen eines alten Steinbruchs, aus dem Baumaterial sogar für den Mailänder Dom gehauen wurde. Die Grotta di Babbo Natale hat sich mit einer Größe von 20.000 Quadratmetern zum bedeutendsten Weihnachts-Erlebnispark Italiens entwickelt. In einer Höhlenatmosphäre, die Kinderherzen höher schlagen lässt, können die Werkstätten von Zwergen und die verwunschenen Renntierställe des Weihnachtsmanns auf kleinen Bummelbahnen bewundert werden, alles ganz authentisch. Und da Krippen in Italien eine besondere Tradition haben, sind hierfür allein 600 qm reserviert.

Die Hexe, die übers Wasser kommt

Doch noch einmal zurück zur Befana. Eine echte, traditionelle Befana ist nicht mit einer neumodischen Halloween-Gestalt zu verwechseln. Die Befana, die etwas auf sich hält, trägt das Haar nie offen sondern stets ein Kopftuch und sie reitet auch nicht unbedingt auf dem Besen sondern trägt ihn vor sich her. Dass sie alt ist, liegt der Überlieferung zufolge daran, dass sie das alte Jahr repräsentiert. In Cannobio, in Baveno und in Omegna kommt die Befana nachmittags malerisch vom See auf einem kleinen Boot angefahren und bringt Glühwein, heiße Schokolade und jede Menge mit Süßigkeiten prall gefüllte Strümpfe mit an Land.

Fast scheint es, als könne die Befana tatsächlich fliegen… – Foto Pro Loco Baceno

In Baceno, weiter nördlich in den Ossola-Tälern, beginnt es bereits am Abend des 5. Mit Fackelumzügen und der Segnung der Kinder auf dem Kirchplatz; die Befana trifft erst danach gegen Mitternacht ein. In Stresa trifft man sich an Gastroständen, um sich an Polenta, Käse und Tapelucco, einer Soße mit Eselhackfleisch, zu stärken. Anschließend werden von Laiendarstellern Szenen um die Geburt Jesu, Herodes und die Ankunft der drei heiligen Könige dargestellt, bevor die Befana ihre Süßigkeiten verteilt. In Santa Maria Maggiore kommt sie in manchen Jahren sogar an Seilkonstruktionen vom Kirchturm geflogen; hier kann man es sich bei stinchéet, einer leckeren Crêpes-Art gutgehen lassen.

Krippen-Parcours auf 15 Kilometern Länge

Wer nicht ganz so lange warten will, kann in der romantischen Bergwelt von Crodo vom 7. Dezember bis zum 6. Januar die presepi sull’acqua bestaunen: auf einem 15 km langen Parcours entlang von Wasserläufen sind 50 Krippen in die Landschaft eingefügt und warten darauf, vom Wanderer entdeckt zu werden, bevor die Befana es tut. Wie oft in Italien, sind Feiertage eine Gelegenheit, in der Gemeinschaft zusammenzukommen. So auch in Massino Visconti. Durch den mittelalterlichen Ortskern werden an drei Abenden, vom 3. bis zum 5. Januar die heiligen drei Könige feierlich hoch zu Pferde reiten, bevor am 5., gegen Mitternacht, die Befana hinterherzieht, und das alte Jahr endgültig zum Abschluss bringt. Weitere Informationen unter www.vigezzinacentovalli.com und unter www.derlagomaggiore.de.