Olympia lässt grüßen: Kostenfreie russische Kniebeugenticket für Moskaus U-Bahn

An der U-Bahn-Station Wystawotschnaja kann man dem Ticketautomaten etwas vorturnen und erhält im Gegenzug einen Freifahrschein. (Foto Mikhail Shcherbakov)
An der U-Bahn-Station Wystawotschnaja kann man dem Ticketautomaten etwas vorturnen und erhält im Gegenzug einen Freifahrschein. (Foto Mikhail Shcherbakov)

Bus und Bahn sind von der Theorie eine tolle Sache. Wären da nicht so leidige Themen wie chronische Verspätungen und jene akute Müdigkeit der Räder zu fortgeschrittener Stunde, die schon kurz nach Sonnenuntergang dazu führt, dass hier und da nur noch vereinzelt Busse und Bahnen gesichtet werden. Vor allen in ländlicheren Regionen gerät die sonst übliche Taktung dann aus dem Takt. Gleichwohl lässt sich mit Bus und Bahn entspannt reisen, oft sogar auf speziellen Spuren oder auf Schienen am Stau vorbei. Zudem ersparen diese Verkehrsmittel einem die lästige Parkplatzsuche und die nicht selten horrenden Parkplatzgebühren.

Obschon dieser Service durchaus seine angenehmen Seiten hat, ist es dem einen oder anderen ein wenig unangenehm, für die Nutzung von Bus und Bahn zu bezahlen. Schließlich lässt sich für das gesparte Geld so manches andere kaufen. Und so vergisst der eine oder andere schon mal, freilich ohne böse Absicht, ein Ticket zu lösen. In der russischen Kapitale Moskau muss man noch nicht einmal ein U-Bahnticket kaufen. Ein paar Kniebeugen genügen und schon bekommt man – zumindest noch bis zum 4. Dezember – die komplett Fahrkarte geschenkt.

Zugegeben, die Ersparnis hält sich bei einem Fahrpreis von 30 Rubel, was etwa 0,70 Euro entspricht, in Grenzen. Doch Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Wer mehrmals am Tag mit der U-Bahn in der russischen Hauptstadt unterwegs ist, hat so schnell mal das Geld für einen Kaffee oder gar eine komplette Mahlzeit gespart. Alles, was der geneigte Fahrgast tun muss, um in den Genuss des Gratis-Fahrscheins zu kommen, ist vor den „Augen“ der digitalen Kamera eines Ticket-Automaten an der Station Wystawotschnaja genau 30 Kniebeugen zu absolvieren. Eine abgefahrene Idee. Einfach knapp zwei Minuten öffentlich zappeln und schon lässt es sich umsonst fahren. Die Erfolgsformel ist dabei überaus simpel: Pro gespartem Rubel eine Kniebeuge. Die Idee zu diesem besonderen Fitnessticket hatte das Nationale Olympische Komitee Russlands, dass mit dieser Aktion die Werbetrommel für die Olympischen Winterspiele vom 7. bis 23. Februar 2014 im russischen Sotschi rühren möchte.

So nett die Idee anmutet, so sehr ist sie jedoch nicht ausgereift, vor allem ungerecht. Was ist beispielsweise mit Rollstuhlfahrern und Gehbehinderten? Was machen Einbeinige? Müssen die voll zahlen? Und was ist mit den Alten und Gebrechlichen? Wäre es nicht fair, den Fahrgästen die Qual der Wahl zu lassen? Statt in die Knie gezwungen zu werden, wäre es doch schön, wenn sie je nach körperlicher Voraussetzung und Gesundheitszustand frei wählen könnten. Neben der Kniebeuge könnten beispielsweise Klimmzüge, Liegestütze oder Fingerhakeln mit dem Fahrscheinautomaten auf dem Programm stehen. Nicht geeignet scheinen hingegen Sprintdisziplinen. Die wenden potenzielle Schwarzfahrer ohnehin an, wenn immer sich ihnen ein Kontrolleur nähert.

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