Ein Stück irischer Lebensart: Ein Streifzug durch die Pub-Kultur der Grünen Insel

Kleinod irischer Gastfreundschaft: das The Crosskeys Inn in Ardnaglass.

Pubs sind Treffpunkt, Gerüchteküche, Kontaktbörse und zweites Wohnzimmer für viele Iren, aber  auch Enklaven des Lachens und des Lästerns, in denen einem scheinbar nie enden wollender Marathon an Trinksprüchen und Tresenpolitik dazu beiträgt, dass sich die Probleme der Welt in Wohlgefallen auflösen. Irland ohne Pubs wäre wie die Grüne Insel ohne Schafe und ohne Linksverkehr. Denn einige der urigen Kneipen sind einfach phänomenal.

Zu den beeindruckendsten Pubs der Grünen Insel gehört fraglos The Crown in der nordirischen Hauptstadt Belfast. Eine Krone als Fußbodenmosaik ziert den Eingang dieses berühmtesten Tempels des Guinness. Nach der Legendenbildung war sie dafür da, die britische Monarchie mit Füßen zu treten, ehe man sich in die mit kostbaren Holzvertäfelungen abgetrennten „Snugs“, die Trinkseparées im Inneren verzog.

Ein Pub als Wahrzeichen von Nordirlands Hauptstadt Belfast.
Ein Pub als Wahrzeichen von Nordirlands Hauptstadt Belfast.

Kostbare Buntglasfenster geben dem hohen gewölbten Raum mit seinen korinthischen Säulen und goldenen Spiegeln den Anschein eines Sakralbaus. Es waren tatsächlich auch italienische Handwerker, die im 19. Jahrhundert nach Belfast kamen, um Kirchen zu bauen, welche die Einrichtung des Crown anfertigten. The Crown ist aber auch so nordirisch wie es nur sein kann. Belebt von „heiligen Trinkern“ und göttlichen Geschichtenerzählern und gut besucht von der Theaterschar des nahe gelegenen Grand Opera House.

In den Pubs der Grünen Insel fließt nicht nur das Guinness in Strömen.
In den Pubs der Grünen Insel fließt nicht nur das Guinness in Strömen.

Mc Hugh´s Bar findet sich im ältesten Gebäude von Belfast und liegt auf dem Queen’s Square in der Nähe der Queen’s Bridge, die vom Besuch von Queen Victoria im Jahr 1849 zeugen. Kaum ein Belfaster geht zum Dinner ohne vorher in Mc Hugh´s auf ein Pint einzukehren. In der Kellerbar hört man oft die Sounds von Morgen – auch Kodaline startete hier erste Auftritte.

Nicht minder empfehlenswert ist The Crosskeys Inn in Ardnaglass im County Antrim. Schon vor rund 360 Jahren kehrten hier Reisende auf der alten Straße zwischen Belfast und Londonderry ein. Und wie traditionell üblich diente die Bar auch als Dorfladen, Postamt und Gerüchteküche. Die wunderschöne Wirtsstube ist behängt mit skurrilen Souvenirs und nostalgischem Tand, und Live Music ist die Spezialität des Crosskeys.

Zu den wohl schönsten Pubs des Landes zählt sicher auch The Old Thatch in Killeagh im irischen County Cork. „Das Alte Strohdach“ sieht gereift aus und ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts seinem Stil treu geblieben. Das echte Kleinod der irischen Pubsammlung rühmt sich, über Gerichtsfälle und Rebellen berichten zu können und quer durch die Historie des Dorfes Killeagh immer up to date zu sein.

Teil der irischen Pub-Gemütlichkeit: die Snugs, die kleinen separaten Räumchen.
Teil der irischen Pub-Gemütlichkeit: die Snugs, die kleinen separaten Räumchen.

Überaus geschichts- und geschichtenträchtig gibt sich auch das Grace Neill´s in Donaghadee im County Down. Das Pub, das vor 403 Jahren Kings Arms hieß, ist richtig moody (launisch). Ein bißchen dunkel und wie verschworen hinter seinen kleinen Fenstern. Das passt zu seiner Geschichte als Treffpunkt für Pferdediebe und Schmuggler. Nach seiner berühmtesten Wirtin hieß es dann ab 1842 Grace Neill´s. Ihre Gastfreundschaft war legendär.

Überaus populär ist auch das Brazen Head in Dublin. Im 12. Jahrhundert war das Pub der Revolutionäre und Dichter eine Postkutschenstation. Dass Michael Collins regelmäßig hier einkehrte und Jonathan Swift, James Joyce und Brendan Behan hier ihre Pints stemmten, ist belegt. Einige der Einheimischen behaupten, dass auch Robin Hood hier einst seinen Durst stillte.

Direkt am Ufer des Shannon liegt mit Sean´s Bar eine weitere Besonderheit in Athlone im County Westmeath.Live Music, illustre Gäste und Kanonenkugeln sind die Markenzeichen dieses uralten Pubs, dessen Wände einmal mit Lehm und Heu bestrichen waren. Es muss der Zeitrechnung nach schon vor 1200 Jahren existiert haben und gibt sich heute als Irlands älteste Bar aus. Im Außenbereich hat es eine nette maritime Atmosphäre. Weitere Informationen zu den Pubs der Insel unter
www.ireland.com.

Mit einem Pint in der Hand lösen sich in irischen Pubs die Probleme der Welt schnell in Wohlgefallen auf. (Fotos Tourism Ireland)
Mit einem Pint in der Hand lösen sich in irischen Pubs die Probleme der Welt schnell in Wohlgefallen auf. (Fotos Tourism Ireland)

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-804-5. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag erhältlich.

Karsten-Thilo Raab: Irland und Nordirland, Morstadt Verlag, ISBN 978-3-88571-325-8. Erhältlich ist der Titel unter www.morstadt-verlag.de oder im Buchhandel.


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