Ausgerechnet in den Iran…

Ein Stück Bilderbuch-Iran: die Sheich Lotfullah Mosche am Imam Platz in Isfaha. (Foto Norrbert Eisele-Hein)
Ein Stück Bilderbuch-Iran: die Sheich Lotfullah Mosche am Imam Platz in Isfaha. (Foto Norrbert Eisele-Hein)

Zurückhaltung beim Fotografieren verschleierter Frauen! Wie oft habe ich diesen Satz schon in Reiseführern islamischer Länder gelesen. Doch ausgerechnet im Iran steht diese Warnung plötzlich Kopf. Während sich unsere achtköpfige Reisegruppe anfangs – wenn überhaupt – nur sehr zögerlich nach braver Anfrage getraut, Menschen zu fotografieren, werden wir auf dem Iman-Platz in Isfahan selbst zum Motiv.

Überaus fotogen: junge Iranerinnen mit buntem Tschador. (Foto Norbert Eisele-Hein)

„Dürfen wir ein Foto mit Ihnen machen?“, fragen uns die Iraner. Schüler wollen unbedingt ein Selfie mit uns. Manche tragen sogar Baseball-Caps mit Rapper-Sprüchen oder US-amerikanischen Logos über dem Tschador – dem obligatorischen Kopftuch. Nicht wenige der jungen Damen sind stark geschminkt und fast schon ein wenig kokett in ihrer Annäherung. Viele schreiben uns sogar noch ihren Facebook-Zugang auf, obwohl dieses Medium doch offiziell verboten ist.

Die größte Gebirgshauptstadt der Welt

Vielerorts finden sich Bilder des Ajatollah Chomeini – so wie hieram Ali Qapu-Palast in, Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Aber alles der Reihe nach. „Teheran ist die größte Gebirgshauptstadt der Welt“, behauptet Guide Davood Moeini. „Hier wohnen an die 14 Millionen Menschen zwischen 1.200 und 1.850 Metern Seehöhe. Unten die Ärmeren, oben die Wohlhabenden. Im Winter fahren die oberen 10000 dann gerne mal mit Schnee auf dem Autodach in die niedrigeren Gefilde, um ein wenig zu prahlen“.

Überaus beeindruckend: das Audienzrelief des Darius im Archäologischen Museum in Teheran, (Foto Norbert Eisele-Hein)

Das nahe Elburz-Gebirge mit seinem höchsten Gipfel, dem 5.671 Meter hohen Damavand ist zwar in der flirrenden Mittagshitze nur als Schemen wahrnehmbar, aber ein wenig Schnee hätten wir jetzt auch gerne auf dem Dach. Denn das Thermometer unseres Kleinbusses offenbart kuschelige 39 Grad Außentemperatur. Die Klimaanlage wirbelt zwar tapfer, rührt aber nur den Smog aus dem schier endlosen Stau in den Innenraum. Zu allem Überfluss tragen wir Männer lange Hosen und die Damen in unserer Gruppe müssen ihr Haupt mit einem Kopftuch bedecken – so will es das ‚Hidschab‘, das Verhüllungsgebot des Islam. Und bei den religiösen Führern des Iran, den schiitischen Mullahs, die das Land vor 36 Jahren schon vom Schah befreit haben, zählt dieses Gebot auch für Touristen.

Kleinbus als rollende Sauna

Ateshkadeh, Feuertempel der Zoroaster in Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Endlich im Nationalmuseum steht fest, der Saunatrip hat sich gelohnt, denn der Rundgang durch die archäologische Abteilung ist ein Leckerbissen. Über 6.000 Jahre alte Keramiken aus Tepe Sialk, Keilschrifttafeln aus der elamischen Epoche und das ohne Zweifel eindrucksvollste Exponat aus der achämenidischen Epoche: Das in Stein gemeißelte Audienzrelief des Darius aus dem Schatzhaus in Persepolis. Der König und sein Sohn Xerxes, beide mit prächtig onduliertem Haar und gestylten Bärten beim Empfang eines Hofmarschalls. Ja, da funken die Synapsen, wühlen im leider längst verblassten Geschichtsunterricht… Meder, Achämeniden, Perser – stellen aber fest, dass wir so um 500 vor Christi noch nicht mal einen ordentlichen Kamm hatten. Von wegen onduliertes Haar, sie wissen was ich meine.

Mädchen mit Baseballcaps posieren gut gelaunt auf dem Imam Platz in  Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Zurück im Hotel berichtet uns Ali Nemati, der Generaldirektor der Tourismusbehörde stolz: „2014 kamen bereits fünf Millionen Touristen in den Iran. Die meisten davon schiitische Pilger aus der Region, aber dennoch 15 Prozent davon Westeuropäer. Bis 2025 wollen wir diese Zahlen vervierfachen.“

Touristenzahl bis 2025 verdreifachen

Beliebt ist die Rundtour mit Touristenmobil an der Sheich Lotfullah Moschee im UNESCO-Weltkulturerbe Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Dafür sprechen ehrgeizige Projekte, wie das Eco Desert Camp in Matinabad, wo Ali Vaghefi von Indoostan Tours Biogemüse anbaut und mit Touristen Kameltouren in die Wüste unternimmt. Spezialreiseveranstalter wie Hauser Exkursionen aus München bietet zum üblichen Kulturprogramm ausgedehnte Trekkingtouren und sogar Skitouren auf den Damavand. Aber auch wenn es Herr Nemati nicht anspricht, Tourismus bedeutet einen schwierigen Spagat für den Gottesstaat. Devisen, Wirtschaftswachstum und Imagepflege versus den Import von Facebook, Coca Cola und dem Wunsch nach Selbstbestimmung oder auch mal ohne Kopftuch durch die Stadt zu spazieren.

Ein modernes Paar vor der Sheich Lotfullah Moschee in Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Der Iran hat ähnlich wie Deutschland rund 80 Millionen Einwohner, allerdings ein vier Mal so großes Staatsgebiet, so sind lange Fahrten mit dem Bus unausweichlich. Zum Glück hat unser Guide Davood immer unterhaltsame Anekdoten parat, erzählt profund aus der Geschichte und hat das politische Zeitgeschehen erstaunlich gut auf dem Schirm. Deutsche Veranstalter sind ohnehin angehalten mit inländischen Agenturen zu kooperieren, das sichert Arbeitsplätze und dient wohl auch ein wenig der Kontrolle.

Isfahan – Wirkstätte des Medicus

Wie aus einem Märchen aus 1001 Nacht: die Sheich Lotfullah Moschee im UNESCO-Weltkulturerbe Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

„Hier in der Umgebung von Kashan wird die Mohammadi-Rose angebaut. Das Rosenöl wird in Kupferkesseln destilliert und es zählt zu den besten der Welt. Selbst die Heilige Kaaba in Mekka wird damit gewaschen“, weiß Davood. Kaum zu glauben, denn draußen fegt gerade ein Sandsturm über die Straße. Die sandgeladenen Böen flauen ab, geben den Blick wieder auf das metallen glänzende Asphaltband frei, welches sich schnurstracks durch die Wüste fräst. Direkt auf ein ockerfarbenes, bis zu 4500 Meter hohes Bollwerk zu, dem Zagrosgebirge. An dessen Ausläufern sich nach bald 500 Kilometern endlich Isfahan, die heimliche Hauptstadt des Iran, befindet.

Da schmeckt der Tee gleich doppelt gut. tolle Stimmung in einem kleinen Cafe im Basar unter den Arkaden des Imam Platzes, Meydan-e Naqsh-e Jahan von Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Die alte Wirkstätte des berühmten Medicus, dessen Anreise mit einer Kamelkarawane garantiert noch mehr Sitzfleisch erforderte. Durch golden im Laternenschein glänzende Arkaden betreten wir den Imam-Platz und landen unvermittelt in einem orientalischen Traum aus Tausend und einer Nacht. Schon die Ausmaße sind schier überwältigend. Das 1602 von Shah Abbas I angelegte Areal umfasst 510 mal 160 Meter. Somit ist der Meydan-e Nagsh-e Jahan, „das Abbild der Welt“, wie ihn die Einheimischen nennen, der zweitgrößte Platz der Welt. Nur der Platz des Himmlischen Friedens in Peking ist noch größer.

Pracht wie aus 1001 Nacht

Einfach prachtvoll sind die Vasen mit Fayence-Keramik, die im Basar unter den Arkaden des Imam Platze in Isfahan  feilgeboten werden. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Prachtpaläste, prunkvolle Moscheen und über 200 doppelstöckige Arkaden umrahmen das UNESCO-Weltkulturerbe. Kaum verschwindet die Sonne hinter den Bergen, verwandeln Jung und Alt die herrlich angelegten Grünflächen in die wohl größte und schönste Picknick-Zone der Welt. Zwischen den Brunnen und ihren raffiniert illuminierten Wasserspielen werden die Decken ausgebreitet, Tupperschüsseln und Thermoskannen herumgereicht. Früher frönten die persischen Herrscher hier dem Polospiel. Heute dürfen Touristen in Pferdekutschen eine Runde drehen, um das friedvolle Miteinander zu bestaunen.

In den Basarn lassen sich nicht nur die Töpfer beim Bemalen kunstvoller Vasen bereitwillig über die Schulter schauen. (Foto Norbert Eisele-Hein)

„Where are you from? What’s your name? Welcome to Iran!“ – sofort werden wir mit offenen Armen empfangen. Schon wird eine Tasse Tee gereicht; halten wir eine Schüssel mit Reis und in Berberitzen gekochtem Huhn in unseren Händen. Die iranische Familie stammt aus Jazd. Aufgeschlossen erzählen sie vom Onkel, der als Medizinstudent schon in einem deutschen Krankenhaus Praktikum machen durfte, berichten vom eigenen Job als Lehrer.

Wo deutsche Besucher die Ausnahme bilden

Ein anderes Gesicht legt der Iran bei einer Kameltour rund um das Eco-Desert-Camp  in  Matinabad an den Tag. (Foto Norbert Eisele-Hhein)

„Wir sind auch nur zu Besuch bei Verwandten. Unsere Töchter haben gerade Schulferien. Die Große macht bald das Abitur und würde so gerne auch mal im Ausland studieren, aber das sei leider sehr schwierig.“ Wie es uns denn gefällt im Iran? Als Deutsche hätten sie sicher gerne ein Glas Bier zum Abendessen. Wir können ihnen leider nur ein entalkoholisiertes Bier mit Zitronengeschmack anbieten. Unsere Gastgeber hören aufmerksam zu, stellen viele Fragen: „Deutsche Touristen treffen wir leider viel zu selten. Es bereitet uns große Freude, dass wir dank des Fensters, dass ihr uns öffnet, auch mal wieder einen direkten Blick in die westliche Welt werfen können“.

Gierig stürzen sich die Kamele bei einer Pause auf alles Essbare. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Am nächsten Morgen taucht das warme Morgenlicht die Imam-Moschee mit ihren 42 Meter hohen Minaretten in ein seidenes Rosa. Die floralen Muster der Abertausend gelben, blauen und grünen Fayence-Fliesen leuchten magisch. Auch dieses Meisterwerk islamischer Baukunst wurde auf Geheiß von Shah Abbas I in den Jahren 1611 – 1630 erbaut. Interessant ist, dass die eigentliche Moschee mit ihrer 54 Meter hohen Kuppel vom Portal abknickt. Nur so konnte die Ausrichtung der Betenden nach Mekka hin eingehalten werden.

Auge um Auge mit den friedfertigen Höckertier. (Foto Norbert Eisele-Hein).

„Die etwas kleinere, aber ebenso prächtige Lotfullah-Moschee an der Ostseite wird gerne auch als Frauenmoschee bezeichnet“, erklärt Davood, „denn hier unterhielten die safawidischen Herrscher ihren Privatharem“.

Fitnesstest im Ali Qapu-Palast

Vor der Jame Moschee in Yazd sorgt ein Bild von Ayatollah Khomeini für einen besonderen Blickfang. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Vorbei an den Wasserspielen queren wir den Platz und gelangen zum Ali Qapu-Palast. „Seid ihr fit?, fragt Davood mit Augenzwinkern. Über fünf Stockwerke und am Ende nochmal 72 extra Stufen in einem schmalen Bogengang erreichen wir einen Saal mit unzähligen kleinen flaschen- und vasenförmigen Gipsnischen. Er erinnert irgendwie an einen mit Eierkartons ausgekleideten Partykeller – nur halt viel schöner. Und in der Tat. „Das ist das Musikzimmer oder genauer gesagt der persische Vorläufer moderner Tonstudios'“, scherzt Davood.

Gewürzmischungen und Currys werden in den Basaren hoch gehandelt. 8Foto Norbert Eisele-Hein)

In der Mittagshitze steigen die Temperaturen über dem Platz rasant an. Nach einer kurzen Selfie-Mania, wie eingangs erwähnt, suchen wir den schattigen Bazar auf. Die vielen Nischen der ausgedehnten Gewölbe sind nach Zünften organisiert. Gewürzhändler schichten ihre Currymischungen kunstvoll auf. Säcke voller Kardamom, Nelken, Zimt verströmen einen intensiven Geruch. Die Kunsthandwerker knüpfen feine Seidenteppiche, fertigen Schmuck aus Gold, Silber und Edelsteinen. Edelholzschatullen werden mit höfische Jagdmotiven aus der Safawidenzeit verziert, Miniaturen in Kamelknochen geschnitzt. Kupfer- und Messingschmiede verzieren Geschirr und Kessel mit rasend schnellem und zugleich präzisem Hammerschlag.

Tintengleicher Mokka

Sportliches Treiben im Saheb Azaman Club, Zurkhane, dem „Haus der Stärke“ in Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Wir essen „Gaz“, eine reichhaltige Süßspeise aus Pistazien und trinken einen tintengleichen Mokka dazu. Davood hilft uns aus dem Gassengewirr und leitet uns zur Khaju– Brücke, die optisch einem Aquädukt ähnelnd, den Stadtfluss Zayandehrud mit 23 Bögen auf einer Länge von 132 Metern überspannt. Wir kühlen unsere heißgelaufenen Fußsohlen im Wasser, beobachten alte Männer beim gestenreichen Palaver. Pärchen flanieren vorbei. Halten verstohlen Händchen. Häufig tänzelt der Tschador nur noch auf der letzten Spitze des obligatorischen Haarknotens, wurde die Kleidung schon mal figurbetonend drapiert.

Beieindruckende Zeugen längst vergangener Tage sind die Lehmbauten von Abyaneh. (Foto Norbert  Eisele-Hein)

„Das ist alles haarscharf an der Grenze… unter Achmadinedschad wäre es sogar schon weit darüber hinaus gewesen“, gibt uns eine hübsche Studentin, die lieber anonym bleiben will, leise zu verstehen. „Die Religionspolizei hat ihre Augen und Ohren überall… ich wurde auch schon mal auf das Revier bestellt und musste mich belehren lassen, wo das Kopftuch zu sitzen hat. Meine Eltern haben mich zum Glück nicht geschimpft. Sie denken säkular, wie so viele Iraner. Sie fühlen sich selbst von den Mullahs gegängelt… aber offiziell dagegen aufzubegehren wäre enorm riskant. Wir haben mit Rohani schon enorme Fortschritte gemacht. Er ließ sich schon zu Hause beim Fußballschauen fotografieren, twittert regelmäßig… wir dürfen jetzt nur nicht zu schnell zu viel erwarten, sonst bremsen uns die Mullahs nur wieder aus“, erklärt sie offenherzig, aber hinter vorgehaltener Hand.

Stumme Zeugen von Schönheitsoperationen

Die jungen Iranerin stellen gerne ihre hübschen Gesichter zur Schau. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Auffällig viele junge Iranerinnen tragen größere Nasenpflaster, die von Schönheitsoperationen stammen. Die Statistik ist enorm hoch. Klar, die jungen Damen müssen mit ihren Reizen geizen, dürfen nur ihr Gesicht zeigen. Somit freuen sich die Hersteller von Schminke und die plastischen Chirurgen.

An wichtigen Straßenachsen wird den Märtyrern des Irak-Krieges in Tulpenform ein Denkmal gesetzt. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Das Gespräch wirkt noch nach, als uns Davood wieder einsammelt und wir in das christlich-orthodoxe Viertel Isfahans fahren. Die mit opulenten, großflächigen Bibelfresken geschmückte Vank-Kirche der armenischen Gemeinde ist eine Augenweide. Ihre Existenz und die Tatsache, dass 80.000 armenische Christen im Iran ihren Glauben ausleben dürfen, zeigt, dass der Gottesstaat auch Toleranz üben kann.

Die Türme des Schweigens, Dakhmeha-ye Zartoshti,  und der der Zoroaster am Stadtrand von Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Davon profitieren auch die ca. 50.000 Zoroastrier Irans. Etwas außerhalb der Wüstenoase Yazd besteigen wir bei sengender Sonnen mühsam ihr „Türme des Schweigens“. – „Für die Anhänger Zarathustras ist es das oberste Gebot, dass Feuer, Wasser und auch Erde rein bleiben“, klärt uns Davood auf. „Deshalb wurden noch bis in die 1960er Jahre hinein, die Leichen auf diesen Türmen den Geiern überlassen.“ Kyros II, der Begründer des Persischen Reiches folgte dieser Bewegung ebenso, wie Friedrich Nietzsche, aber auch der Rockstar Freddy Mercury.

Labyrinthartige Altstadt von Yazd

Iranische Touristinnen posieren für westliche Touristen vor dem Ateshkadeh, dem Feuertempel der Zoroaster in Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Ohne Davood wären wir in der Altstadt Yazd’s mit ihrem Winkelwerk aus schmalen Gassen hoffnungslos verloren. Durch eine massive, gerade mal schulterhohe Holztür mit einem massiven Türklopfer aus Messing betreten wir das Hotel Moshir-ol-Mamalek und sind sprachlos. Über einem riesigen Brunnenbecken ranken tief magentafarbene Bougainvillea. In gemütlichen Loungesesseln schlürfen wir Granatapfelsaft, knabbern Pistazien und Kekse mit Rosenölgeschmack. Die Aura des alten Persiens reizt die Sinne. Doch nur eine Ecke weiter bekommt die rosa Wolke wieder eine stählernes Korsett.

Ein Bilderbuchmiotiv: die Jame Moschee in Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Ajatollah Chomenei blickt – wie von so vielen Plätzen – auch vor der schlanken Jame-Moschee streng aus einem großen Bildnis auf uns herab. Da ist sie wieder die ständige Ambivalenz, dieses surreale Gefühl, diese politische Last, der man auch als Tourist nicht wirklich entkommt. Der janusköpfige Alltag einer offenen, neugierigen, hochgebildeten Gesellschaft mit ihren fast schon beschämend gastfreundlichen Menschen. Urlaub bei den Mullahs fühlt sich anders an als auf Mallorca – und das nicht nur wegen des Alkoholverbots und den langen Hosen. Aber wer das Regime nicht mit den Menschen verwechselt, wird zweifellos von einer beeindruckenden Reise zu berichten wissen.

Wissenswertes zu Reisen in den Iran

Die Türme des Schweigens am Stadtrand von Yazd. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Allgemeine Informationenwww.tourismiran.ir oder www.tourismus.de/asien/iran/fremdenverkehrsamt/

Anreise: Günstige Verbindungen unterhält Germania von Düsseldorf und Berlin ohne Zwischenlandung in die Hauptstand Teheran (einfach ab 160 Euro) und von Hamburg zur Pilgerstadt Mashhad (ab 190 Euro einfach). Lufthansa fliegt direkt von Frankfurt nach Teheran und  Turkish Airlines (via Istanbul) fliegt günstig von deutschen Großstädten nach Teheran.

Gläubige vor dem Imam Reza-Heiligtum in Mashad. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Einreise: Für Reisen in den Iran wird ein Visum benötigt. Dies ist bei der iranischen Botschaft in Berlin oder den Konsulaten in Frankfurt, Hamburg oder München zu beantragen. Das hierzu erforderliche Antragsformular lassen sich von der Internetseite der Iranischen Botschaft oder des betreffenden Konsulats herunterladen. Der Pass muss bei der Einreise noch sechs Monate gültig sein. Die Visumsgebühren belaufen sich auf ca. 50 Euro. Auf dem mit dem Visumsantrag einzureichenden Passfoto müssen Frauen kein Kopftuch tragen. Nach dem Visums-Eintrag ist die Reise innerhalb von drei Monaten anzutreten. Wegen der Feiertage zum iranischen Neujahrsfest Nowruz (31. März) werden Visumsanträge ab Anfang bis Ende März nicht oder nur verzögert vom iranischen Außenministerium bearbeitet. Seit einiger Zeit ist es für deutsche, österreichische und schweizerische Touristen auch möglich, ein 14-Tage-Visum bei der Einreise an iranischen Flughäfen zu erhalten. Hierfür besteht jedoch keine Garantie. Bitte beachten Sie, dass an Grenzstellen für Landverkehr grundsätzlich keine Visa erteilt werden.

Erinnerungsfotofürs Familienalbum vor den Fresken in der armenisch-orthodoxen Vank Kathedrale in Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Reiseveranstalter: Ausgewählte Kulturtrekking und Berg- und Skitouren bietet Hauser Exkursionen.

Reisen im Land und Geldangelegenheiten

Verkehr: Im Inland gibt ein gutes und preiswertes Netz an Fluglinien, Überland- und Minibussen oder Savaris (Sammeltaxen) für Kurzstrecken. PKW und Geländewagen werden üblicherweise nur mit Fahrer vermietet. Eine Ausnahme hierzu ist Mahsun Rent-a-Car in Teheran. Die iranischen Straßenverhältnisse sind ausgezeichnet und asphaltierte Straßen führen bis zu den entlegendsten Orten. Wer mit dem eigenen Auto oder Motorrad einreisen möchte, muss beim ADAC ein Carnet de Passage erwerben. Erforderlich sind auch ein internationaler Führerschein und eine grüne Versicherungskarte mit Gültigkeitseintrag für Iran.

Einfach prachtvoll: das Mausoleum Rokn od-Din in Yazd mit de, Geiergebirge im Hintergrund. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Geld: Die Währung heißt Rial. 10 Rial werden umgangssprachlich Tuman genannt. Da Zahlungen mit Schecks und Kreditkarten nur selten möglich sind, sollte man ausreichend Bargeld in Euro mitnehmen. Es wird empfohlen, dies nur bei Banken, z. B. bei der Einreise am Flughafen, einzutauschen. In größeren Hotels ist das Geldwechseln ebenfalls möglich. Ein Euro entspricht ca. 31.680 Rial.

Iraner beim Selfie mit Selfie-Stick vor der Imam Moschee in  Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Trinkgelder: Im Restaurant gibt man etwa zehn Prozent Trinkgeld zusätzlich zum Rechnungspreis, auch wenn dieser bereits Trinkgeld enthalten sollte. Kofferträgern im Hotel sollte man 20.000 Rial geben. Am Flughafen wäre etwa das Doppelte zu zahlen. Für Gefälligkeiten wie das Aufschließen von Türen bei nicht offiziellen Sehenswürdigkeiten oder für kurze Erklärungen inoffizieller Guides wären etwa 50.000 bis 70.000 Rial angemessen. Persische Höflichkeit verlangt es, dass die Person, der Sie ein solches Trinkgeld anbieten, es zuerst ablehnt. Da sie es aber erwartet, bestehen Sie darauf, dass sie es annimmt, was sie nach dem zweiten oder dritten Insistieren erfahrungsgemäß auch tun wird. Wenn Sie als Teilnehmer einer Reisegruppe unterwegs sind, sollten Sie für ihren Reiseleiter bei einer zweiwöchigen Reise etwa 45 bis 50 Euro als Trinkgeld vorsehen und für den Fahrer etwas weniger. Die Gehälter der Reiseleiter sind relativ niedrig angesetzt, so dass sie auf das Trinkgeld angewiesen sind.

Ein echter Hingucker: das Musikzimmer mit Gipsnischen im Ali Qapu-Palast von Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Strom: Die Stromspannung beträgt 230 bis 240 Volt Wechselstrom. Europäische Stecker passen in die Steckdosen.

Kleine Verhaltenstipps

Eine Kunstmalerin, im Sotun-Palast (Chehel Sotoun) in Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Verständigung: Wer kein Persisch spricht, ist auf Englisch angewiesen, das aber von relativ vielen jungen Leuten in Städten wie Teheran, Isfahan und Shiraz gesprochen wird. In Hotels unterhalb der 3-Sterne Kategorie wird es schwieriger mit der Verständigung. Andererseits findet man über die örtlichen Tourismusbüros oder Reiseveranstalter auch deutschsprachige Reiseführer. Die Straßenbeschilderung ist überwiegend zweisprachig, in Persisch, das mit arabischen Buchstaben geschrieben wird, und in Umschrift in lateinischen Buchstaben.

Kleine Verschnaufspause mit Tratsch. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Kleidung: Die im Land geltenden islamischen Kleidungsvorschriften müssen beachtet werden. Dies gilt bereits beim Einsteigen in ein Flugzeug einer iranischen Fluggesellschaft. Herren tragen keine kurzen Hosen. Damen tragen ein Kopftuch, das die Haare bedeckt. Da die Körperformen verhüllt sein sollen, tragen Frauen knöchellange Hosen und eine dichte lange Bluse, eine nicht taillierte Jacke oder einen kurzen Staubmantel und geschlossene Schuhe.

Die Höflichkeit gebietet es, die Iranerin um Erlaubnis zu fragen, ehe sie mit der Kamera abgelichtet werden. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Fotografieren: Grundsätzlich darf – bei entsprechender Rücksichtnahme – alles fotografiert oder auf Video gefilmt werden. Ein Fotoverbot besteht bei militärischen, behördlichen oder verkehrstechnisch bedeutenden Anlagen. Einschränkungen der Fotogenehmigung kann es bei einigen religiösen Stätten geben.

Die Iraner geben sich überaus weltoffen und gewähren auch mal einen Einblick in die eigenen vier Wände. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Frauen – alleinreisend: Eine alleinreisende Frau hat keine Probleme zu erwarten, wenn sie die Kleidungsregeln beachtet und sich zurückhaltend verhält. In den Touristen-Hotels hat man sich an alleinreisende Ausländerinnen gewöhnt. Außerhalb der Hotels kann es in Restaurants bei der Bedienung Verzögerungen geben, da man evtl. denkt, dass eine einzelne Frau noch auf ihre Freundin oder ihren Mann wartet. In städtischen Bussen sitzen Frauen hinten, in Taxis auch neben Männern, in der Metro muss nicht das Frauenabteil benützt werden und in Überlandbussen ist es unüblich, sich neben einen nicht verwandten Mann zu setzen. Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass der Iran ein überdurchschnittliches sicheres Reiseland ist.

Ein riesiges Koran-Kunstwerk im Hauptbahnhof von Teheran. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Verhalten: Traditionen und religiöses Verständnis erfordern Zurückhaltung im Umgang zwischen Männern und Frauen. Beispielsweise sollten Männer bei Begrüßungen von einheimischen Frauen kein Händeschütteln anbieten. Nichtmuslime dürfen religiöse Stätten bis auf die Innenbezirke der schiitischen Heiligtümer in Mashhad, Qom und Shiraz betreten.

Essen, trinken, schlafen

Fliegende Fladenbrote in einer Bäckerei in Isfahan. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Essen und Trinken: Die iranische Küche ist schmackhaft und nicht scharf gewürzt. Chelo Kebab, das aus gekochtem Reis (Chelo) und gegrilltem Fleisch (Kebab) von Hammel, Rind oder Geflügel besteht, gilt als Nationalgericht. Das übliche Getränk ist Tee. Zum Essen werden hauptsächlich Cola- oder Limonaden-Getränke und Mineralwasser gereicht. Der Genuss alkoholischer Getränke ist verboten.

Die Empfangsdamen in den Hotels sprechen nahzu immer fließend Englisch. (Foto Norbert Eisele-Hein)

Übernachtung: Eskan Hotel, No. 10, Esfaraen Alley, Alvand Street, Argentina Square, Tehran, Iran, www.eskanhotel.com, zentrales Viersterne-Hotel mit westlichem Standard.

Venus Hotel, Amadegah St., www.esfahanvenushotel.com, Isfahan, Dreisterne-Hotel, mittelmäßig, aber unweit des Imam-Platzes.

Hotel Moshir Garden, Moshir Boulevard – Enqelab St.,  Yazd, www.irantravelingcenter.com/yazd_moshir_garden_hotel_iran/, ruhig, wundervolle Gartenanlage mit orientalischem Flair.

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