Der Mönchsweg – wo Radfahren zur inneren Einkehr wird

Mild streicht der Wind durch die gelben Rapsfelder unweit des Stocksees. In der Ferne leuchtet schon das Blau des Plöner Sees. Unterwegs auf dem „Mönchsweg“ genießt die kleine Radlergruppe den milden Frühling Ostholsteins. Seit 2007 führt der populäre Radfernweg über insgesamt 340 Kilometer von Glückstadt im Westen bis Puttgarden auf Fehmarn im Nordosten. Wer ihn im wahrsten Sinn des Wortes erfährt, entdeckt nicht nur Elbe, Ostsee und das kontrastreiche Binnenland. Er (oder sie) pilgert auch zu den Deichen der Stör, wo die ersten Missionare Schleswig-Holsteins landeten, oder reist auf den Spuren Ansgars. Der Apostel des Nordens zog von hier übers Meer nach Dänemark, um das Christentum zu verbreiten. Darum endet der „Mönchsweg“, der durchgehend mit einem blau-weißen Hinweisschild markiert ist, das ein weit geöffnetes gotisches Fenster mit Kirchenblick zeigt, konsequenterweise auch nicht mehr an der Ländergrenze: Im Juni vergangenen Jahres wurde der 420 Kilometer lange „Munkevejen“ eröffnet. Er verläuft vom Ausgangspunkt Rødbyhavn über die ostdänischen Inseln Lolland, Falster, Møn und Seeland bis in die historische Königsstadt Roskilde.

Die Verbindung zwischen dem deutschen und dem dänischen Weg stellen die Fähren der Vogelfluglinie her. Das deutsch-dänische Mönchsweg-Projekt ist Teil der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit des Ostsee Holstein Tourismus e.V. und des Østdansk Turisme, die mit der grenzüberschreitenden Kampagne „Auftanken“ unter anderem den Themenschwerpunkt „Aktivurlaub“ in den Vordergrund rücken.

Der Mönchsweg ist ein ideales Beispiel für die „Auftanken“-Kampagne, die die Ostsee Schleswig-Holstein sowie die dänische Seite des Fehmarnbelts als das präsentiert, was es ist: Eine authentische Natur- und Erlebnisregion mit zahlreichen Angeboten zum Erholen, Kraftschöpfen – zum Auftanken eben. Grenzenlos – von Glückstadt bis Roskilde Ob Tagesetappe oder Wochentour: Die Fahrt auf dem „Mönchsweg“ lädt zum Urlaub im eigenen Tempo mit Pausen für Körper und Seele ein – insbesondere an den vielen Kirchen am Wegesrand vom Zisterzienserkloster in Itzehoe bis zur Waldkapelle Mönkloh bei Bad Bramstedt.

Wie viele Radurlauber beim Tritt in die Pedale auftanken und neue Kräfte sammeln? „Von den meisten, die den Mönchsweg fahren, wissen wir leider nichts – sie sind ja auf eigene Faust unterwegs“, sagt Dagmar Ott vom Projektbüro Mönchsweg in Eckernförde. Doch das Interesse an der Verbindung von Aktivsein, Naturerlebnis und Pilgergefühl steige von Jahr zu Jahr. „Der Radwanderführer zum Mönchsweg wurde bei uns schon mindestens 8.000 Mal nachgefragt – und die meisten Käufer benutzen ihn sicher auch“, sagt Ott. Die kontrastreichen Schönheiten des Mönchswegs kennt und empfiehlt die Projektverantwortliche ganz genau: „Ich liebe beispielsweise die Holsteinische Schweiz. Aber auch die Strecke an der Ostsee entlang durch Neustadt und Grömitz ist etwas Besonderes.“

Natürlich war Ott auch schon auf dänischer Seite unterwegs – gemeinsam mit ihren PartnerInnen vom dänischen Pendant „Munkevejen“ erkundete sie den Verlauf von Rødby bis in die Domstadt Maribo. Wer den „Mönchsweg“ entdecken will, kann dies problemlos auf eigene Faust tun. Informationen zu Verlauf und Etappen gibt es im Internet oder in gedruckter Form. Und am Wegesrand liegen Radlerunterkünfte, Hotels und Pensionen, aber auch Gasthäuser oder Restaurants für eine stärkende Pause sowie Supermärkte zur Selbstversorgung.

Echte Mönche kann man am und auf dem Mönchsweg übrigens auch erleben – zumindest, wenn man bei Bad Segeberg einen kleinen Abstecher zum Kloster Nütschau macht. Dort leben 17 Benediktiner wie einst nach der Regel „Ora et Labora“, bete und arbeite. Einer von ihnen ist Pater Matthäus Buß, der seit fünf Jahren regelmäßig im Frühjahr eine Woche lang mit kleinen Gruppen von zwölf bis vierzehn Teilnehmern den Mönchsweg erradelt. Mal mit Start in Glückstadt, mal in Nütschau selbst. Von dort geht es je nach Route durch die Holsteinische Schweiz oder bis nach Großenbrode.

Etwas Kondition müsse man auf dem Mönchsweg aber mitbringen, weiß der fitte 69-Jährige: „In Ostholstein geht es manchmal ganz schön auf und ab – das ahnen die wenigsten.“ Getreu dem Motto des Mönchswegs besuchen Pater Matthäus und seine BegleiterInnen die zahlreichen sehenswerten Kirchen und Klöster. Und nicht zuletzt genießen sie die beeindruckende Landschaft. Wichtig seien ihm dabei besonders drei Punkte, sagt der aus der Radstadt Bocholt stammende Geistliche: „Der sportliche, der kulturelle und nicht zuletzt der religiöse Aspekt – ganz so, wie Pilger es auf dem Jakobsweg nach Santiago erleben.“ Vielleicht die schönste Beschreibung des deutsch-dänischen Mönchswegs.

Detaillierte Informationen und Buchung auf www.moenchsweg.de.