Erfolgreiche Frischzellenkur für Asterix und Obelix

(Foto; obs/Egmont Ehapa Verlag GmbH)
(Foto: obs/Egmont Ehapa Verlag GmbH)

Dass jemand nach 54 Jahren gleich zwei neue Väter erhält, ist sicher extrem ungewöhnlich. Erstrecht, wenn der eigentliche Vater zwar ein stolzes Alter erreicht hat, aber immer noch auf diesem Planeten weilt. Andererseits war dessen geistiges Kind immer schon etwas anders. Klein, verschlagen, und dank eines Zaubertranks mit übermenschlichen Kräften ausgestattet. Neben einer ausgesprochenen Abenteuerlust, die ihn diesmal in die Region des heutigen Schottlands führt, verprügelt der kleine Gallier zusammen mit seinem unförmigen Freund in gestreiften Hosen vorzugsweise römische Legionäre. Keine Frage, Comicheld Asterix ist erwachsen geworden und doch jung geblieben.

Mit „Asterix bei den Pikten“ erschien jetzt erstmals ein Band, der nicht aus der Feder der beiden Urväter René Goscinny und Albert Uderzo stammt. Goscinny hatte bereits 1977 das Zeitliche gesegnet; der mittlerweile 86-jährige Uderzo fühlte sich nach mehr als drei Jahrzehnten zu alt, um die Erfolgsserie fortzusetzen. Das Erbe der erfolgreichen Comicmacher traten nun erstmals Zeichner Didier Conrad und Texter Jean-Yves Ferri an. Dabei ist den beiden das Kunststück gelungen, Asterix neu zu erfinden und zu beleben, und doch Bewährtes wie den beliebten Wortwitz zu erhalten – wie die ungewöhnliche Zeitrechnung des Dorfältestens Methusalix dokumentiert: „Im Jahre 50 vor Majestix war es so kalt…“.

Auch die obligatorische Begegnung mit einem Piratenschiff fehlt nicht. Natürlich mit dem üblichen Ausgang für die Freibeuter. Lediglich die amüsanten Anspielungen auf bekannte Politiker und namhafte Prominente, die in früheren Bänden kleine „Gastrollen“ einnahmen, fehlen. Dafür taucht mit dem Seeungeheuer Fafnie, das sehr an die beliebte Darstellung des Monsters von Loch Ness erinnert, ein neuer tierischer Sympathieträger auf.

Da schleppen Asterix und sein treuer Freund Obelix den tiefgefrorenen Pikten Mac Aphon in das wohlbekannte gallische Dorf, Und der eisgekühlte Gast bringt die Herzen der Dorfbewohnerinnen zum Schmelzen, und dies obwohl zunächst seine Stimme versagt. Gemeinsam mit Mac Aphon reisen die beiden Helden ins ferne Schottland.

Die dort lebenden Pikten werden den gängigen Klischees gerecht, haben rote Haare, sind großflächig tätowiert, üben sich im Baumstammwerfen und sind ebenso schlagfertig mit Fäusten und Worten wie die Bewohner aus dem Dorf von Asterix und Obelix. Und auch sie müssen sich mit den römischen Besatzern auseinandersetzen, reiben sich aber auch in Kämpfen einzelner Pikten-Stämme auf. Schließlich will Clanchef Mac Abberh die schöne Camilla zur Frau nehmen und so zum König der Schotten werden, was ihr Geliebter, eben jener Mac Aphon – beim Teutates noch mal – mit Hilfe seiner gallischen Freunde verhindern möge.

Glücklicherweise muss niemand beim nunmehr 35. Asterix-Band befürchten, dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt. Denn „Asterix bei den Pikten“ ist auch ohne Zaubertrank ein starkes Stück in der guten alten Asterix-Tradition, obschon die Geschichte zum Ende hin doch sehr geradlinig und schnörkellos wirkt.

Erhältlich ist „Asterix bei den Pikten“ zum Preis von 6,50 Euro im Zeitschriften- und Buchhandel.

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