Dresden – ein Wochenende in barocker Pracht

Stimmungsvoller Blick auf Dresden und seine barocke Pracht am Ufer der Elbe.

Der Dresdner ist ein positiver Mensch mit Humor. Sein Motto: „Wir werden schon tun, das nischt wird.“ Immerhin, die Elbestadt wurde schon als „wahres Paradies“ und „Insel beseligender Lebensfeinheit“ bezeichnet. Ab Ende November feiert sich Dresden mit Striezelmarkt, Pyramiden- und Stollenfest, die Liste ist lang… Also auf in die Kapitale von Barock und Eierschecke.

August der Starke hoch zu Ross weist in Dresdens barocke Neustadt.

Die Altstadt muss zu Fuß erobert werden. Am besten mit einer der Stadtführerinnen. Sie haben jenen unnachahmlichen Charme, den man den Sächsinnen seit jeher nachsagt. Treffpunkt mit Frau Reichelt ist im Gewandhaus. Früher Zentrum des Handels, heute Nobelhotel mit Flair, einen Steinwurf weg vom Altmarkt.

Ein Dank an Friedrich August II.

Frauenkirche mit der mächtigen steinernen Glocke. (Foto Katharina Büttel)

Gleich in der ersten Gasse Richtung Kreuzkirche – Heimstätte des weltberühmten Kreuzchores – entrollt Frau Reichelt ganz en passant die Stadtkulisse, die den Ruhm Dresdens ausmacht: von der Frauenkirche über das Residenzschloss und die Hofkirche bis zur Semperoper. Sie kommt auch nicht ins Schwimmen auf die Frage, welcher fürstliche August was erbauen ließ.

Farben wie der Himmel – Altar der Frauenkirche. (Foto Katharina Büttel)

Die katholische Hofkirche gab Friedrich August II. in Auftrag – das große Ganze geht auf seinen Vater August den Starken zurück. Hier ein Palais für seine Mätresse, die Gräfin Cosel, dort ein Lustschlösschen und natürlich der Zwinger von Pöppelmann. Dem großen August begegnet man in Dresden an jeder Ecke. Auch den Bau der evangelischen Frauenkirche unterstützte der Repräsentationssüchtige, obwohl er bei der Grundsteinlegung Anfang des 18. Jahrhunderts bereits polnischer König und zum katholischen Glauben konvertiert war.

Prachtvolle An- und Aussichten über die Elbe

Ein Hochgenuss, wenn in der Hofkirche die Silbermann-Orgel erklingt.

Am Elbknick steht die Hofkirche mit ihrem filigranen Glockenturm. Man sieht die massige Augustusbrücke, die feingliedrigen Semperbauten, die Gemäldegalerie und den gläsernen Flachbau des neuen Kongresszentrums. Im Vordergrund glitzert die Elbe, historische Raddampfer am Kai, im Hintergrund der letzte Berghang der Lausitz. Fünf Jahrhunderte Baukunst, gereiht wie auf einer Perlenkette, gerahmt von der Natur. Wer halbwegs weit gereist ist, konstatiert ungeniert: Venedig-Niveau, Weltspitze.

Der über 100 Meter lange „Fürstenzug“ ist auf Porzellan-Fliesen aus Meißen gemalt. (Foto Katharina Büttel)

Das größte Porzellanbild der Welt, der „Fürstenzug“ in der Auguststraße, 101 Meter lang und einst als Sgraffito geschaffen, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf 24.000 Meissner Porzellankacheln umgesetzt: 35 Herrscher aus der Wettiner Dynastie hoch zu Ross.

Skiroller auf dem Elbe-Radwanderweg

Zwei Sachsen von Weltruf im Albertinum – Sopranistin Simone Kermes vor dem imposanten Gerhard Richter Kunstwerk. (Foto Katharina Büttel)

Der Abend im neu eröffneten Kulturpalast ist Genuss: im Restaurant „Palastecke“ das köstliche Dinner, danach eine Etage höher im sanierten Festsaal mit großartiger Akustik der Liederabend der Sopranistin Simone Kermes.

Sportvergnügen Roller-Ski vor der wundervollen Stadtkulisse. (Foto Katharina Büttel)

Auf den Elbwiesen, am nächsten Morgen, vergnügen sich Familien, rauschen Inline-Skater und Skiroller auf dem Elbe-Radwanderweg vorbei. Ein wunderbarer neuer Blick auf die Stadtsilhouette – Canaletto mal anders herum. „Erstmals vor dieser Kulisse findet am 13. und 14.  Januar 2018 der Langlauf Sprint Weltcup statt“, freut sich Initiator Torsten Püschel.

Hochsaison für den Dresdner Christstollen

Beim Stollenbacken – Meister Andreas Wippler und Stollenmädchen Hanna zeigen, wie es geht. (Foto Katharina Büttel)

Sachsens bekannteste Leckerei ist der Dresdner Christstollen. Im Pillnitzer Backhaus Wippler wartet Stollenbotschafterin Hanna in ihrem blauweißen Barockkostüm. „Kommen Sie rein!“, ruft Meister Wippler jun. in Bäckerkleidung aus seiner Museums-Backstube. Man versammelt sich um eine Theke voller Zutaten und erhält einen Kurzlehrgang zu einem wichtigen Kapitel Sächsischer Kulturgeschichte.

Bitte den Stollen zweimal buttern und zuckern! (Foto Katharina Büttel)

Einst war der Stollen fad, trocken, ohne Milch und Butter, ein Fastengebäck. Kurfürst Ernst von Sachsen und sein Bruder Albrecht wandten sich an den Papst mit der Bitte, das Butter-Verbot aufzuheben. Der gab schließlich seinen Segen – gegen Zahlung des sogenannten „Stollenpfennigs“.

Geheime Rezeptur

Das „Schokoladenmädchen“ steht für Sachsens Süßschnabel. (Foto Katharina Büttel)

Der Echt Dresdner Christstollen ist die Gourmetvariante aller Stollen. Er wiegt in seiner Urform zwei Kilo, was die optimale Relation zwischen Kruste und Innerem bewirkt. Ja und dann ist da das Rezept, streng und amtlich geschützt; alljährlich überprüft von Bäckermeistern des Schutzverbandes Dresdner Stollen e.V.

Herrlich der Blick von der Brühl’schen Terrasse über die Elbwiesen. (Foto Katharina Büttel)

Wer den „Echten“ herstellen will, muss ganz bestimmte Zutaten verwenden. „Nicht nur die allbekannten, auch solche wie Macisblüte und Vanille“, erklärt Wippler beim Wiegen der Teigballen. Die werden nun von allen geknetet, geformt, gefaltet, sanft wie ein Baby in die Backformen gelegt. Werden es „Schreistollen“ mit nur wenigen Rosinen oder „Flüsterstollen“ mit vielen, eng zusammen liegenden Sultaninen“? Bäckermeister und Stollenmädchen zeigen ihr charmantestes Lachen…

Kraftwerk Mitte als neue kulturelle Drehscheibe

DDR-Kunst – „Der Weg der roten Fahnen“ am Kulturpalast. (Foto Katharina Büttel)

Zum Tagesprogramm gehört ein Museumsbesuch. Dieses Mal müssen wir aufs Grüne Gewölbe, Raffaels Sixtinische Madonna und Canalettos Dresden-Veduten verzichten. Spannend nämlich ist das vor einem Jahr eröffnete Kultur-Areal „Kraftwerk Mitte“ am Wettiner Platz.

Die „Brücke“‚-Maler wie hier Ernst-Ludwig-Kirchner, Müller, Heckel hängen im Albertinum. (Foto Katharina Büttel)

„Wo einst Strom und Fernwärme erzeugt wurden, entstehen auf 40.000 Quadratmetern Räume für Kunst, Musik, politische Bildung“, erläutert Manager Frank Neuber. Alte Substanz findet sich in moderner Architektur – den Sächsischen Staatspreis für Baukultur haben die Macher bereits in der Tasche. Auch die Staatsoperette hat endlich nach 70 Jahren Suche hier ihre Traumspielstätte gefunden. Im Trend, spröde Zweckarchitektur in – profitable- „Erlebniszonen“ zu verwandeln, liegt Dresden mit vorn.

Blick in die Gläserne Manufaktur

Blaue Stunde im Innenhof des berühmten Zwingers.

Ein Abendspaziergang durch den Großen Garten belebt die Sinne. Er führt zur Gläsernen Manufaktur von VW, wo sie heute, nach dem Phaeton, den E-Golf produzieren: Technik im Mantel der Kultur. Esskultur erleben wir hier im neuen Restaurant „E-Vitrum“ des Dresdener Starkochs Mario Pattis. Der Abend endet – ganz schick per E-Golf – in der Neustadt, wo die Szene tobt. Ein Stehplatz auf der Straße: Fehlanzeige – ein gutes Bier in der „HORST Vier Vogel Bar“: großes Vergnügen.

Fast schon Pflicht: Abstecher nach Meißen

Aus der Tonform wird die weltberühmte Meissner Kaffeetasse. (Foto Katharina Büttel)

Am letzten Tag: Meißen. Von dort kommen der Riesling, das Porzellan und die Wettiner mit ihrer Grabstätte im gotischen Dom hoch über der Elbe. Der Blick reicht weit in die Lößnitz.

Die Albrechtsburg Meißen wird als Wiege Sachsens bezeichnet. Hier die Johanneskapelle mit Sternenhimmel. (Foto Katharina Büttel)

Nach Jahren des Experimentierens gelang dem Alchemisten Böttger 1708 die rechte Mischung aus Kaolin, Feldspat und Quarz: das europäische „weiße Gold“, Porzellan, war erfunden. August der Starke installierte auf seiner Albrechtsburg eine Porzellanmanufaktur. Die gekreuzten blauen Schwerter sind das erste Markenzeichen der Welt. Rasend wuchsen Ruhm und Nachfrage, die Manufaktur wurde ins Tal verlegt. In der Schauhalle bewundern wir Museumsstücke und neu Designtes und schauen Porzellanmachern und –malerinnen staunend über die Schulter.

Ein Hauch Sächsische Weinstraße

Weingut Schloss Wackerbarth kreierte den Glühwein „Weiß & Heiß“. (Foto Katharina Büttel)

Die Sächsische Weinstraße führt zum Schloss Wackerbarth bei Radebeul, vorbei an zahllosen Schlössern und schlossähnlichen Elbhangvillen. Wunderschön! In den Schlossweingärten wird weißer Glühwein aus bestem Winzertropfen serviert. Der Geheimtipp auf den Weihnachtsmärkten.

„Saxonia“ ist die schönste aller Sächsinnen. Sie trägt ein Kleid aus 8000 handgeformten Porzellanblüten. (Foto Katharina Büttel)

Und zum krönenden Schluss? Der „Kaffeesachse“ nimmt natürlich einen „Gaffee“ und was „Sießes“ – Eierschecke und Butterstollen. Am besten im Café auf der Brühlschen Terrasse mit Blick über die Elbauen. Dresden könnte süchtig machen.

Wissenswertes zu Dresden in Kurzform

Berühmter Dresdener Klangtempel: die Semperoper.

Informationen: Dresden Information GmbH, info@dresdeninformation.de, www.dresden.de/tourismus; Telefon 0351-501 501.

Stadtführung: buchbar über www.tourguide-dresden.de

Die Augustusbrücke verbindet die Altstadt mit der Neustadt. (Foto Katharina Büttel)

Termine: Der Striezelmarkt findet vom 29. November bis 24. Dezember am Altmarkt statt, das Stollenfest steigt am 9. Dezember mit Festzug und tonnenschwerem Stollen.

Ein stimmungsvoller Weihnachtsmarkt findet am 8./9. Dezember in der Erlebniswelt Haus Meißen statt.

Das Operettentheater hat endlich den idealen Standort gefunden – im Kraftwerk Mitte. (Foto Katharina Büttel)

Auf der Albrechtsburg Meißen finden vom 17. bis 30. Juni 2018 wieder die „Neuen Burgfest-Spiele“ statt nach dem Prinzip: professionelles Stadttheater-Ensemble unter Mitspiel der Bürger der Region auf dem Burgberg und im Stadtkern.

Übernachten: Es gibt eine große Anzahl von historischen, traditionellen Hotels; beispielsweise das Fünf-Sterne-Luxushotel Gewandhaus Dresden mit Spa und Wellness an der Ringstraße 1 gelegen.

{google_map}Dresden{/google_map}