Armenien – am Wegepunkt zwischen Ost & West

Eine der berühmtesten Landmarken Armeniens: Das Kloster Noravank. (Fotos Hrair Hawk)
Eine der berühmtesten Landmarken Armeniens: Das Kloster Noravank. (Fotos Hrair Hawk)

Am Wegepunkt zwischen Osten und Westen zählt das armenische Volk zu einer der ältesten ethnischen Gruppen der Welt und blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. Viele historisch bedeutsame Sehenswürdigkeiten und religiösen Stätten sind heute noch zu besichtigen. Eingebettet in die abwechslungsreiche Landschaft Armeniens bietet sich Reisenden von hier manch unvergesslicher Blick über bewaldete Berghänge, blaugrüne Seen oder sandige Steppen.

Schneebedeckter Hinbgucker: Der Berg Ararat. (Foto: Hrair Hawk)
Schneebedeckter Hinbgucker: Der Berg Ararat. (Foto: Hrair Hawk)

Obwohl im äußersten Osten der Türkei gelegen und seit langem nicht mehr zu Armenien gehörend, bestimmt der Berg Ararat ganz an der Grenze mit 5.165 Metern und seinem ganzjährig schneebedeckten Gipfel vielerorts das Landschaftsbild Armeniens aus der Ferne. Bekannt ist der Vulkan bereits aus der Bibel. Laut des ersten Buch Moses ließ Noah sich hier mit seiner Arche nieder, wo er die große Flut abwartete (Bibel, 1. Mose 8,4). Traditionell gilt das Jahr 301 als Datum der Verkündung des Christentums als Staatsreligion in Armenien. Vor der Annahme des Christentums war Armenien überwiegend ein heidnisches Land.

Der Nationalpark Sevansee im Nordosten von Armenien liegt rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Eriwan entfernt und wird oft auch als „Perle Armeniens“ bezeichnet. Das bis zu 82 Meter tiefe Gewässer nimmt mit seinen rund 1.256 Quadratkilometern rund fünf Prozent der Landesfläche Armeniens ein. 28 Quellen und Flüsse münden in den See, der mit seiner Lage rund 2.000 Meter über dem Meeresspiegel einer der höchst gelegenen Seen der Welt ist. Auf einer Halbinsel im Norden des Sees liegt das 874 nach Christus gegründete Sevan Kloster. Archäologische Ausgrabungen in der Region förderten jedoch Festungen, Friedhöfe und Gebäuderuinen zutage, die bis in das frühe dritte Jahrtausend vor Christus zurückgehen.

Das prächtige Tatev Kloster in Armenien. (Foto: Hrair Hawk)
Das prächtige Tatev Kloster in Armenien. (Foto: Hrair Hawk)

Mit dem Dilijan, dem Khosrov und Shikahogh finden Urlauber drei weitere Nationalparks in Armenien. Dilijan, auch „Armenische Schweiz“ genannt, ist eine bewaldete, hügelige Gegend in der Tavushregion, die sich bis zum Getik Fluss zieht. Khosrov im Südosten von Eriwan liegt am Fuße des Vulkans Gegham und war lange Zeit ein bevorzugtes Jagdgebiet wohlhabender Armenier. Mehr als 1.800 Pflanzenarten sorgen unter andrem auch für stetigen Zuwachs im örtlichen Tierreich. Auskünfte erhalten Besucher durch ein Informationszentrum des WWF’s am Eingang des Parks. Im schwülen Süden, nahe der iranischen Grenze liegt außerdem das von Wäldern durchzogene Naturschutzgebiet Shikahogh.

Als eines der ersten christlichen Völker der Welt überhaupt bauten die Armenier über die Jahrhunderte hinweg zahlreiche Kirchen und Klöster. Die Etschmiadzin-Kathedrale ist eine der ältesten Kirchen der christlichen Welt. Sie wurde im Jahr 303 an der Stelle eines heidnischen Tempels gebaut und gilt als das religiöse Zentrum des armenischen Volkes. Der Erbauungsort wurde einer Legende nach aufgrund einer Vision gewählt, in der Christus vom Himmel herabstieg und mit einem goldenen Hammer auf die Erde schlug. Heute gehört die Stätte zum Weltkulturerbe der UNESCO. 

Hrair Hawk
War einst ein wichtiges kulturelles Zentrum in Armenien, das Tatev Kloster. (Foto: Hrair Hawk)

Das alte Kloster Khor Virap in der Ararat-Region liegt in atemberaubender Umgebung und bietet einen unvergesslichen Blick auf den schneebedeckten Berg in der Ferne. Der Legende nach, ließ König Trdat III. Georg den Erleuchter hier 13 Jahre lang in einer Höhle einsperren, um seinen christlichen Glauben zu brechen. Da die Folter Gregor nicht beugen konnte und er den König von einer als unheilbar angesehenen Krankheit heilte, ließ sich Trdat III. im Jahre 301 selbst taufen und verfügte, dass die Armenier als erstes Volk in der Geschichte das Christentum als Staatsreligion annahmen. 

Das Tatev Kloster in der Region Syunik war einst ein wichtiges kulturelles Zentrum und Treffpunkt und beherbergte neben armenischen Mönchen auch Philosophen, Musiker, Kalligraphen und Maler. In der Gegend um Kotayk erwartet den Besucher das Geghard-Kloster aus dem 8. Jahrhundert. Es wurde in den Stein des umliegenden Hanges geschlagen und beherbergte ursprünglich die christliche Reliquie der „Heiligen Lanze“, nach der das Kloster benannt wurde. Eines der bemerkenswertesten Bauwerke Armeniens ist auch das kürzlich renovierte Noravank-Kloster. Es liegt eingebettet im gleichnamigen Canyon und ist umgeben von dessen leuchtend roten Steinen.

Ein Relikt aus längst vergangegen Tagen - die Amberd Festungsanlage. (Foto Tufenkian Hospitality)
Ein Relikt aus längst vergangegen Tagen – die Amberd Festungsanlage. (Foto Tufenkian Hospitality)

Das wahre Symbol der Armenier sind die tausende, über das gesamte Land verbreitete Steinkreuze, die Khachkars. Meistens in der Nähe von Kirchen errichtet, findet man sie vereinzelt auch in einsamen Gegenden in der Landschaft verstreut. Jedes von Ihnen ist ein Unikat, von ihren Errichtern eigens angefertigt, um für die Erlösung der Seele zu bitten, die Errichtung einer Kirche zu feiern oder als Bitte um Schutz, Gesundheit, Glück oder Liebe. Ein Feld mit rund 900 Khachkars finden Besucher in Noraduz, westlich des Sevansees.

Fans des Altertums erfahren an den zahlreichen archäologischen Fundstätten im Land mehr über das alte Armenien. Die Ruinen von Erebuni bilden heute das Fundament der Hauptstadt Eriwan und bezeugen, dass die Hauptstadt bereits vor 3,000 Jahren ein Zentrum des Armenischen Lebens war. Ausgrabungen förderten Teile von Palästen und Tempel zutage. Kleinere Fundstücke sind im Geschichtlichen Museum von Eriwan zu sehen.
Der heidnische Tempel von Garni in der Gegend um Kotayk, rund 30 Kilometer von Eriwan entfernt, ist ein Beweis der einst weit verbreiteten hellenistischen Kultur in Armenien. Einst war der Tempel aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., der von einer Festung aus Gräben und Seinmauern umgeben war, eine beliebte Sommerresidenz für die jeweiligen Herrscher des Landes. Nach der Zerstörung durch die Römer 59 n. Chr. ordnete König Trdata I. an, die Festung wieder aufzubauen und um einen Sonnentempel zu erweitern. Die heutige Tempelanlage entspricht ihrem Aussehen vor rund 2.000 Jahren.

Ein Tummelplatz für Wassersportler: Der Sevan See. (Foto: Martin Shahbazian)
Ein Tummelplatz für Wassersportler: Der Sevan See. (Foto: Martin Shahbazian)

Das alte Dorf von Khndzoresk in der Syunik-Region liegt einsam auf einem Felsplateau mit mehreren Ebenen und bietet einen unvergleichlichen Blick auf die Wälder und Berge Armeniens. In der gleichen Region zeugen die 7.000 Jahre alten Überreste der Festung von Ughtasar durch Petroglyophen über die Bräuche und Kultur der Steinzeit. Im Gebiet um Armavir nahe der Stadt Echmiadzin liegen die Ruinen von Zvartnots. Das architektonische Meisterwerk wurde während eines Erdbebens im 10. Jahrhundert schwer beschädigt und erst über eintausend Jahre später wiederentdeckt.

Die Steine von Zorats, Zorats Karer, wurden ursprünglich vermutlich zu astronomischen Zwecken errichtet. Allein über 200 der Steine wiegen über 50 Tonnen und erstrecken sich auf rund 12.000 Quadratmetern in der Nähe der Stadt Sisian. Sie datieren zurück auf das zweite Jahrtausend vor Christus.

Während der Marco Polo Ära wurde Armenien durchzogen von der Seidenstraße zwischen Europa und China. Als Route nutzten vor allem Kaufleute, Händler und Entdecker die Strecke. Viele Häuser und Karawansereien entlang der Wege boten Übernachtungsmöglichkeiten an. Die Selim Karawanserei in den Bergen von Sulema, rund 2.400 Meter über dem Meeresspiegel, wurde im Jahr 1332 erbaut und ist heute eine der besterhaltenen des Landes. Ijevan im Herzen der Tavush-Region war und ist auch heute noch berühmt für seine außergewöhnliche Gastfreundschaft. Als Zentrum der Handwerkskunst ist es besonders bekannt für seine Teppiche, die heute in vielen Häusern auf der Welt zu finden sind. Weitere Infos unter www.armeniainfo.am.

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