Darwin als Forum für die Kunst der Ureinwohner

Ein Lächeln ist ihm nur schwer abzugewinnen. Schüchtern, fast schon verlegen, richtet Timothy Cook den Blick leicht nach unten. Nur zaghaft, mit fast knabenhafter Stimme bedankt sich der kleine Mann mit der tiefdunklen Haut, dem leichten Bauchansatz sowie dem gräulichen Haar und Schnäuzer. Er fühlt sich ob des Rummels sichtbar unwohl, bewegt er sich doch sonst vorwiegend in der kleinen Aborigine-Stammesgemeinde auf den Tiwi Islands, rund 80 Kilometer nördlich von Darwin in der Arafurasee. Jetzt aber steht der 53-jährige auf einmal im Blitzlichtgewitter, steht im Fokus des nationalen Interesses in Australien. Denn die mittlerweile zum 29. Mal stattfindende Verleihung des „Telstra National Aboriginal & Torres Strait Islander Art Awards“ wird zu seiner ganz persönlichen Stunde des Triumphes. Vor den surrenden Kameras der Fernsehteams aus Downunder wird Timothy Cook im MAGNT, wie das Museum und die Kunstgalerie des Northern Territories in Darwin kurz bezeichnet wird, der wichtigste Preis für das künstlerische Schaffen der Ureinwohner zugesprochen. Mit einem Schlag ist sein 1,5 mal 2,2 Meter großes Gemälde mit dem Titel „Kulama“, dass sich dem Kreislauf des Lebens widmet, berühmt und Timothy Cook als Preisträger um 40.000 Australische Dollar (etwa 35.000 Euro) reicher.

„Ich bin stolz darauf, der erste ausgezeichnete Künstler meines Stammes zu sein“, erklärt Timothy Cook unter dem Applaus der Besucher, während er den bedeutendsten Kunstpreis des Landes entgegennimmt. 280 Aborigines-Künstler aus ganz Australien hatten sich mit ihren Arbeiten um den Preis beworben. Die besten 63 werden nun bis einschließlich 28. Oktober 2012 bei freiem Eintritt im MAGNT einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.

„Die Künstler leben oft völlig abgeschieden und erfahren kaum eine Wertschätzung“, begrüßt Dr. Christopher Bruce Burns, Erziehungsminister des Northern Territory, die seit fast drei Jahrzehnten stattfindende Preisverleihung sowie die damit verbundene, fast dreimonatige Ausstellung der besten Beiträge als wichtige Präsentationsplattform für die Kunstwerke der Ureinwohner. Um ihre Arbeiten besser vermarkten zu können, sind die Aborigines im Norden und Nordwesten Australiens in ANKAAA, der Association of Northern, Kimberley and Arnhem Aboriginal Artists, organisiert. Die Organisation unterhält insgesamt 49 kleine Kunstzentren, in denen die gut 5.000 organisierten Aborigine-Künstler arbeiten und ihre Werke zum Verkauf anbieten können. Daneben ist die ANKAAA mit ihren Künstler jährlich fester Bestandteil des Aboriginal Art Fairs im August in Darwin.

Traditionell steigt die Messe an dem Wochenende, wenn im MAGNT der „National Aboriginal & Torres Strait Islander Art Awards“ steigt, wo in diesem Jahr (fast) alle Augen auf Sieger Timothy Cook gerichtet sind. Nur über zehn Prozent des Preisgeldes, das Timothy Cook einstreichen durfte, kann sich Raymond Zada aus Südaustralien freuen. Ein mit 4.000 Australischen Dollar (etwa 3.500 Euro) dotierter Sonderpreis wurde ihm für den wohl zeitgemäßesten Wettbewerbsbeitrag zugesprochen. Unter dem Titel „Racebook“ fasste er die zahlreichen, auf zwei Facebook-Seiten abgesetzten rassistischen Kommentaren über die Aborigines zusammen, in dem er den an den Facebook-Schriftzug angelehnten Namen „Racebook“ aus den Hetzparolen von 43.000 so genannten Freunden schuf.

„Auf meine Hinweise hin, wurden die Seiten abgeschaltet. Doch schon am nächsten Tag gab es zwei neue Facebook-Seiten, auf denen sich die scheinbar Unbelehrbaren tummeln“, hofft Raymond Zada, mit seinem Kunstwerk, das inzwischen vom MAGNT angekauft wurde, ein wenig zu mehr Anerkennung und Gleichberechtigung für seines Stammeskollegen beitragen zu können. Als Reaktion auf die Hetzkampagnen hat Zada sein Werk zudem mit dem umgekehrten „Gefällt-mir-Button“ der Facebook-Seiten sowie dem Schriftzug „To many people like this“ („Zu vielen Menschen gefällt das“) versehen. Was wiederum ein kollektives „gefällt mir“ verdient hätte.

Informationen: www.nt.gov.au/natsiaa

Museum and Art Gallery of the Northern Territory (MAGNT), 19 Conacher Street, Bullocky Point, Darwin.

Öffnungszeiten: Wochentags von 9 bis 17 Uhr, an Wochenenden und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

ANKAAA: Association of Northern, Kimberley and Arnhem Aboriginal Artists, Telefon 0061-(0)8-89816134, www.ankaaa.org.au und www.aboriginalart.org

Anreise: Von Frankfurt aus fliegt Qantas täglich via Singapur nach Darwin. Informationen und Buchungen unter www.qantas.de oder telefonisch unter 01805-250620 (0,14 Euro(Min). Hin- und Rückflüge kosten je nach Saison rund 1.100 Euro.

Einreise: Neben einem gültigen Reisepass benötigen Besucher ein elektronisches Visum, die Electronic Travel Authority, kurz ETA, die den Einreisstempel im Pass ersetzt. Eine ETA kann über das Reisebüro, die jeweilige Fluggesellschaft oder im Internet unter www.eta.immi.gov.au beantragt werden.

Gesundheit: Vor der Reise ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung zu empfehlen, da hiesigen Krankenkassen in der Regel nicht für ärztliche Behandlungen in Australien aufkommen. Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung sollten unbedingt ein Sonnenhut, bedeckende Kleidung (langärmeliges Hemd) und eine Sonnenbrille getragen werden. Außerdem sollte die Haut mehrmals täglich mit einen Sonnenschutzcreme (mindestens Lichtschutzfaktor 30 oder höher) eingecremt werden.

Unterkunft: Vibe Waterfornt Hotel, 7 Kirchener Road, Darwin, Telefon 0061-(0)8-89829998, www.vibehotels.com.au. Das moderne Hotel liegt direkt an Darwins neuer Waterfront, keine zehn Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt.

Allgemeine Informationen zu Darwin finden sich unter www.tourismtopend.com.au.