Famoser Buchsbaumzauber in den Ardennen

Der Parc des Topiaires in Durbuyist voller kurioser Blickfänge. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Der Parc des Topiaires in Durbuyist voller kurioser Blickfänge. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Durbuy ist eine Stadt der Superlative. Nur 400 Einwohner zählt das malerische Fleckchen in Südbelgien. Dennoch wurden dem Örtchen in den Ardennen bereits im Jahre 1331 die Stadtrechte verliehen. Damit darf sich Durbuy rühmen, die kleinste Stadt Belgiens und eine der Kleinsten der der Welt zu sein. Und in dieser befindet sich mit dem Parc des Topiaires der größte Formgarten der Welt.

Auf 10.000 Quadratmetern fallen hier mehr als 250 pflanzliche Kunstwerke ins Auge und lassen die prächtigen Gärten am Ufer der Ourthe zu einem Freilichtmuseum mit Parkcharakter avancieren. Nahezu die ganze Anlage besteht aus Buchsbaumhecken und -gewächsen, die von ihrer Form überwiegend an Menschen oder Tiere erinnern. Dazwischen lockern Rasenflächen, vereinzelte Bäume und von kleinen Hecken gesäumte Wege das Areal im Schatten des Chateau d’Ursel auf.

Mehr als 250 gewachsene Kunstwerke zieren den Parc des Topiaires. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Mehr als 250 gewachsene Kunstwerke zieren den Parc des Topiaires. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der Parc des Topiaires ist das Lebenswerk von Albert Navez. Vor rund zweieinhalb Jahrzehnten begann er mit der Arbeit. Rund 15 Jahre intensiver Pflege sollten ins Land gehen, ehe das Gros der Pflanzen die gewünschte Form hatte. „Alles, was ich benötige, sind etwas Draht und ein paar Bambuszweige. Daraus forme ich die Umrisse der geplanten Figur“, gewährt der Gartenbaukünstler erste Einblicke in sein Schaffen.

„Während die Buchsbaumpflanze wächst, werden die Äste und Blätter regelmäßig gestutzt, um sie in die gewünschte Form zu bringen. Nach und nach werden dann die Drähte und die Bambuszweige entfernt“, verrät Park-Mitarbeiterin Marie-José Stillen die nächsten Schritte bis zur Vollendung des Buchsbaumzaubers. Dabei wurde diese Art der Gartenkunst schon in der Antike und im Mittelalter angewandt. Die Formbäume erfreuten sich insbesondere im 17. Jahrhundert in England, Frankreich, Italien und den Niederlanden großer Beliebtheit, wo sie vornehmlich in Schlossgärten und Klosterhöfen zu finden waren.

Fast 15 Jahre benötigte Albert Navez umd die Buchsbäume in die jeweils gewünschte Form zu bekommen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Fast 15 Jahre benötigte Albert Navez umd die Buchsbäume in die jeweils gewünschte Form zu bekommen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Einige der Pflanzen im Parc des Topiaires sind mehr als 120 Jahre alt. Zwei Gärtner sorgen ganzjährig mit Heckenscheren dafür, dass die grünen Kunstwerke in Form bleiben. Besonders beeindruckend sind eine badende Dame und die zwei fraulichen Figuren, die so wie Gott – oder besser gesagt Albert Navez – sie geschaffen hat, ein Sonnenbad nehmen. Wobei eine ob ihrer üppigen Oberweite das pflanzliche Abbild von Pamela Anderson darstellen soll.

Zudem zieren ein betender Mann, Springpferde mit Jockeys im Sattel, Schildkröten, Bären, Eichhörnchen, Schwäne und Pfauen, aber auch Kaffeetassen, Gießkannen, ein Riesenherz sowie ein vier Meter hoher Elefant einige der insgesamt 39 verschiedenen Pflanzbereiche. Da wird eine Katze, von einer Meute Hunde, die die skurrilsten Haltungen annehmen, aufgeschreckt. Da geht Manneken Pis in einer Ecke des Gartens dem gleichen Zeitvertreib wie sein berühmter Zwillingsbruder in Brüssel nach und ist mit 58 Zentimetern Höhe exakt so groß wie dieser. Allerdings ist der Knabe in Durbuy – wie könnte es anders sein – ganz aus Buchsbaum, sieht man einmal von einer kleiner Wasserleitung unterhalb des Bauchnabels ab.

Der Kanute im Parc des Topiaires wirkt so echt, als wolle er jeden Moment in der nahen Ourthe lospaddeln. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Der Kanute im Parc des Topiaires wirkt so echt, als wolle er jeden Moment in der nahen Ourthe lospaddeln. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Im äußersten Winkel des Parkes rekelt sich eine kleine Meerjungfrau verführerisch am Ufer des Teiches. Besonderer Blickfang des mit Seerosen bestückten Gewässers ist eine 2,5 Tonnen schwere spanische Tonvase, die als sprudelnder Brunnen dient. Am Ufer unternehmen zwei Paddler im Boot ihre Trockenübungen, während – nur durch einen Weg und zwei Buchsbaumhecken getrennt – zwei Krokodile auf vermeintliche Beute zu lauern scheinen.

Am Ausgang warten „Die Freunde von Jeanne Calment“. Das Pärchen auf der gepflanzten Parkbank erhielt seinen Namen in Anlehnung an Frankreichs älteste Frau, die 120 Jahre alt wurde. Freundlich winkend, scheinen die beiden Greise leise „Au revoir!“ zu sagen, wohl wissend, dass viele Besucher nun darüber nachdenken, wie sie ihrem heimischen Garten ebenfalls etwas Kunstvolles verleihen können. Draht, Bambusstöcke und Buchsbaumpflanzen gibt es schließlich in allen Gartencentern.

Weitere Informationen unter www.topiairesdurbuy.be und unter www.durbuyinfo.be.


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