Die große Verschwindibusliga des Fahrradklaus

Selbst schön verpackt, ist das Fahrrad zumindest in Magdeburg nicht vor Dieben sicher. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Selbst schön verpackt, ist das Fahrrad zumindest in Magdeburg nicht vor Dieben sicher. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt, lehrt der Volksmund. Mit Blick auf eine gerade veröffentlichte Statistik müsste es jedoch wohl eher heißen: Wer sein Fahrrad  liebt, der lässt es nicht aus den Augen – zumindest, wenn er mit diesem in Deutschland unterwegs ist, was ja im Sommer durchaus schon mal vorkommen soll. Alternativ böte sich ein Umzug oder eine Tour ins Bergische nach Remscheid oder Wuppertal, an den Rand des Ruhrgebiets ins westfälische Hagen oder an den Rand des Schwarzwaldes ins baden-württembergische Pforzheim an. Denn dort scheinen Langfinger wenig Interesse an gebrauchten Drahteseln zu verspüren.

Gemäß einer Erhebung des Portals Geld.de hat die deutsche Fahrradhochburg Münster die Poolposition als Sündenpfuhl der Zweiraddiebstähle eingebüßt. Was natürlich daran liegen könnte, dass in der Stadt des Westfälischen Friedens nur wenig reizvolle Schrottmöhren über die Radwege rollen. Gleichwohl sicherte sich Münster mit 1.552 gestohlenen Fahrrädern pro 100.000 Einwohnern, die unfreiwillig den Besitzer wechselten, immerhin noch den Bronzerang. Stolzer Sieger der Verschwindibusliga ist Magdeburg mit 1.665 Speichenrößern, die verlustig gingen.

Nicht nur komplette Fahrräder, sondern auch Teile davon erfreuen sich großer Beliebtheit bei Langfingern. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Nicht nur komplette Fahrräder, sondern auch Teile davon erfreuen sich großer Beliebtheit bei Langfingern. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Knapp dahinter eroberte Cottbus mit 1.638 Klaurädern einen beeindruckenden zweiten Platz. Warum ausgerechnet die beiden ostdeutschen Städte sich so souverän an die Spitze setzen konnten, darüber rätseln scheinbar selbst kriminelle Organisationen.

Der nicht existente Verband der Fahrraddiebe e.V. ist absolut ra(t)dlos, warum ausgerechnet in Magdeburg und Cottbus so viele Menschen plötzlich radlos sind. Schließlich würde in beiden Städte ganz sicher kein großes Rad gedreht, heißt es im offiziellen Radgeber. Bleibt eigentlich nur der Verdacht, dass der Grund für die Diebstähle darin liegt, dass auch die Leute ohne Führerschein und Auto schnell dort wegwollen.

Eine Gedanke, der aber irgendwie nicht erklärt, warum die Räder dann ausgerechnet in Städten wie Remscheid, Hagen oder Pforzheim sicher sind. Sicher ist nur, dass gemessen an den absoluten Zahlen Berlin der Bundessieger ist. Hier verließen im vergangenen Jahr 26.513 Drahtesel ungefragt ihren Abstellplatz, ohne wieder aufzutauchen. Da Berlin aber nicht eine derart rasant sinkende Einwohnerzahl hinnehmen muss, liegt dies vielleicht ein Stück weit an der Zuverlässigkeit der Berliner S-Bahn. Aber das ist ein ganz anderes, wenngleich völlig abgefahrenes Thema.