Birdspotting in Norwegen – mit Fernglas und GPS dem Odinshühnchen auf der Spur

Vogelbeobachtung gehört zu den populärsten Naturaktivitäten in Norwegen. (Foto Terje Rakke)
Vogelbeobachtung gehört zu den populärsten Naturaktivitäten in Norwegen. (Foto Terje Rakke)

Ein Land, in dem es das weltweit einzige Architekturbüro gibt, das auf den Bau von Unterständen zur Vogelbeobachtung spezialisiert ist, muss Ornithologen Außergewöhnliches zu bieten haben. Wer die größte „Bevölkerungsgruppe“ in Norwegen, die Vogelpopulation, kennen lernen möchte, hat dazu zwischen Skagerrak und der Grenze zu Russland jede Menge faszinierende Gelegenheit. Modernste Datentechnik inbegriffen.

Die von Naturschützern und Ornithologen besonders geschätzten Beobachtungsgebiete liegen mit wenigen Ausnahmen alle an der Küste. So lockt zum Beispiel die Marschlandschaft Jærens gleich südlich von Stavanger vor allem im Frühjahr Birdspotter aus aller Welt an. Ihr Interesse gilt dort vornehmlich Seetauchern, Lappentauchern, Gänsevögeln und Watvögeln, die hier auf ihrem Weg zu den arktischen Brutplätzen einen reich gedeckten Tisch finden.

Runde und Røst als ornithologische Hotspots

Papageientaucher nisten fast überall an Nordnorwegens Küste. (Foto Asgeir Helgestad)
Papageientaucher nisten fast überall an Nordnorwegens Küste. (Foto Asgeir Helgestad)

Weiter nördlich, an der Küste Fjordnorwegens, präsentieren sich die Inseln Runde und Røst als ornithologische Hotspots. Zehntausende Vögel, unter anderem Seeadler und große Kolonien von Papageientauchern, nisten hier. Auch der Trondheimfjord, die inselreiche Helgelandsküste und die mächtige Bergwelt des Lofoten-Archipels bieten hervorragende Bedingungen zur Beobachtung von Seevögeln. Die größte Seeadler-Population Europas lebt entlang der gesamten Küste Nordnorwegens. Zu deren Erkundung werden dann auch in vielen Häfen Bootsexkursionen mit erfahrenen Guides angeboten.

Während der Sommermonate pilgern dann Scharen von Vogelkundlern in die Bergregionen im Landesinneren. Mit Beginn der Schneeschmelze lassen sich beispielsweise auf der Hochebene der Hardangervidda oder im Dovrefjell seltene Vogelarten wie das Odinshühnchen und die Ohrenlerche beobachten. Etwas Glück und Ausdauer braucht es, um auch Schneeeule und Schneeammer vor die Linse zu bekommen.

Dickschnabellumme und Rotkehlpieper in Varanger

Unterstände wie dieser auf der Insel Vadsø bieten attraktive wie geschützte Beobachtungsmöglichkeiten. (Foto Tormod Amundsen)
Unterstände wie dieser auf der Insel Vadsø bieten attraktive wie geschützte Beobachtungsmöglichkeiten. (Foto Tormod Amundsen)

Als einer der hundert besten Vogelbeobachtungsplätze der Welt gilt die Halbinsel Varanger im äußersten Nordosten Norwegens. Wer die weite Anreise nicht scheut, wird hier mit einem großen Bestand arktischer Vogelarten wie Scheckente, Dickschnabellumme und Rotkehlpieper belohnt. Auch eher seltene nordische Vogelarten wie die Sperbereule, der Dreizehenspecht und der Unglückshäher leben hier.

Die außergewöhnliche Qualität des Vogelbestandes findet zudem an Norwegens nordöstlicher Peripherie eine Entsprechung in der Architektur moderner Unterstände und Beobachtungsschutzräume. Die Entwürfe für die aus Kiefernholz der Region gebauten Unterstände stammen alle aus der Feder des nordnorwegischen Architekturbüros Biotope, das sich auf diese Thematik spezialisiert hat.

Mit GPS auf selbstgeführter Vogelbeobachtung

Seeadler gehören zu den gesuchtesten Vogelarten in Norwegen. (Foto Sverre Nilsen)
Seeadler gehören zu den gesuchtesten Vogelarten in Norwegen. (Foto Sverre Nilsen)

Wer sich Norwegens Vogelwelt erschließen möchte, kann auf das weltweit erste GPS-basierte System zur selbstgeführten Vogelbeobachtung zurückgreifen. Es wurde von Din Tur entwickelt und besteht aus einem GPS-Gerät und einem Ordner mit Informationen zu heimischen Vögeln und Internetseiten zu diesem Thema. Der GPS-Navigator verwendet programmierte Interessenspunkte (POIs), die mit einer Beschreibung der regionalen Arten sowie einer empfohlenen Strategie zur Vogelbeobachtung verknüpft sind. Da auch ein „Logbuch der aktuellen Sichtungen“ integriert ist, können Nutzer einfacher entscheiden, welchen Weg sie nehmen wollen.

Das System steht für fast alle Gebiete in Norwegen zur Verfügung, die für die Vogelbeobachtung besonders gute Bedingungen bieten. So z.B.im Dovrefjell, am Trondheimfjord, in der Inselwelt von Vega an der Küste Nordlands sowie im Pasviktal und am Varangerfjord im hohen Norden. Neben der avancierten Suchtechnik bietet Din Tur darüber hinaus sorgfältig entworfene Fotoverstecke, die unter Berücksichtigung von Hintergrund, Umgebung, Beleuchtung sowie Abstand zum Objekt und Komfort entworfen wurden.

Registrierungsprogramm für eigene Beobachtungen

Auch im Winter finden Ornithologen auf Hornøya in Finnmark Schutz und Aussicht. (Foto Tormod Amundsen)
Auch im Winter finden Ornithologen auf Hornøya in Finnmark Schutz und Aussicht. (Foto Tormod Amundsen)

Ein interaktives Registrierungsprogramm für eigene Beobachtungen, das für jedermann öffentlich zugänglich ist und in Echtzeit Eintragungen wiedergibt, bietet die Website www.artsobservasjoner.no auch in englischer Sprache. Sie wird in Norwegen von der landeseigenen ornithologischen Vereinigung Norsk Ornitologisk Forening betrieben, die Teil von Bird Life International ist. Dahinter verbirgt sich die Kooperation aller Naturschutz- und Vogelverbände der Welt.

Wer dem Treiben in Norwegens Vogelwelt lieber gemütlich vom heimischen Sofa aus folgen möchte, kann beim öffentlich-rechtlichen Fernsehsender NRK täglich mehrere Stunden live „dabei“ sein. Fünfzehn fest installierte Kameras, deren Bilder abwechselnd übertragen werden, zeigen das faszinierende Leben unterschiedlichster Populationen auf dem Hornøya-Vogelfelsen in Finnmark.

Die felsige Küstenlandschaft Finnmarks bietet großartige Naturschauspiele. (Foto Asgeir Helgestad)
Die felsige Küstenlandschaft Finnmarks bietet großartige Naturschauspiele. (Foto Asgeir Helgestad)

Weitere Informationen unter www.visitnorway.com/de

Literaturtipp: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Norweger, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-803-8. Erhältlich ist der Titel, der auf augenzwinkernde Art und Weise Skurriles und Wissenswertes über die Norweger vermittelt, im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.


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