Das Untere Odertal – ein Paradies für Vögel

Vor dem herbstlichen Sonnenuntergang bieten die Kraniche im Flug ein malerisches Bild. (Foto S. Goetze)

Wenn die Sonne über dem Unteren Odertal langsam untergeht, schweben unzählige Kraniche herein und lassen sich in der grünen Flussaue nieder. Die majestätischen Vögel an einem ihrer bevorzugten Rastplätze auf der Reise in den Süden zu beobachten, ist im Herbst ein ganz besonderes Naturschauspiel in Deutschlands einzigem Flussauen-Nationalpark. Bis zu 15.000 Kraniche suchen in dieser urwüchsigen Landschaft im Norden Brandenburgs jedes Jahr für einige Wochen ihre Schlafplätze auf. Von natürlichen Aussichtspunkten und reizvoll gelegenen Beobachtungstürmen, aber auch auf einer schaukelnden Kremser-Kutsche, bei einer Wanderung, Fahrrad- oder Kanutour lassen sich die Kraniche mit oder ohne kundige Führung betrachten.

Singschwäne und Seeadler

Jedes Jahr rasten rund 15.000 Kraniche im Unteren Odertal. (Foto: D. Andrzejczyk)

Der Nationalpark Unteres Odertal ist als bedeutendes Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für Vögel bekannt. Zehntausende Blässgänse und Saatgänse, Stockenten und Pfeifenten sowie rund tausend Singschwäne wurden hier gezählt. Sogar Seeadler überwintern vereinzelt in der malerischen Niederung mit ihren ausgedehnten Feuchtgebieten. Im Besucherzentrum Criewen erklärt eine interaktive Ausstellung mitsamt Poldermodell, Oder-Aquarium und Tierstimmen-Quiz, wie diese einmalige Landschaft entstanden ist und welche Tiere hier leben.

Die majestätischen Singeschwäne schweben jeden Abend ein, um im Unteren Odertal ihre Schlafplätze auszusuchen.
(Foto: djd)

Hier können auch Ferngläser ausgeliehen und Bestimmungsbücher gekauft werden. Im alten Oderfischerdorf Gatow steht ein Beobachtungsturm, von dem aus vor allem Enten, Gänse und Singschwäne zu sehen sind. In Mescherin am steilen Ufer der Westoder bietet ein Turm gute Sicht auf die Rastplätze der Kraniche. „Wo es den Vögeln für ihre Rast gefällt, kann es für den Menschen auch nicht schlecht sein“, sagt Susanne Pätzold vom Tourismusverein Nationalpark Unteres Odertal, der unter www.unteres-odertal.de alle Informationen bereithält.

Ruhe finden in der Natur

Auf einer geführten Tour zu den Rastplätzen der Vögel gelangen die Besucher zu den besten Beobachtungsposten. (Foto: djd)

Die menschenleere stille Landschaft im Unteren Odertal entfaltet im Herbst und Winter ganz besondere Reize: Morgens hängen feuchte Nebelschwaden über dem Fluss und seinen weiten Überschwemmungsgebieten, nur die hohen Weiden ragen daraus empor. Wenn die Sonne aufgeht, glitzern Tautropfen überall auf den Ästen und im Schilf. Unzählige Wasservögel ziehen im Herbst durch die Oderniederung oder verbringen hier den Winter, beispielsweise Singschwäne, Gänse und Enten.

Die weiten Überschwemmungsgebiete in der Flussaue sind ein seltenes Refugium für Wasservögel. (Foto: djd)

Fernab von Straßenverkehr und städtischem Alltag finden auch die Menschen ein Refugium der Ruhe und Abgeschiedenheit vor. Hier können sie tief durchatmen und sich besinnen. Um die einzigartige Natur kennen zu lernen, gibt es ausgeschilderte Themenwanderwege und Radrouten, aber auch geführte Touren durch die weiten Feuchtwiesen und urwüchsigen Auenwälder.

Kranichwoche im Unteren Odertal

Im Herbst rasten zehntausende Singeschwäne für einige Wochen im Unteren Odertal. (Foto: djd)

Der Nationalpark Unteres Odertal veranstaltet vom 29. September bis 8. Oktober bereits zum zwölften Mal die Kranichwoche. Tägliche Veranstaltungen laden zu naturnahen Begegnungen mit den majestätischen Vögeln ein, die hier zu Tausenden rasten: Die Kanutour „Wo schlafen die Kraniche?“ führt zu den Schlafplätzen und die Exkursion „Zu Tisch bei Familie Kranich“ bringt Besucher mit Kleinbussen zu den besten Beobachtungsposten. Zudem gibt es Kremserfahrten, Wanderungen und Bildervorträge mit Natur- und Landschaftsführern. Festliche Höhepunkte sind das Mescheriner Kranichfest am 1. Oktober und das Gartzer Stadtfest am 3. Oktober mit Markttreiben, deutsch-polnischem Nationalparklauf und Kranichruferwettbewerb. Weitere Infos unter www.unteres-odertal.de. (djd).