Botswana – ein stattlicher Löwe zum Abschied

Ein Motiv wie aus dem Bilderbuch: ein Löwe liegt faul im Gras und interssiert sich wenig für den Safari-Jeep. (Foto Katharina Büttel)
Ein Motiv wie aus dem Bilderbuch: ein Löwe liegt faul im Gras und interessiert sich wenig für den Safari-Jeep. (Foto Katharina Büttel)

Ndebo, der Ranger, verabschiedet sich vor dem Zelt mit einer Warnung: „Mam, die Tür gut schließen, manchmal stehen Elefanten mitten im Camp!“ Es ist Nacht, schwarze, kühle afrikanische Nacht. Eben noch, zwischen kurzer Dämmerung und tiefem Dunkel, haben wir nach dem Dinner am Lagerfeuer vor der Lagune gesessen – fünf Reisende auf Safari im Okavango-Delta, dem größten Binnendelta der Erde. Sie haben Flusspferde prusten und schnaufen gehört, haben Geschichten von Elefanten gelauscht, die sich in den Pool verirrt und von Büffeln, die die Küche verwüstet haben.

Die neun Zelte der Kings Pool Lodge liegen in einem privaten Schutzgebiet am Linyati-Fluss, Botswanas natürlicher Grenze zu Namibia. Eingerichtet in edlem Safaristil, mit Mahagonibetten, Terrasse, Pool und offener Dusche. Bald ist ein heiseres Brüllen zu hören: schleichen Löwen um die Lodge? Uhus rufen, Paviane und Hyänen schreien. War das ein Elefant, der zehn, zwanzig Meter entfernt, trompetet hat? Erst gegen Morgen wird es ruhig.

Ein afrikanischer Traium in Botswana: Sunset am Linyati-River. (Foto Katharina Büttel)
Ein afrikanischer Traum in Botswana: Sunset am Linyati-River. (Foto Katharina Büttel)

Dieser Teil der afrikanischen Wildnis, vielleicht der schönste, hat seinen Ursprung im Hochland von Angola. Dort entspringt der Okavango und versickert talwärts im Sand der Kalahari. Dabei verwandelt er ein Gebiet von der Größe Schleswig-Holsteins in Flüsse, Sümpfe, Seen und Lagunen – so groß wie das Nildelta.

„Mit dem Wasser kommt das Leben“, weiß Ndebo. Dieses „Meer im Land“ hat eine Flora und Fauna, die sich mit kaum einer anderen Landschaft vergleichen lässt. Hier leben mehr Elefanten als irgendwo sonst auf der Welt; hier enden alle geteerten Pisten aus den Städten im Süden – hier ist Afrikas letztes Paradies.

Wildness mit atemberaubenden Naturerlebnissen: Elefant im Schilfkanalbei Kwetsani. (Foto Katharina Büttel)
Wildness mit atemberaubenden Naturerlebnissen: Elefant im Schilfkanal bei Kwetsani. (Foto Katharina Büttel)

Ein schmales rotes Band am Horizont kündigt die Sonne an. Es ist 6.30 Uhr. Ndebo beugt sich aus dem Jeep, mustert alle Abdrücke im feinkörnigen Sand. „Ich muss erst die Buschzeitung lesen! Hm, zwei Löwinnen, aber die Spur ist alt.“

Er sucht frische Spuren. Interessante Spuren, um den Gästen den Wildreichtum des Landes zu zeigen. Der Himmel ist nun hellblau, die Sonne brennt schon ohne Milde. In flottem Tempo rumpelt der Jeep über bucklige Pisten. Gekonnt biegt Ndebo unvermittelt ab, mal rechts, mal links. Ein verwirrendes Netz überzieht die Savanne, kreuz und quer wie ein Labyrinth. Aus der Luft sehen die Wege aus wie Runzeln einer Elefantenhaut.

So schmeckt Botswana: Lunch-Time im Kings Pool Camp. (Foto Katharina Büttel)
So schmeckt Botswana: Lunch-Time im Kings Pool Camp. (Foto Katharina Büttel)

Das Beste kam sofort: ein Leopard im Unterholz, Löwen im Schatten einer Palme. Dann das Unglaubliche: eine Python erwürgte gerade ein Impalababy, verschlang es in Windeseile, während hinter Büschen die zurückgebliebenen Antilopen mit herzzerreißenden Schreien ihr „Familienmitglied“ betrauerten – ein grandioses Naturerlebnis!

Nein, ein Gewehr habe er nicht, das Gewehr ist mein Kopf, beantwortete Ndebo die Frage eines Gastes. „Mit einem Gewehr fährt man immer näher heran, verliert dabei Respekt und Gefühl für die Eigenschaften der Tiere“.

Einfach atemberaubend: der Blick aus einer Cessna Blick auf den Schlangenfluss im Okavango-Delta. (Foto Katharina Büttel)
Einfach atemberaubend: der Blick aus einer Cessna auf den Schlangenfluss im Okavango-Delta. (Foto Katharina Büttel)

Unerwartet dröhnt Begleitmusik wie von Posaunen vom Linyati River herüber. „Eine ganze Parade Elefanten nimmt Aufstellung am Ufer“, ruft Joe aus Ohio, schnell hinterher!“ Der Bulle hält Abstand zu den Kühen, säuft gemächlich, schlenkert den Rüssel, verspritzt Wasser und bepudert sich penibel von hinten bis vorne mit Staub – ein guter Platz für das obligatorische Lunch.

80.000 dieser grauen Riesen leben unbehelligt in der unberührten Weite des Landes. Elfenbein-Wilderei und kontrollierte Dezimierung sind hier nur ein Randthema. Die Diamantminen um die Hauptstadt Gaborone hat Botswana reich gemacht. So muss der Staatshaushalt nicht durch Elfenbein-Dollars aufgebessert werden.

Seltener Anblick: ein Leopard aus der Nähe. (Foto Katharina Büttel)
Seltener Anblick: ein Leopard aus der Nähe. (Foto Katharina Büttel)

Der Tourismus bleibt auf hohem Niveau, die solide Demokratie macht das Land sicher. Die relativ wenigen Touristen zahlen beachtliche „Eintrittsgelder“ – dafür parken auch nicht, wie vielerorts in Ostafrika, zehn Safaribusse um eine Löwenfamilie. Hier, so wirkt es, sind die Tiere die eigentlichen Gastgeber. Die wenigen, komfortablen Lodges sind ökologisch gebaut, mit 100 Prozent Solarenergie geführt, liegen weit auseinander und haben ihren Preis – was den Massentourismus verhindert.

Bushman Xolati auf Erkundung. (Foto Katharina Büttel)
Bushmann Xolati auf Erkundung. (Foto Katharina Büttel)

Nur per Boot erreicht man von der Landepiste auf der Insel Kwetsani das kleine, feine Baumhaus-Camp. Von Millionen Seerosen umgeben, thront es weltentrückt im inneren Delta; auf Pfählen gebaut, um Palmen und Mangosteenbäume geschlungen – mit Blick von der Terrasse ins Delta. Der Luxus ist nicht aufdringlich, vielmehr der Großartigkeit des Landes angepasst. Afrika hautnah, das kann man hier erleben.

Höhepunkte ist eine Speedboot-Pirsch ins weitläufige Wassersystem. Campmanager Dan weiß jeden Weg, auch im Wasser. Konzentriert saust er durch den Wirrwarr von Papyrus, Belusagras und Seerosen. Springböcke überqueren elegant den Kanal, Zebras stehen am Ufer. Ständig verändert sich die Szenerie, immer wieder tauchen massige Hippoköpfe prustend auf.

„Achtung, zwei Elefanten vor uns im Kanal“, ruft Dan. Quietschvergnügt duschen sich die Urviecher mit Rüsselladungen voller Wasser. „Sie sind unser Kapital, wegen Gras kommt keiner“, meint Dan und hält ein flammendes Plädoyer für den Erhalt dieser einzigartigen Welt, vor allem gegen die Jagd aller Tiere. Über Funk kommt die Botschaft: „Ein Leopard neben der Landepiste.“ Nix wie hin, fantastisch!

Eine durstige Elefanten-Herde am Ufer des Linyati Rivers. (Foto Katharina Büttel)
Eine durstige Elefanten-Herde am Ufer des Linyati Rivers. (Foto Katharina Büttel)

Nach der Großartigkeit des Deltas geht es in die Kalahari, dem größten Sandgebiet der Erde. Neben den Großkatzen ist es seit 10.000 Jahren Heimat der Buschmänner, die für ihre Jagdkunst und dem lustigen Klicklaut in ihrer Sprache berühmt sind.

Ein besonderes Andenken: eine Seerosen-Kette. (Foto Katharina Büttel)
Ein besonderes Andenken: eine Seerosen-Kette. (Foto Katharina Büttel)

Sanft schnurrt die Cessna über das grünblaue Schwemmland mit Ziel Kalahari Plains Camp in der weißgrauen Salzpfanne im Deception Valley. Flirrende Hitze, Fata Morganas -Fehlanzeige! Noch ist Regenzeit, dunkelgrüne Teppiche aus Bosciagras, karmesinrote und goldene Blüten winziger Sukkulenten bedecken die Halbwüste.

Nach dem „High Tea“ geht es mit Ranger Russel auf Safari ins offene Grasland. Wir haben erneut Glück: Der legendäre Kalahari-Löwe mit schwarzer Mähne trottet auf den Jeep zu, schaut kurz auf, um sogleich gelangweilt wieder abzudrehen. Zwei Geparden im Fernglas! Aus geringer Entfernung bewundern wir ihr geflecktes Fell, die schwarzen Gesichtslinien, ihren ruhigen Blick, wunderschön. Russel ist zufrieden.

Ein Oryxantilope in der Kalahari. (Foto Katharina Büttel)
Ein Oryxantilope in der Kalahari. (Foto Katharina Büttel)

Er konnte den Gästen etwas bieten. Auf einer Anhöhe klappt er seine Safarikiste auf, zaubert eine Tischdecke hervor, bittet zum Gin Tonic, zum klassischen „Sundowner“. Genau zur rechten Zeit. Blutrot geht die Sonne unter und macht aus den kahlen Akazienbäumen einen spektakulären Schattenriss. Wie schön ist dieses wilde Land!

Tourismus: Botswana liegt im Trend. Im März ist es Gastland der Reisemesse ITB. Bei „Forbes“ und „New York Times“ steht das Land auf der Liste der wichtigsten Ziele für 2017.

Anreise: z.B. mit Air Namibia von Frankfurt via Windhoek nach Maun/Botswana.. Oder mit Lufthansa nach Johannesburg, weiter mit South African Airways oder Air Botswana. Von Maun mit Cessnas zu den Camps

Reisezeit: Das ganze Jahr über. Regenzeit mit kurzen Regenfällen von November bis März.

Unterwegs auf Safari in Botswana. (Foto Katharina Büttel)
Unterwegs auf Safari in Botswana. (Foto Katharina Büttel)

Einreise: Für Botswana und Namibia ist für Deutsche kein Visum erforderlich. Der Reisepass sollte noch mindestens sechs Monate gültig sein.

Sprache: Mit Englisch kann man sich überall verständigen. Landessprache ist Setswana.

Geld: Die Währung in Botswana ist der Pula. In den Camps werden Kreditkarten akzeptiert (Master Card und Visa).

Ausrüstung: Ein gutes Fernglas; Teleobjektive ab 300-400 mm Brennweite sind ideal für Tieraufnahmen. Von April bisAugust gehören Windjacke, Pullover, warme Pyjamas ins Gepäck. Vorteilhaft ist Kleidung in Beige, Khaki, Weiß, Hellblau, die sich der Natur anpasst.

Ein mächtiger Kalahari-Löwe mit schwarzer Mähne. (Foto Katharina Büttel)
Ein mächtiger Kalahari-Löwe mit schwarzer Mähne. (Foto Katharina Büttel)

Empfehlung: Mittel gegen Reisekrankheit (die kleinen Cessnas!), gute Sonnencreme, Moskitomittel für die Haut. Vor Ort bis zu 4 Liter/Tag trinken. – Der Hygienestandard ist hoch. Malaria-Prophylaxe und Impfungen gegen Hepatitis A/B werden empfohlen.

Lektüre: M. Iwanowski: Botswana; Christoph Lübbert: Botswana, Reise Know-How Verlag mit Tipps für Selbstfahrer, 23,50 Euro.

Safaris: Wilderness Safaris ist Marktführer für luxuriöse Fly-In-Safaris. Camps in Botswana, Namibia, Malawi, Simbabwe und Sambia. Setzt seit 1983 auf sanften Tourismus und Naturschutz.

Wilderness Adventures steht für Bush-Camp-Feeling in o.g. Ländern. Die Camps sind preiswerter und für Selbstfahrer erreichbar. Besonderen Wert wird auf Beschäftigung der Einheimischen in den Camps gelegt.

Aufmerksam und jederzeit zur Flucht bereit: Springböcke in der Kalahari. (Foto Katharina Büttel)
Aufmerksam und jederzeit zur Flucht bereit: Springböcke in der Kalahari. (Foto Katharina Büttel)

Veranstalter: Jacana Tours in 80689 München bieten alle besuchten Camps an: Kings Pool Camp (neun Luxuszelte); Kwetsani Camp (5 Baumhäuser); Banoka Bush Camp am Khwai River (zehn feste Zelthütten); Kalahari Plains Camp (zehnfeste Hütten mit open-air Schlafstelle); z.B. acht Nächte in vier verschiedenen Camps mit allen Flügen um 6390 Euro.

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